Wer in Spanien von der Musik leben möchte, hat es nicht leicht. Selbst im Weihnachtsgeschäft in der Madrider Innenstadt gehen kaum noch CDs über den Ladentisch. Diese junge Frau in der Madrider Fußgängerzone erklärt, warum auch sie sich keine Musik mehr kauft:
"Wenn die früher mit den horrenden CD-Preisen nicht so viel kassiert hätten, hätten wir Konsumenten uns das kostenlose Runterladen aus dem Netz vielleicht gar nicht erst angewöhnt. Aber vor zehn Jahren haben sie schon 20 Euro für eine CD verlangt. Jetzt sinken die Preise. Aber das ist zu spät: Die Händler bleiben auf der Musik sitzen."
Einer Marktforschungsstudie zufolge laden sich die Spanier inzwischen 97 Prozent der Musik illegal aus dem Internet auf ihren Computer. Der Schaden beläuft sich demzufolge auf über zweieinhalb Milliarden Euro. Dem gegenüber steht ein Umsatz von nur noch 80 Millionen Euro legal verkaufter Musikproduktionen.
Das Problem beschränkt sich nicht auf die Musikindustrie. Auch bei Filmen und Videospielen meinen viele Spanier, sie schädigten mit ihren Downloads im besten Fall hochrentable internationale Konzerne, kritisiert Aldo Olcese, Vorsitzender einer sogenannten Koalition der Rechteinhaber, die die Studie in Auftrag gegeben hatte
"Die gesamte Kulturindustrie trifft diese Entwicklung hart. Niemand will mehr in eine Branche investieren, in der Betrug durch illegale Downloads an der Tagesordnung ist. Die Unternehmen ziehen sich zurück, aus der Musik, aus dem Filmgeschäft oder aus dem Geschäft mit Videospielen. Wer bisher gedacht hat, das trifft nur die ausländischen Konzerne, sollte sich mal die Entwicklung auf dem Büchermarkt ansehen. Spanien ist hier eine Weltmacht, und auch in dieser Branche werden die Attacken der Piraten immer heftiger. Ich hoffe, unsere Abgeordneten verstehen das."
Denn das spanische Parlament soll nach dem Willen der regierenden Sozialisten noch vor Jahresende eine Gesetzesänderung zum Thema beschließen. Wer künftig auf illegale Downloadmöglichkeiten in seinen Internetseiten hinweist, muss mit der Sperrung rechnen. Eine Expertenkommission des Kulturministeriums soll diese Sperrung veranlassen dürfen. Die spanischen Netzbetreiber sollen zudem den Zugriff auf illegale Downloadseiten im Ausland verhindern. In Spanien gibt es zwar keine Piratenpartei – doch auch der Verband der Internetnutzer läuft gegen das Vorhaben Sturm. Ofelia Tejerina ist die Sprecherin der Organisation:
"Unter dem Vorwand, unsere Kultur zu schützen, bekommen wir chinesische Verhältnisse. Wer entscheidet denn künftig darüber, was man sich noch ansehen darf im Internet? Diese Sonderkommission der Regierung wäre dafür zuständig, das ist wie in China. Natürlich können Richter solche Entscheidungen korrigieren, aber das wird Jahre dauern bis es darüber ein Urteil gibt. Das ist verfassungswidrig. Darin sind sich eigentlich alle Experten einig. Nur die Regierung anscheinend nicht."
Doch die Vereinigung der Internetnutzer muss sich oft auch den Vorwurf gefallen lassen, sie fordere letztlich eine Art Grundrecht auf Urheberrechtsverletzungen im Internet. Paloma Llaneza ist eine der führenden Rechtsexpertinnen für das Internet in Spanien. Sie hält den Vorwurf, Spanien schaffe chinesische Verhältnisse, für aus der Luft gegriffen. Aber auch sie kritisiert, die nun debattierten Maßnahmen seien kurzsichtig und stärkten die Autoren viel zu wenig:
"Wir brauchen eine Debatte über unsere Kulturindustrie und müssen dabei die Rechte der Autoren stärken. Wir müssen auch darüber diskutieren, ob die illegalen Downloads nicht doch vor allem die großen Unternehmen schädigen. Von dem Ladenpreis für ein Buch oder eine CD bekommt ein Autor ja höchstens zehn Prozent. Den Rest bekommen Verleger, Zwischenhändler, Verkäufer. Wir müssen darüber diskutieren, was die tatsächlichen Urheber verdienen sollen - und auf welche Beteiligten in der Kulturindustrie wir verzichten könnten, weil sie zum Werk eigentlich nichts mehr beitragen."
