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Spanien
Skandalflughafen kommt unter den Hammer

Eine der größten Investitionsruinen in Spanien ist der Flughafen von Ciudad Real, zwei Autostunden südlich von Madrid. Der Bau eines privaten Investors soll mehr als eine Milliarde Euro gekostet haben - doch nach nur drei Jahren wurde der Betrieb eingestellt. Nun steht der Flughafen zum Verkauf.

Von Oliver Neuroth | 23.01.2014
    Die einzigen Flüge auf dem Don Quijote Airport von Ciudad Real sind zurzeit die von Vögeln. Sie steuern immer wieder eine halbfertige Passagierbrücke an, an der Pflanzen ranken. Die Brücke führt vom Flughafen zur angrenzenden Eisenbahnstrecke. Hier sollte einmal ein Bahnhof entstehen, an dem die Fluggäste in einen Hochgeschwindigkeitszug umsteigen können. Der hätte sie in 50 Minuten in die Hauptstadt Madrid gebracht. Doch soweit kam es nie. Die Züge brausen am Flughafen vorbei.
    Es wirkt gespenstisch: Da steht ein hochmodernes Terminalgebäude mit großen Glasflächen völlig verlassen im Niemandsland. Auf dem riesigen Parkplatz: kein einziges Auto. Am Parkautomaten hängt ein Schild "Fuera de servicio" - außer Betrieb.
    "Der Flughafen Ciudad Real ist ein absoluter Reinfall. Ein Desaster, eine Ruine!"
    , sagt ein Einwohner der Stadt. Der Flughafen ist weiterhin eines der größten Gesprächsthemen. Egal, wen man fragt - jeder hat eine Meinung zu dem Millionenprojekt.
    "Mein Sohn und ich - wir sind von hier aus einmal nach Mallorca geflogen. Das war unglaublich bequem. Aber ehrlicherweise muss man sagen: Die Stadt braucht keinen Flughafen. Er war eine große Geldverschwendung. Wir steckten in der Immobilienblase. Nun sehen wir die Konsequenzen."
    Als die Bauwirtschaft in Spanien brummte, entstanden einige neue Flughäfen im Land - zum Beispiel in Lleida bei Barcelona oder in Castellon bei Valencia. Andere Flugplätze wurden für viel Geld ausgebaut. Die Verantwortlichen seien blauäuig gewesen, sagt Luftfahrt-Journalist José-Ramon Valero aus Madrid:
    Der privat betriebene Flughafen sollte ein Vorzeigeprojekt werden
    Ein Zeichen "Betrieb geschlossen" hängt am spanischen Flughafen.
    Außer Betrieb: 2012 wurde der Betrieb am Flughafen eingestellt. (Deutschlandradio / Oliver Neuroth )
    "Politiker aller Regionen in Spanien wollten ihre eigenen Flughäfen haben - nahe an ihren Heimatorten. Sie hatten nicht darüber nachgedacht, dass der Betrieb solcher Anlage sehr teuer ist und dass sie niemals rentabel sein werden. Im Fall Ciudad Real hat ein privater Investor den Flughafen gebaut. Er ging pleite und die Anlage musste schließen."
    Die 70.000-Einwohner-Stadt Ciudad Real sollte ein Vorzeigeprojekt werden: Der erste internationale Flughafen Spaniens, der privat betrieben wird. Der Investor baute eine der längsten Landebahnen Europas, auf der sogar der Riesen-Airbus A380 starten und landen kann. Tatsächlich hoben nur Kurzstreckenmaschinen ab - und davon deutlich weniger als erwartet. Pro Jahr wurden im Schnitt 30.000 Passagiere abgefertigt; geplant waren rund drei Millionen. 2012 kam das endgültige Aus für den Airport - nach nur drei Jahren Betrieb. Taxifahrer José kann sich daran noch gut erinnern:
    "Die Schließung war für uns Taxifahrer damals eine sehr schlechte Nachricht. Wir dachten, dass sich der Flughafen weiterentwickeln und uns einmal gute Geschäfte bescheren wird."
    Schweizer Multimillionär will Luxustouristen zur Jagd einfliegen lassen
    Glaubt man spanischen Presseberichten, könnte der Flughafen wiederauferstehen. Ein Unternehmer aus Andalusien soll an einem Kauf interessiert sein - ebenso ein Schweizer Multimillionär, dem eine Firma für Privatflugzeuge gehört. Er denkt offenbar darüber nach, Luxustouristen zur Jagd einzufliegen. Die Region Castilla-La Mancha gilt als eine der besten Jagdregionen Europas. Auch wenn das nach einem ausgefallenen Geschäftskonzept klingt - viele Menschen in Ciudad Real glauben an einen Erfolg, auch Taxifahrer José:
    "Einmal kam ich kurz vor Weihnachten zum Flughafen und sah zwölf Privatflugzeuge auf dem Rollfeld stehen. Sie kamen aus den Vereinigten Staaten, aus England, aus Deutschland, eins sogar aus Australien. An Bord waren Passagiere der Luxus-Klasse, die Jagdurlaub machen wollten."
    Ob der Flughafen nun tatsächlich unter den Hammer kommt? Eine erste Runde der Auktion war kurz nach Weihnachten erfolglos zu Ende gegangen - es gab kein gültiges Gebot. Wer nun zuschlägt, würde immerhin ein Schnäppchen machen - verglichen mit den Baukosten von rund einer Milliarde Euro. Denn das Mindestgebot für den Flughafen liegt jetzt "nur noch" bei 80 Millionen.