Hier ist Radio P, heute nicht auf 105,5 sondern auf 102, 6. Radio P- der definitiv einzige Piratensender im Beitrittsgebiet. ...
Ein Kassettenrecorder, ein Tisch und zwei Holzbänke auf einer Wiese. Und: Eine Handvoll Studierender, die ihre Ohren spitzen.
Weil Radio P aber ein illegaler Sender ist, werden wir gehetzt und gejagt von der Deutschen Post, Abteilung Telekom. ...
Also Radio P hat sich Anfang der 90er Jahre gegründet, 1990, in Berlin Prenzlauer Berg und damals gab`s in Prenzlauer Berg noch ziemlich viele besetzte Häuser weil, es ein toller Freiraum war, um solche Sachen zu installieren, um Leute zusammen zu kriegen, die Bock auf so was haben.
Ein ungewöhnliches Seminar auf dem Gelände der Potsdamer Uni – ein Alternativseminar. Der Dozent ist ein Student - er heißt Jens Steiner - und ist Experte für Piratensender. Mitgebracht hat er einen Mitstreiter, der lieber anonym bleiben will – aus verständlichen Gründen.
Also was ich vorbereitet hab, das ist hier ne Leiterplatte, die wird hier mit den Teilen , die hier liegen entsprechend dem Plan hier bestückt, das hier sind Widerstände, das sind Kondensatoren, und hier in den Tüten sind noch Transistoren drin.
Keine Alternativuni ohne Praxis. Es folgt der Workshop: Wie löte ich mit einem 15-Euro- Bausatz einen Mikro-Sender zusammen?
Der Sender – theoretisch- wir dürfen ihn bauen, aber du darfst ihn nicht einschalten. Ansonsten ist es eine Ordnungswidrigkeit, früher war es mal ne Straftat. Es gab ein Gesetz aus dem deutschen Reich, um eben politische Gruppen davon abzuhalten, solche Sendungen zu machen, da gab`s Maximalstrafen von 3 Jahre schwerem Zuchthaus. Bis 1996 war das noch gültig. Inzwischen ist es eine Ordnungswidrigkeit.
Studierende, sie sich weniger für Radiopiraterie und mehr für die Freibeuterei in der Kunst begeistern, sitzen derweil in einem großen Zelt vor einer Leinwand, auf der Joseph Beuys zu sehen ist.
.Ende 1972 kommt es zum Eklat. Beuys ist gegen die Studienbeschränkung des Numerus Clausus. Mit seinen Schülern besetzt er das Sekretariat der Akademie und will Studienplätze erzwingen. Der damalige Wissenschaftsminister Johannes Rau ergreift drastische Mittel gegen den unbequemen Kunstprofessor.. (Rau:) Ich hab den Herrn Professor Beuys gestern aus seiner Tätigkeit in der Kunsthochschule und als Landesbediensteter entlassen.
Vera Kamaryt leitet dieses Zeltseminar, die Gründerin der alternativen Berliner Schule für Bühnenkunst – eine entschiedene Kritikerin des deutschen Bildungssystems.
Irgendwann kommt jeder dahinter: die Uni ist ein Sauhaufen geworden. Mein Sohn studiert auch wie Sie... Wenn voller Hörsaal ist und er wagt zu sagen: Herr Professor, können sie bitte ein bisschen lauter reden, wir verstehen Sie nicht, dann sagt ihm die Hoheit: Dann kaufen Sie sich ein Hörgerät!
Ein Zelt weiter geschieht noch etwas Ungewöhnliches: Dort steht mitten im Raum eine nackte Frau – umringt von sieben Hobbyzeichnern - wie Sandra Baumgärtner.
Ja es ist das erste Mal, dass ich Aktzeichnen mache und ich zeichne halt so ziemlich viel und Portrait habe ich schon ziemlich Erfahrungen gemacht, so Portraitzeichnen. Aber so Ganzkörper halt noch nicht, weil mir halt so das Handwerk noch fehlt. Und deswegen finde ich das jetzt echt ganz günstig.
Das Alternative an der Alternativuni ist zum einen, dass wir nicht in diesen kalten Vorlesungsräumen und überfüllten Seminaren sitzen, sondern dass wir das draußen auf der Wiese machen, die andere Alternative ist, dass wir auch keine normalen Lehrveranstaltungen machen, dass jetzt ni9cht vorne ein Professor sitzt, der erzählt und erzählt und erzählt und hinten sitzen alle und hören brav zu, sondern dass wir etwas machen außerhalb des Lehrbetriebs, dass wir zeigen, wie Uni, wie lernen, wie Lehren auch aussehen könnte.
Arne Karrasch vom Allgemeinen Studentenausschuss der Uni Potsdam hat die ganz besonderen Lehrveranstaltungen organisiert – und ist etwas enttäuscht. Denn zu den Seminaren pilgern im Schnitt nur zwischen fünf und 20 Leute. Haben die meisten Studierenden – bei dem heißen Wetter - noch eine andere Alternative gewählt: baden zu gehen?
Das kann sein. Wobei baden kann man in Potsdam jeden Tag und wann man will und auch jede Nacht. Und diese Alternativuni ist ein einmaliges Erlebnis, das nur diese Woche läuft. Und die Leute scheinen ihre Prioritäten anders gesetzt zu haben.