"Wenn die früher mit den horrenden CD-Preisen nicht so viel kassiert hätten, hätten wir Konsumenten uns das kostenlose Runterladen aus dem Netz vielleicht gar nicht erst angewöhnt. Aber vor zehn Jahren haben sie schon 20 Euro für eine CD verlangt. Jetzt sinken die Preise. Aber das ist zu spät: Die Händler bleiben auf der Musik sitzen."
Einer Marktforschungsstudie zufolge laden sich die Spanier inzwischen 97 Prozent der Musik illegal aus dem Internet auf ihren Computer. Der Schaden beläuft sich demzufolge auf über zweieinhalb Milliarden Euro. Dem gegenüber steht ein Umsatz von nur noch 80 Millionen Euro legal verkaufter Musikproduktionen.
Das Problem beschränkt sich nicht auf die Musikindustrie. Auch bei Filmen und Videospielen meinen viele Spanier, sie schädigten mit ihren Downloads im besten Fall hochrentable internationale Konzerne, kritisiert Aldo Olcese, Vorsitzender einer sogenannten Koalition der Rechteinhaber, die die Studie in Auftrag gegeben hatte
"Die gesamte Kulturindustrie trifft diese Entwicklung hart. Niemand will mehr in eine Branche investieren, in der Betrug durch illegale Downloads an der Tagesordnung ist. Die Unternehmen ziehen sich zurück, aus der Musik, aus dem Filmgeschäft oder aus dem Geschäft mit Videospielen. Wer bisher gedacht hat, das trifft nur die ausländischen Konzerne, sollte sich mal die Entwicklung auf dem Büchermarkt ansehen. Spanien ist hier eine Weltmacht, und auch in dieser Branche werden die Attacken der Piraten immer heftiger. Ich hoffe, unsere Abgeordneten verstehen das."
Denn das spanische Parlament soll nach dem Willen der regierenden Sozialisten noch vor Jahresende eine Gesetzesänderung zum Thema beschließen. Wer künftig auf illegale Downloadmöglichkeiten in seinen Internetseiten hinweist, muss mit der Sperrung rechnen. Eine Expertenkommission des Kulturministeriums soll diese Sperrung veranlassen dürfen. Die spanischen Netzbetreiber sollen zudem den Zugriff auf illegale Downloadseiten im Ausland verhindern. In Spanien gibt es zwar keine Piratenpartei – doch auch der Verband der Internetnutzer läuft gegen das Vorhaben Sturm. Ofelia Tejerina ist die Sprecherin der Organisation:
"Unter dem Vorwand, unsere Kultur zu schützen, bekommen wir chinesische Verhältnisse. Wer entscheidet denn künftig darüber, was man sich noch ansehen darf im Internet? Diese Sonderkommission der Regierung wäre dafür zuständig, das ist wie in China. Natürlich können Richter solche Entscheidungen korrigieren, aber das wird Jahre dauern bis es darüber ein Urteil gibt. Das ist verfassungswidrig. Darin sind sich eigentlich alle Experten einig. Nur die Regierung anscheinend nicht."
Doch die Vereinigung der Internetnutzer muss sich oft auch den Vorwurf gefallen lassen, sie fordere letztlich eine Art Grundrecht auf Urheberrechtsverletzungen im Internet. Paloma Llaneza ist eine der führenden Rechtsexpertinnen für das Internet in Spanien. Sie hält den Vorwurf, Spanien schaffe chinesische Verhältnisse, für aus der Luft gegriffen. Aber auch sie kritisiert, die nun debattierten Maßnahmen seien kurzsichtig und stärkten die Autoren viel zu wenig:
"Wir brauchen eine Debatte über unsere Kulturindustrie und müssen dabei die Rechte der Autoren stärken. Wir müssen auch darüber diskutieren, ob die illegalen Downloads nicht doch vor allem die großen Unternehmen schädigen. Von dem Ladenpreis für ein Buch oder eine CD bekommt ein Autor ja höchstens zehn Prozent. Den Rest bekommen Verleger, Zwischenhändler, Verkäufer. Wir müssen darüber diskutieren, was die tatsächlichen Urheber verdienen sollen - und auf welche Beteiligten in der Kulturindustrie wir verzichten könnten, weil sie zum Werk eigentlich nichts mehr beitragen."