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Spanische Vogelfänger

Biologie. - Fledermäuse haben sich als nächtliche Insektenjäger und vielleicht noch als heimliche Blutsauger einen Namen gemacht. Spanische Forscher entdeckten jetzt allerdings, dass die größte europäische Fledermausart auch Vögeln nachstellt.

    Der Riesenabendsegler hat eine Flügelspannweite von bis zu 60 Zentimetern und wiegt bis zu 50 Gramm. Im Schutzgebiet der Donana bei Sevilla befindet sich eine Kolonie dieser größten europäischen Fledermaus. Die dortigen Biologen entdeckten im Kot der Säuger Vogelfedern. "Tatsächlich befanden sich die meisten Federn im Kot, wenn die Zugvögel unterwegs waren", berichtet Javier Juste. Offenbar greifen sich die Fledermäuse die Vögel im Flug, denn für eine Jagd durch den Blätterwald sind die fliegenden Säugetiere nicht geschaffen. Anders ist das beim schnellen Flug durch offenes Gelände, hier können die Riesenabendsegler ihre große Flügelspannweite zur Geltung bringen. Die Biologen fanden vor allem Federn von Rotkehlchen und Laubsängern in den Exkrementen der Fledermäuse. "Vermutlich fressen sie aber noch andere Vögel. Die Tiere fliegen nachts als großer Schwarm mit vielen verschiedenen Arten, die Fledermäuse greifen sich wahrscheinlich den erstbesten Vogel", so Juste.

    Warum die Riesenabendsegler irgendwann einmal auf den Vogelgeschmack kamen, ist noch unklar. Aber die Idee ist nicht dumm. "Vom Nährwert her sind Vögel einfach fantastisch", meint Juste, "sieben von neun Monaten, in denen wir die Fledermäuse beobachtet haben, ernährten sie sich von Vögeln." Eine wirkliche Bedrohung sind die Fledermäuse für die durchziehenden Vogelschwärme allerdings nicht. Sie gehören selbst zu den bedrohten Tierarten und finden außer in der Donana nur noch an wenigen Stellen Europas eine Bleibe.

    [Quelle: Kristin Raabe]