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Space-PR

"Technik trifft Betriebswirtschaft" oder "Theorie trifft Praxis": unter dieses Motto könnte man die regelmäßgen Informationsveranstaltungen der Gründerbörse ("Dresden exists") an der TU Dresden stellen. Am vergangenen Donnerstag präsentierte sich im Hörsaalzentrum der Leipziger Verband SAXESS mit einer spektakulären Idee: "besonders kleine und mittelständische Unternehmen sollten mehr Werbung ins All schiessen. SAXESS hilft dabei, und startet derzeit erst mal mit Referenzobjekten, wie z.B. einem ganzen Päckchen voller Ostprodukte auf dem Weg zur Internationalen Raumstation. Es geht um das Siegel "Space-proofed" – "weltraumgetestet". Gesucht werde jetzt junge Unternehmer/Gründer, die dieses Werbefeld bearbeiten wollen. Nach Vorlesungsende am vergangenen Donnerstag wurde eine kleine Modellrakete gestartet, am Samstag startete die echte Sojus....... Liebe Kosmonauten... bitte halten Sie sich gut fest!

    So oder so ähnlich wird es vorgestern bei Start der Sojus TMA-2 im kasachischen Baikonur zugegangen sein. Mit an Bord Ostprodukte aus Sachsen. Rund 10.000 wuselnde Käsemilben aus Würchwitz, als Geschmacksmuster für die Astronauten, ebenso wie ein T-Shirt der Chemnitzer Kult-Unterwäsche-Firma Bruno Banani, eine CD und diverse andere Artikel, die zu Werbezwecken für fünf Monate mit ins All fliegen.

    Ins All flogen auch die Unterschriften von 2500 Unternehmen. Zu einem Preis von 50 Euro pro Signatur können diese dann später mit einem echten ISS-Zertifikat und dem Slogan "Auch wir waren mit im Orbit" werben. Space-PR nennt sich das und ist weit entfernt von Werbegags für Außerirdische.

    Ralf Heckel, Initiator dieser Space-PR-Idee und Vorsitzender von SAXESS, einem in Leipzig beheimateten Verband von rund 20 Unternehmern sieht ein schier unerschöpfliches Werbepotenzial im Orbit. Dieses soll nun erschlossen werden.

    Einer der Pioniere, der ersten Kunden auf dem Gebiet der Weltraumwerbung, war Bruno Banani. Der Unterwäschefabrikant aus Chemnitz, der in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum feiert, hat in seinen Kampagnen schon häufig auf spektakuläre Aktionen gesetzt, so etwa mit Tiefsee-Belastungstests nach dem Motto "Wie viel Druck verkraftet eine Unterhose." Doch die Bilder der Wäsche aus dem All seien die Beste aller Ideen gewesen, schwärmt Marketing-Chef Wolfgang Jassner.

    Voraussetzung für den Erfolg einer solch kostenintensiven Aktion – so Jassner - sei ein ausgeklügeltes Marketing-System. – Immerhin kostet der Transport von einem Gramm Material ins All derzeit rund 52 Euro, jede Fernseh-Sendeminute aus dem Kosmos schon 14-tausend und rund 3000 Euro werden fällig, wenn man ein etwa zwei Quadratzentimeter großes Logo in den Weltraum schicken will. Das T-Shirt jedenfalls, dass am Samstag zur Internationalen Raumstation ISS gestartet ist, wird nochmals einen großen Auftritt haben, wenn Kommandant Nikolai Budarin es auf dem Rückflug mit der Aufschrift "10 Jahre Bruno Banani" tragen wird.

    Der Marketing-Experte Wolfgang Jassner hält diesen Trend zwar noch für verfrüht, dennoch sieht er Zukunfts-Potenzial:

    Sicherlich gibt es genügend Verrückte, die da hinaus wollen, meine Vision ist aber ein Roboter auf dem Mars, der eine Banani-Flagge entrollt.

    Bis zum Jahresende will der SAXESS-Verband acht neue Unternehmen auf die Beine stellen, Space-PR- Beratungsunternehmen etwa oder Weltraum-Souvenir-Vermarkter.