In Bonn profiliert sich Miriam Clark als Lakmé. Sie weiß die virtuosen Register zu ziehen, aber insbesondere auch die Momente des Elegischen anrührend zu gestalten. Die riesige und gewaltig schwere Partie wirkte weithin wie schwerelos und ging zu Herzen. Einige kleine Eintrübungen der Intonation taten der insgesamt großartigen Leistung kaum nennenswerten Abbruch. Im Theater der Bundesstadt präsentierte sich eine Primadonna mit der Aura der begehrenswerten jungen Frau und als exotische Schönheit.
"Lakmé" gehört zu den süffigen, repräsentativen und fortdauernd betörend schönen Werken der großen Bühne aus jenen Jahren, in denen der expansive Kolonialismus und in seinem Gefolge der Exotismus im Zenith standen. Die Rührgeschichte mit einer leichten Prise indischen Unabhängigkeitskampfs führt in das luxuriös-heilige Refugium des Brahmanen Nilakhantha, dessen als Hohepriesterin fungierende und – natürlich – bildhübsche Tochter von neugierigen englischen Indien-Reisenden aufgestöbert wird.
Einer der jungen Kolonialoffiziere entwickelt auf den ersten Blick Begehrlichkeit gegenüber der in einem Schwanenkahn gondelnden Lakmé; Liebe und Verhängnis nehmen ihren raschen dramatischen Verlauf. Denn wie selbstverständlich will der Brahmane den Eindringling und "Schänder" töten, schafft dies auch beinahe (die Engländer kommen nicht besonders vorteilhaft weg beim Zusammenprall der Kulturen).
Nach der Mode der Zeit stirbt Lakmé, des verräterischen Wesens ihres Gérald gewahr werdend, den Liebestod. Der Vater singt ergriffen von der Glückseligkeit des Himmels. Renatus Mészár tut dies auch – mit ruhig und souverän geführter Stimme und insgesamt vorzüglich.
Die Musik des als Ballettkomponist berühmt gewordenen und gebliebenen Organisten und Kompositionslehrers Léo Delibes zeichnet sich durch Passagen der kammermusikalischen Delikatesse aus und durch die Kenntnis all dessen, was im Jahr 1883 rings um die Opéra-comique an musikalischen Schreibstilen auf dem Markt war[ – eine ordentliche Portion Meyerbeer hallt in der "Lakmé" nach (vor allem die "Afrikanerin"); aber auch Jules Massenet und Jacques Offenbach haben unfreiwillig ihren Obolus entrichtet. Schließlich die Melodien der fernen Länder, die nach Paris vorzudringen begannen.
Stefan Blunier bringt die Vielfarbigkeit der Partitur mit großem Engagement und Fingerspitzengefühl für die Feinheiten der Instrumentierung zur Geltung.
Die Bonner "Lakmé"-Inszenierung entstand in Kooperation mit dem Opernhaus in Metz, dessen Intendant auch – mit an Biederkeit grenzender szenischer Zurückhaltung – Regie führte. Die Ausstattung setzte ganz und gar auf vervielfältigte Ornamente, wie sie in etwa so in indischen Serails und Tempeln zu finden sind. Die insgesamt rampennahe Produktion spiegelt getreu das, was seit Jahrzehnten so oder so ähnlich in der französischen Provinz an pflegeleichten Lösungen für ein angeblich sängerfreundliches Theater angeboten wird. Doch Gérald und Mistress Bentson würde ebenso wie dem aussterbenden Brahmanengeschlecht ein Gefallen erwiesen, wenn sie in Reflexion ihrer historischen Rollen in Bewegung gesetzt würden. Text und Partitur jedenfalls sind besser, das heißt auch ein wenig kritischer und brisanter, als die allzu schlichte Bonner Bühnenschönheit ahnen lässt.
"Lakmé" gehört zu den süffigen, repräsentativen und fortdauernd betörend schönen Werken der großen Bühne aus jenen Jahren, in denen der expansive Kolonialismus und in seinem Gefolge der Exotismus im Zenith standen. Die Rührgeschichte mit einer leichten Prise indischen Unabhängigkeitskampfs führt in das luxuriös-heilige Refugium des Brahmanen Nilakhantha, dessen als Hohepriesterin fungierende und – natürlich – bildhübsche Tochter von neugierigen englischen Indien-Reisenden aufgestöbert wird.
Einer der jungen Kolonialoffiziere entwickelt auf den ersten Blick Begehrlichkeit gegenüber der in einem Schwanenkahn gondelnden Lakmé; Liebe und Verhängnis nehmen ihren raschen dramatischen Verlauf. Denn wie selbstverständlich will der Brahmane den Eindringling und "Schänder" töten, schafft dies auch beinahe (die Engländer kommen nicht besonders vorteilhaft weg beim Zusammenprall der Kulturen).
Nach der Mode der Zeit stirbt Lakmé, des verräterischen Wesens ihres Gérald gewahr werdend, den Liebestod. Der Vater singt ergriffen von der Glückseligkeit des Himmels. Renatus Mészár tut dies auch – mit ruhig und souverän geführter Stimme und insgesamt vorzüglich.
Die Musik des als Ballettkomponist berühmt gewordenen und gebliebenen Organisten und Kompositionslehrers Léo Delibes zeichnet sich durch Passagen der kammermusikalischen Delikatesse aus und durch die Kenntnis all dessen, was im Jahr 1883 rings um die Opéra-comique an musikalischen Schreibstilen auf dem Markt war[ – eine ordentliche Portion Meyerbeer hallt in der "Lakmé" nach (vor allem die "Afrikanerin"); aber auch Jules Massenet und Jacques Offenbach haben unfreiwillig ihren Obolus entrichtet. Schließlich die Melodien der fernen Länder, die nach Paris vorzudringen begannen.
Stefan Blunier bringt die Vielfarbigkeit der Partitur mit großem Engagement und Fingerspitzengefühl für die Feinheiten der Instrumentierung zur Geltung.
Die Bonner "Lakmé"-Inszenierung entstand in Kooperation mit dem Opernhaus in Metz, dessen Intendant auch – mit an Biederkeit grenzender szenischer Zurückhaltung – Regie führte. Die Ausstattung setzte ganz und gar auf vervielfältigte Ornamente, wie sie in etwa so in indischen Serails und Tempeln zu finden sind. Die insgesamt rampennahe Produktion spiegelt getreu das, was seit Jahrzehnten so oder so ähnlich in der französischen Provinz an pflegeleichten Lösungen für ein angeblich sängerfreundliches Theater angeboten wird. Doch Gérald und Mistress Bentson würde ebenso wie dem aussterbenden Brahmanengeschlecht ein Gefallen erwiesen, wenn sie in Reflexion ihrer historischen Rollen in Bewegung gesetzt würden. Text und Partitur jedenfalls sind besser, das heißt auch ein wenig kritischer und brisanter, als die allzu schlichte Bonner Bühnenschönheit ahnen lässt.