Archiv

Spannungen zwischen Iran und Israel
"Die Gefahr eines Krieges ist gewachsen"

Nach Ansicht des Friedensforschers Michael Brzoska ist die Gefahr eines Krieges im Nahen Osten nach dem Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran gewachsen. Insbesondere über den Syrienkonflikt könne es zu einer militärischen Konfrontation zwischen dem Iran und Israel kommen, sagte Brzoska im Dlf.

Michael Brzoska im Gespräch mit Kathrin Hondl |
    Ein israelischer Militärhelikopter fliegt von einer Basis auf den Golanhöhen nahe der syrischen Grenze ab
    Israel rechnet mit einem iranischen Angriff auf den Golanhöhen und hat daher sein Militär in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt (picture alliance/ dpa/ Ilia Yefimovich)
    Hauptinteresse Israels sei es, dass der Iran seine Truppen in Syrien nicht in der Nähe Israels stationiere und militärisch und wirtschaftlich nicht stärker werde, sagte der ehemalige Leiter des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. [*] Durch den iranischen Einfluss in Syrien fühlt Israel sich schon lange bedroht - und greift dort auch iranische Militäranlagen an. Zuletzt hat das israelische Militär in der vergangenen Nacht iranische Stellungen in Syrien angegriffen - als Vergeltung für einen Beschuss der Golanhöhen, der nach israelischen Angaben von iranischen Truppen im Nachbarland ausgegangen war.
    Nach dem Ausstieg der USA aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran stellt sich nun laut Brzoska die Frage, ob der Iran sich nun noch an die Verpflichtungen darin halte oder sein Atomprogramm wieder aktiviere und die internationalen Inspektoren "aus dem Land jage". Dann würde die Gefahr einer atomaren Bewaffnung steigen - und damit auch die Bedrohung gegenüber Israel. "Die Gefahr wächst, dass der Iran über Israel und dann auch die USA in eine militärische Konfrontation geraten könnte", so Brzoska.
    Die Strategie des US-Präsidenten, ein neues Abkommen auszuhandeln, gibt nach Einschätzung des Friedensforschers auch den Hardlinern im Iran die Möglichkeit, bereits festgelegte Einschränkungen des Atomprogramms infrage zu stellen: "Es könnte eine Situation entstehen, die ein neues Abkommen möglich macht - aber eins, das für alle schlechter ist als das jetzige."
    [*] Anmerkung der Redaktion: Die Textfassung wurde an dieser Stelle korrigiert. Michael Brzoska leitet heute nicht mehr das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, dessen Wissenschaftlicher Direktor er bis 2016 war.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.