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Spaß an der Mathematik

Mathematik. - Morgen ist es so weit: das erste Türchen des digitalen Adventskalenders kann geöffnet werden. Seit fünf Jahren gibt es diesen Kalender, der vom Berliner DFG-Forschungszentrum Matheon gemacht wird. Dessen Sprecher Professor Martin Grötschel erläutert im Gespräch mit Gerd Pasch, warum sich die Wissenschaftler einen Adventskalender ausgedacht haben.

    Pasch: Herr Professor Grötschel, was hat Sie damals auf die Idee gebracht?

    Grötschel: Ja, wir wollen Mathematik für Schüler spannend machen und wir glauben, wir haben schöne Aufgabe gefunden, die man ohne Vorkenntnisse lösen kann, und wollen so Spaß an Mathematik vermitteln.

    Pasch: Das ist anders als in der Schule, das läuft im Internet ab. Wie?

    Grötschel: Ja, man kann an jedem Tag im Dezember um 18:00 Uhr ein Türchen aufmachen, wie das eben beim Adventskalenderso ist. Dahinter ist dann kein Stück Schokolade oder Kuchen, sondern eine Mathematikaufgabe. Und dann hat man eine gewisse Zeitspanne Zeit - das hat sich im Laufe der Jahre gewandelt, im Moment sind es sechs Stunden - und man muss dann in dieser Zeit die Aufgabe lösen. Wenn man aber nach ein paar Tage glaubt, man müsse die Lösung verbessern, darf man das auch noch machen, dann zählt aber die Zeit, um hinterher einer Regel zur Ermittlung des Gewinnes zu haben.

    Pasch: 10.000 haben schon dran teilgenommen, jedes Mal, wir wollen diese Zahl sicherlich auch erreichen, übertreffen. In diesem Jahr sind die Erwachsenen auch dran beteiligt, haben eine besondere Kategorie. Kriegen die auch leichtere Aufgaben?

    Grötschel: Nein, die bekommen keine leichteren Aufgaben. Das Interessante war, dass Erwachsene von diesem Adventskalender gehört haben, haben mitgemacht und haben sich darüber beschwert, dass sie keine Preise bekommen können. Und dann haben wir gesagt, wir müssen auch zu Erwachsenen fair sein, die dürfen sich auch beteiligen, sich anmelden, müssen sich als Erwachsene anmelden, bekommen die gleichen Aufgaben und bekommen auch Sonderpreise. Aber natürlich richtet sich der Kalender hauptsächlich an Schüler und Schülerinnen.

    Pasch: Was sind das denn noch einmal für Aufgaben? Kann jeder die lösen?

    Grötschel: Eigentlich ja. Die sind allerdings nicht einfach. Wir nehmen die aus unserer praktischen Tätigkeit im Matheon, dem DFG-Forschungszentrum. Die verschiedenen Mitarbeiter werden aufgefordert, sich im Laufe des Jahres Aufgaben auszudenken. Ich steuere diesmal zwei Aufgaben bei, die etwas zu tun haben mit Bergbau, eine, und die andere mit Leiterplattenherstellung. Und die sind dann so umgeformt worden, dass man sie auch in der Praxis als Schüler lösen kann. Wir schreiben aber jeweils dazu, was dahinter steckt, was die wahre Fragestellung ist, und dass natürlich die reale Welt etwas schwieriger ist.

    Pasch: Wir stehen vor dem Jahr der Mathematik 2008. Warum muss die Mathematik so promoted werden?

    Grötschel: Ja, wir glauben, dass Mathematik außerordentlich wichtig ist und dass die Bedeutung der Mathematik noch nicht ausreichend erkannt ist. Das hat verschiedene Ursachen. Mathematik ist schwierig, daran ist nicht zu ändern. Aber die Wichtigkeit der Mathematik für unsere heutige Welt ist nur ganz wenigen deutlich. Und dies wollen wir vermitteln, einerseits. Wir wollen andererseits Schülern Spaß an der Mathematik vermitteln und sie zur modernen Mathematik bringen, die natürlich in den Schulen nicht so einfach gelehrt werden kann. Die Lehrpläne bestehen seit langem, aber wir versuchen, durch Aufgaben, durch Wettbewerbe den Schülern wichtige Fragestellungen der heutigen Zeit nahe zubringen. Das ist die eine Zielgruppe. Die andere Zielgruppe: natürlich breite Öffentlichkeit, Informationen über Mathematik. Und die dritte Zielgruppe: die Industrie, wo wir versuchen nachzuweisen und zu zeigen, dass Mathematik ein wichtiger Produktionsfaktor geworden ist.

    Pasch: Zum Abschluss noch Herr Grötschel, was können wir im nächsten Jahr zum Jahr der Mathematik aus Ihrem Hause erwarten?

    Grötschel: Wir haben etwas Neues erfunden, dass wir Mathe-Macher nennen. Und das sind Lehrer, die sich im Jahr der Mathematik um die Bekanntmachung der Mathematik, Förderung der Mathematik, Popularisierung der Mathematik kümmern wollen. Die können sich registrieren, die werden einem Mathekoffer erhalten, in dem wichtige Informationen über moderne, neue Mathematik drin sind. Ich denke, dass ganz viele Mathematikerinnen und Mathematiker in Deutschland mitmachen werden.