Torvalds war es schließlich auch, der den versammelten Journalisten in der "Villa Montalvo" im kalifornischen San Jose am Mittwoch dann die lang erwarteten Einzelheiten über Transmetas Bemühungen und "Crusoe" präsentierte. Im Mittelpunkt stand eine ganze Familie neuartiger Mikroprozessoren, die vor allem Kosten und Kompliziertheit der Computer-Herzstücke reduzieren soll. Besonders Mobilcomputer und spezialisierte Kleinstrechner könnten von der stromsparenden Bauweise "Crusoes" profitieren - Laufzeiten in der Größenordnung eines ganzen Arbeitstages mit nur einer einzigen Akku-Ladung, verringertes Gewicht der Geräte und trotzdem hohe Leistungsfähigkeit, so lauteten die Argumente der Transmeta-Vertreter.
Die Ausführungen des Transmeta-Chefs David Ditzel bewegten sich dagegen eher auf der Ebene von Idee und Planung: Man wolle Chips vereinfachen und derart mit Software verknüpfen, dass Aktualisierungen und Optimierungen des Systems auch über das Internet erfolgen können. Der innovative Prozessor verwendet dazu das sogenannte "Code-Morphing": Eine raffinierte Software interpretiert und übersetzt die Kommandos verschiedener Betriebssysteme und Programme in Befehle des eher einfachen Hardware-Kerns. Das Verfahren verspricht eine vollständige Kompatibilität zu den bislang dominierenden "x86"-Chips von Intel und seinen Konkurrenten.
Weiterer Clou des neuen Wunderdings: Der mit 700 Megahertz getaktete Chip bewältigt seine Aufgaben genauso schnell wie ein doppelt so teurer 650 Megahertz-Prozessor des Marktführers, benötigt dazu jedoch nur ein Fünftel der elektrischen Leistung. Transmeta geht aber noch weiter, erklärte Ditzel - Das neue System soll sich sogar an die jeweiligen Arbeitsgewohnheiten der Benutzer anpassen: "Crusoe ist der erste Mikroprozessor, der seine Instruktionen völlig durch Software erhält - Wir benutzen Anwendungen, die der x86er Reihe entnommen sind, allerdings existiert im Crusoe-Chip keine einzige Hardware-Instruktion." Als Produzenten der Hardware-Einheit nannten die Verantwortlichen IBM.
Darüber hinaus bot sich den Zuschauern wenig Beeindruckendes: Unter den Präsentationsstücken fand sich, neben einigen eher konservativ wirkenden Laptops, ein Demonstrationsmodell, das über eine virtuelle Tastatur auf einem Touchscreen und einem speziellen Stift angesteuert wird. Ein anderes Ausstellungsstück war derart virtuell, dass es anstelle des Bildschirms lediglich einen Aufkleber mit Monitor-Aussehen trug - erst in Kürze soll dazu ein Prototyp vorgestellt werden.