Links zum Thema:
Alternativuni
Ein Kassettenrecorder, ein Tisch und zwei Holzbänke auf einer Wiese. Und: Eine Handvoll Studierender, die ihre Ohren spitzen.
Weil Radio P aber ein illegaler Sender ist, werden wir gehetzt und gejagt von der Deutschen Post, Abteilung Telekom. ...
Also Radio P hat sich Anfang der 90er Jahre gegründet, 1990, in Berlin Prenzlauer Berg und damals gab`s in Prenzlauer Berg noch ziemlich viele besetzte Häuser weil, es ein toller Freiraum war, um solche Sachen zu installieren, um Leute zusammen zu kriegen, die Bock auf so was haben.
Ein ungewöhnliches Seminar auf dem Gelände der Potsdamer Uni – ein Alternativseminar. Der Dozent ist ein Student - er heißt Jens Steiner - und ist Experte für Piratensender. Mitgebracht hat er einen Mitstreiter, der lieber anonym bleiben will – aus verständlichen Gründen.
Also was ich vorbereitet hab, das ist hier ne Leiterplatte, die wird hier mit den Teilen , die hier liegen entsprechend dem Plan hier bestückt, das hier sind Widerstände, das sind Kondensatoren, und hier in den Tüten sind noch Transistoren drin.
Keine Alternativuni ohne Praxis. Es folgt der Workshop: Wie löte ich mit einem 15-Euro- Bausatz einen Mikro-Sender zusammen?
Der Sender – theoretisch- wir dürfen ihn bauen, aber du darfst ihn nicht einschalten. Ansonsten ist es eine Ordnungswidrigkeit, früher war es mal ne Straftat. Es gab ein Gesetz aus dem deutschen Reich, um eben politische Gruppen davon abzuhalten, solche Sendungen zu machen, da gab`s Maximalstrafen von 3 Jahre schwerem Zuchthaus. Bis 1996 war das noch gültig. Inzwischen ist es eine Ordnungswidrigkeit.
Studierende, sie sich weniger für Radiopiraterie und mehr für die Freibeuterei in der Kunst begeistern, sitzen derweil in einem großen Zelt vor einer Leinwand, auf der Joseph Beuys zu sehen ist.
.Ende 1972 kommt es zum Eklat. Beuys ist gegen die Studienbeschränkung des Numerus Clausus. Mit seinen Schülern besetzt er das Sekretariat der Akademie und will Studienplätze erzwingen. Der damalige Wissenschaftsminister Johannes Rau ergreift drastische Mittel gegen den unbequemen Kunstprofessor.. (Rau:) Ich hab den Herrn Professor Beuys gestern aus seiner Tätigkeit in der Kunsthochschule und als Landesbediensteter entlassen.
Vera Kamaryt leitet dieses Zeltseminar, die Gründerin der alternativen Berliner Schule für Bühnenkunst – eine entschiedene Kritikerin des deutschen Bildungssystems.
Irgendwann kommt jeder dahinter: die Uni ist ein Sauhaufen geworden. Mein Sohn studiert auch wie Sie... Wenn voller Hörsaal ist und er wagt zu sagen: Herr Professor, können sie bitte ein bisschen lauter reden, wir verstehen Sie nicht, dann sagt ihm die Hoheit: Dann kaufen Sie sich ein Hörgerät!
Ein Zelt weiter geschieht noch etwas Ungewöhnliches: Dort steht mitten im Raum eine nackte Frau – umringt von sieben Hobbyzeichnern - wie Sandra Baumgärtner.
Ja es ist das erste Mal, dass ich Aktzeichnen mache und ich zeichne halt so ziemlich viel und Portrait habe ich schon ziemlich Erfahrungen gemacht, so Portraitzeichnen. Aber so Ganzkörper halt noch nicht, weil mir halt so das Handwerk noch fehlt. Und deswegen finde ich das jetzt echt ganz günstig.
Das Alternative an der Alternativuni ist zum einen, dass wir nicht in diesen kalten Vorlesungsräumen und überfüllten Seminaren sitzen, sondern dass wir das draußen auf der Wiese machen, die andere Alternative ist, dass wir auch keine normalen Lehrveranstaltungen machen, dass jetzt ni9cht vorne ein Professor sitzt, der erzählt und erzählt und erzählt und hinten sitzen alle und hören brav zu, sondern dass wir etwas machen außerhalb des Lehrbetriebs, dass wir zeigen, wie Uni, wie lernen, wie Lehren auch aussehen könnte.
Arne Karrasch vom Allgemeinen Studentenausschuss der Uni Potsdam hat die ganz besonderen Lehrveranstaltungen organisiert – und ist etwas enttäuscht. Denn zu den Seminaren pilgern im Schnitt nur zwischen fünf und 20 Leute. Haben die meisten Studierenden – bei dem heißen Wetter - noch eine andere Alternative gewählt: baden zu gehen?
Das kann sein. Wobei baden kann man in Potsdam jeden Tag und wann man will und auch jede Nacht. Und diese Alternativuni ist ein einmaliges Erlebnis, das nur diese Woche läuft. Und die Leute scheinen ihre Prioritäten anders gesetzt zu haben.
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