"TVE kostet heute 1,1 Milliarden Euro. Das ist das billigste öffentliche Fernsehen in Europa im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Eine Hälfte davon kommt aus dem Staatshaushalt, die andere Hälfte sind Werbeeinnahmen. Wenn wir TVE jetzt vom Markt unabhängig machen und ihre Einnahmen garantieren, wo ist das Problem? Der Sender muss doch dann nicht mehr um Quoten kämpfen, was oft das Programm verschlechtert."
Doch ausschließlich aus öffentlichen Geldern soll sich Spaniens öffentliches Fernsehen auch künftig nicht finanzieren. Die Privatsender sollen jetzt drei Prozent ihrer Werbeeinnahmen an TVE abführen. Und auch die Betreiber der Mobilfunknetze oder Internetprovider sollen eine Abgabe auf ihre Umsätze zahlen. Die Opposition spricht von einer Rundfunkgebühr durch die Hintertür. Vor "richtigen" Rundfunkgebühren schrecken die Sozialisten jedoch zurück:
"Ich bin dagegen, eine neue Steuer für das Fernsehen einzuführen. Wir haben in Spanien diese Tradition einfach nicht. Ich bin auch gegen eine Erhöhung der Zuwendungen aus dem Staatshaushalt. Wir wollen private Unternehmen heranziehen, die ja schließlich vom Wegfall der Werbung auf Television Espanola profitieren werden."
Auf rund 500 Millionen Euro beliefen sich die Einnahmen aus der Werbung bei TVE im vergangenen Jahr, in diesem Jahr sind sie durch die Krise um ein Viertel eingebrochen. Das Geld könnten die Privatsender gut gebrauchen, meint der Sprecher der "Union der kommerziellen Fernsehanstalten", Jorge del Corral:
"Wir erleben eine sehr delikate Situation. Wir hatten in diesem Jahr einen Einbruch auf dem Werbemarkt um eine Milliarde Euro. Von unseren sechs nationalen Privatsendern verzeichnen nur zwei Gewinne, Telecinco und Antena 3. Die Geschäftspläne der anderen sind durch die Krise vollkommen durcheinander geworfen worden."
Hohe Verluste machen vor allem "La Cuarta" und "La Sexta", die beide Einschaltquoten von unter zehn Prozent haben. Sie gehören den Mediengruppen "Prisa" und "Mediapro", die trotz großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten für die Rechte an Großsportereignissen Millionenbeträge zahlen. Dennoch weist Jorge del Corral den Vorwurf der Gewerkschaften zurück, TVE solle dafür nun die Rechnung begleichen. Schließlich hänge der öffentliche Fernsehsender künftig zu einem guten Teil von den Einnahmen der Privaten ab:
"Natürlich wäre es uns lieber, wenn sich TVE alleine aus öffentlichen Geldern finanzieren würde. Wir haben akzeptiert, trotzdem einen Teil unserer Einnahmen abzuführen, wenn dafür der öffentliche Sender auch ein öffentliches Programm macht und auf eine kommerzielle Ausrichtung verzichtet. Kommerzielle Aspekte gelten nur dann, wenn man auch Werbung ausstrahlt."
Auch Profifußball oder Motorradrennen soll es nach der Reform bei Televisión Espanola nicht mehr geben. Der Sender soll nicht mit Geld vom Staat um die Übertragungsrechte mitbieten, heißt es im Gesetzesentwurf. Die Sozialisten hoffen, dass der Text schon im September in Kraft treten könnte. Die Beschäftigten bei TVE erstaunt das schnelle Gesetzgebungsverfahren - und die vielen Reformen in ihrem Sender. Gewerkschaftssprecher José Fernández erklärt:
"Diese Reform macht doch keinen Sinn. Die letzte vor drei Jahren ist ja noch gar nicht verdaut. Mehr als 4000 Kollegen wurden damals entlassen. Diese Reform ist mit dem Sender nicht abgesprochen. Wir brauchen sie nicht. Die Regierung reagiert damit nur auf den Druck der Privatsender in Schwierigkeiten."