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Sparprogramm Schleswig-Holstein

Der Jahreswechsel war für die Waldbauern in Schleswig-Holstein nicht gerade erfreulich. Das umfangreiche Sparprogramm der Landesregierung bedeutet einen dramatischen Wegfall an Fördergeldern für die Waldwirtschaft. Von Einsparungen in Höhe von 1 Million Euro ist die Rede.

Von Wolfgang Fabian |
    Was das Sparprogramm der Landesregierung für die schleswig-holsteinischen Waldbauern bedeutet, - so ganz genau kann das noch keiner abschätzen. Wurden bisher die 10.000 Waldbauern je Hektar mit bis zu 40 Euro gefördert, ist es jetzt im Schnitt nur noch ein Euro je Hektar Waldfläche. So jedenfalls heißt es aus dem Forstbereich der schleswig-holsteinischen Landwirtschaftskammer. Für Waldbauern sei dies eine wirtschaftliche Katastrophe, meint jedenfalls Hans-Caspar Graf zu Rantzau vom schleswig-holsteinischen Waldbesitzerverband:

    Der Wegfall der Fördermittel bedeutet für uns, dass wir uns das in Zukunft nicht mehr leisten können, Mischwald anzubauen. Da lässt sich ganz einfach erklären, Mischwaldanbau kostet pro Hektar etwa 5.000 bis 6.000 Euro und der Anbau einer Fichtenmonokultur kostet 1.000 bis 2.000 Euro.

    Der Hintergrund ist: Den Waldbesitzern gehen auch die Bundes- und EU-Zuschüsse verloren, denn die sind an eine Landesförderung gebunden. Konkret heißt das: Bisher kommt der Waldbesitzer für 20 Prozent der Nettokosten für Neuwaldanpflanzungen auf. 80 Prozent decken sich durch die Landes-, Bundes- und EU-Zuschüsse. Aber gerade die fallen jetzt weg mit ökologischen Folgen. Lutz Fähser, Leiter des Bereichs Stadtwald der Hansestadt Lübeck, erklärt warum:

    Weil wir gerade in Schleswig-Holstein auf dem Weg sind, eine naturnähere Waldbewirtschaftung durchzusetzen, auch Privatwaldbesitzer und Kommunalwaldbesitzer sind auf diesem Weg. Wo ist das Motiv für einen Waldbesitzer, der dafür keine Förderung kriegt !

    Dabei hatte sich die Landesregierung ein hohes Ziel gesetzt. Die Waldfläche im Land sollte von 10 Prozent auf 12 Prozent gesteigert werden. Gemeint waren damit allerdings Mischwaldkulturen. "Eigentum verpflichtet", heißt es dazu aus dem schleswig-holsteinischen Umweltministerium. Für Graf zu Rantzau sind die Einsparungstendenzen der Landesregierung nicht nachvollziehbar, vom Verlust an Arbeitsplätzen bei den Waldbetrieben ganz zu schweigen:

    Wenn wir davon ausgehen, dass wir etwa 5 Millionen Euro für forstliche Förderung investiert haben, dann kann man errechnen, dass die Summe des steuerlichen Verlustes größer ist, als der Anteil, den das Land zahlen muss, damit eben die Fördermittel aus Brüssel und Berlin fließen. Insofern ist es eine Milchmädchenrechnung.

    Im Gegensatz dazu ist der Lübecker Stadtwald von den Kürzungen nicht betroffen. Dazu Lutz Fähser:

    Es ist deswegen so günstig, weil wir eben sehr, sehr wenig hineinstecken, weil wir die Natur selber arbeiten lassen, und wenn man wenig eingreift, dann ist auch der Förderungstatbestand, also für Kulturen, für Pflege usw. Geld zu bekommen, bisher schon sehr gering gewesen, so dass wir die wenigen Förderungen, die wir kriegen, zwar zurückfahren, aber die sind im Gesamtvolumen unserer Wirtschaft nicht sehr groß.

    Hintergrund ist das Konzept der naturnahen Waldnutzung, mit dem sich der Lübecker Stadtwald international einen Namen gemacht hat. Es finden keine Kahlschläge statt und der Transport von Holz wird im Wald mit Pferdefuhrwerken durchgeführt. Das sind nur einige Eckpunkte des Lübecker Konzeptes. Die meisten kommunalen Forste in Schleswig-Holstein folgen diesem Beispiel. Auch die Privatwaldbesitzer folgen immer mehr dem Trend, Holz mit Ökozertifikat zu produzieren. Graf zu Rantzau:

    Das Holz lässt sich für keinen Cent teurer verkaufen. Das ist für uns zunächst keine Motivation, sich zertifizieren zu lassen. Es ist aber so, dass über die abnehmende Hand zertifiziertes Holz zunehmend gefordert wird, weil man sich über den Zweifel erheben will, irgendwie aus einer nicht nachhaltig zertifizierten Produktion Holz zu beziehen.

    Lübeck habe für eine solche Bewirtschaftungsmethode hervorragende Gegebenheiten. Alte Eichenbestände und gute Standorte gewährleisten eine hohe Qualität. Trotzdem kann die naturnahe Waldnutzung langfristig eine Alternative für konventionelle Waldbauern sein, meint Lutz Fähser:

    Es ist eigentlich für alle Waldbesitzer eine echte Alternative. Nur die Umstellungsphase ist der Knackpunkt, wo man eine neue Struktur schaffen muss. Wenn das dann nach 20, 30, 40 Jahren läuft, ist diese Form klar die betriebswirtschaftlich Bessere.

    Eine Studie aus dem Jahr 1999 im Auftrag von BUND, Greenpeace, Naturland Robin Wood gibt dieser These recht. Nur die Umstellungsphase der Privatwälder auf nachhaltige Waldwirtschaft will im Moment niemand bezahlen.