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Space Shuttles mit Silberkranz

Raumfahrt. - Mit gemischten Gefühlen feiert die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa den 25. Geburtstag des Space Shuttles. Zwar freut man sich über die runde Zahl und das bislang Erreichte, blickt aber gleichzeitig skeptisch in die Zukunft. Denn nach einem Vierteljahrhundert ist bereits das Aus in wenigen Jahren absehbar: Einen weiteren runden Geburtstag wird die Shuttle-Flotte wohl nicht erleben.

Von Guido Meyer |
    Die Geschichte begann bereits, als die Amerikaner noch ihre Apollo-Missionen zum Mond flogen, Anfang der siebziger Jahre. Zur selben Zeit bewilligt der US-Kongress Geld für einen Nachfolger der riesigen Saturn-V-Mondraketen, der kleiner, kostengünstiger und wiederverwendbar sein soll, so der amerikanische Weltraumhistoriker Roger Launius.

    " "Wissen Sie, Herr Präsident, mit diesem wiederverwendbaren Vehikel, das aufsteigen und zurückkehren kann, können wir Satelliten der Sowjets fangen und zur Erde bringen." Nixon fand das klasse und war sofort dafür. Natürlich ist das Space Shuttle niemals dazu benutzt worden, aber dies war das Verkaufsargument."

    Ende der 70er Jahre waren die Arbeiten am neuen Raumschiff so weit fortgeschritten, dass die USA der Öffentlichkeit einen Prototypen präsentierten: die Enterprise. Ihr Name war eine Hommage an die Star-Trek-Fernsehserie, deren Schauspieler-Crew denn auch bei der Taufe dabei war. Alle weiteren Shuttles würden die Namen richtiger See-Schiffe tragen, wie die Columbia. Deren Startschuss war am 12. April 1981.

    Mit der Columbia öffnete sich auch für die Bundesrepublik das Tor ins All. 1983 war Ulf Merbold der erste westdeutsche Astronaut im Weltraum. Zwei Jahre später hatte Deutschland mit der Mission D1 gar eine komplette Space-Shuttle- und Spacelab-Mission gebucht. Es war der letzte erfolgreiche Flug der zweiten Fähre, Challenger, die im Januar 1986 am Himmel über Florida explodierte.

    " Bei 100 Starts muss man mit einem Absturz rechnen. Und das ist statistisch erwiesen. Die Frage, ob man höher kommt in der Zuverlässigkeit, ist relativ unsicher. Auch die guten russischen Raketen liegen so bei 95 Prozent oder 94 Prozent. Das ist halt so bei Raketenstarts: Ein kleiner Fehler wird nie vergeben."

    Claus Lippert vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Das Verglühen der Columbia beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre fand in der Tat erst rund 100 Flüge später statt, so dass die Fähren-Flotte mit zwei Totalausfällen voll im Soll liegt, so makaber dies klingen mag. Discovery, Atlantis und Endeavour sind übrig geblieben, und sie haben Raumfahrtgeschichte geschrieben. Ein Beispiel - das Medienecho zum ersten Andocken eines US-Space-Shuttles an die russische Mir-Station 1995.

    " Shuttle-Kommandeur Robert Gibson steuerte die Atlantis von Hand mit kleinen Lenkdüsen bis auf wenige Zentimeter an Mir heran. Bei 28.000 Stundenkilometern durfte kein Fehler unterlaufen. Für die Operation hatte der Amerikaner zwei Minuten Zeit; die Abweichung durfte nur zwei Grad betragen. Er meldetet wenig später: 'Houston - Atlantis. Wir haben Kontakt. Alles sieht stabil aus'. Damit war das erste Kosmos-Rendezvous seit dem Andocken von Apollo an Sojus vor genau 20 Jahren perfekt '"

    2010, nach fast dreißig Jahren im Einsatz, sollen die Fähren ausgemustert werden. Bis dahin werden die Shuttles noch etwa 16 Mal fliegen und dabei im kommenden Jahr auch Europas Weltraumlabor Columbus zur ISS bringen. Der nächste Start - mit der Discovery - ist für Juli geplant. Dann wird mit Thomas Reiter auch der erste Deutsche die Internationale Raumstation besuchen. Missions-Spezialistin der kommenden Mission STS-121 wird Stephanie Wilson sein:

    " Die Raumfähren waren der zentrale Bestandteil beim Aufbau der ISS. Sie waren und sind das Vehikel, das die einzelnen Module ins All getragen hat. Wir hätten die Raumstation nicht ohne die Raumfähren bauen können. Die ganze Arbeit an Bord der ISS war eine optimale Vorbereitung für unsere Rückkehr zum Mond und schließlich für einen bemannten Flug zum Mars."