Familienpolitik
Soziologin Allmendinger fordert 33-Stunden-Woche für Eltern

Angesichts des Weltfamilientags hat die Soziologin Jutta Allmendinger auf Defizite in der Familienpolitik hingewiesen. Vor allem seien die Betreuungsangebote in vielen Regionen nicht ausreichend, sagte sie im Deutschlandfunk.

    Jutta Allmendinger im Porträt
    Fordert bessere Rahmenbedingungen für Eltern: Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. (imago / Jürgen Heinrich )
    Allmendinger, die Präsidentin des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung ist, forderte darüber hinaus eine bessere Absicherung von Familien vor Armut, zum Beispiel durch eine Kindergrundsicherung. Erstrebenswert sei außerdem eine 33-Stunden-Arbeitswoche für Eltern in den ersten zehn Lebensjahren ihrer Kinder, sagte sie. So könnten Eltern sich besser um den Nachwuchs kümmern.
    Anlässlich des von der UNO ausgerufenen Welttags der Familie betonte Allmendinger, es sei gut, wenn mehr Frauen arbeiten und mehr Väter Zeit mit der Familie verbringen wollten. Allerdings bedürfe es für eine solche veränderte Rollenaufteilung besserer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und einer höheren gesellschaftlichen Akzeptanz.

    Familienreport: Familien mit Kindern schauen zuversichtlich in die Zukunft

    Nach Angaben des am Dienstag veröffentlichten Familienreports 2024 des Bundesfamilienministeriums blicken 46 Prozent der Eltern von minderjährigen Kindern positiv in die Zukunft, im Vergleich zu 42 Prozent der Befragten im Bevölkerungsschnitt. Und das, obwohl die Krisen der vergangenen Jahre Familien besonders stark getroffen hätten, heißt es in dem Bericht.
    Die Zeit, die Eltern mit ihren Kindern verbringen, ist laut Report seit 2012 gestiegen: Sowohl Väter auch als Mütter kümmern sich im Schnitt nun etwa eine halbe Stunde mehr pro Tag um den Nachwuchs. Doch das ist nach Ansicht Allmendingers nicht unbedingt ein positives Zeichen. Denn viele Eltern seien gezwungen, sich um ihre Kinder zu kümmern, wenn Kitas wegen Personalmangels geschlossen werden müssten oder andere Betreuungsangebote wegfielen.

    Ungleiche Verteilung der Kinderbetreuung

    Der Report zeigt aber auch Probleme beim Thema Kindererziehung. So wünschen sich viele Eltern beispielsweise eine partnerschaftliche Aufgabenteilung, es gelingt ihnen aber nicht. Zwar leben nur noch gut ein Drittel der Familien im Alleinverdiener-Modell und mehr Mütter arbeiten. Dennoch übernehmen Dreiviertel der Mütter den Großteil der Kinderbetreuung - obwohl nur knapp die Hälfte diese Aufteilung gut findet. Gleichzeitig sagen mit 58 Prozent deutlich mehr Väter als noch 2012, dass sie zu wenig Zeit für die eigenen Kinder haben.
    Vor diesem Hintergrund betont der Report die Bedeutung von Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch Arbeitgeber scheinen das verstanden zu haben: 86 Prozent der befragten Unternehmen finden familienfreundliche Maßnahmen bedeutsam - vor allem um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
    Diese Nachricht wurde am 15.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.