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Spaß mit Genen
Treffen sich zwei Moleküle im Labor

Wenn es um DNA, Proteine und andere Biomoleküle geht, wird es ernst und meist auch kompliziert. Nicht so beim Wiener Molekularbiologen und Fliegenforscher Martin Moder. Wie bei seinen Kurzauftritten bringt er auch in seinem Buch Wissenschaft und Spaß zusammen.

Von Michael Lange | 18.12.2016
    Modell eines DNA-Moleküls
    Modell eines DNA-Moleküls (imago/Westend61)
    Als Doktorand fühlt Martin Moder sich im Genlabor ebenso wohl wie beim Science Slam auf der Comedy-Bühne. In seinem Fliegenkostüm hat er es 2014 sogar zum Science Slam Europameister gebracht.
    Wie bei seinen Kurzauftritten bringt er auch in seinem Buch Wissenschaft und Spaß zusammen. Statt es allen rechtmachen zu wollen, nutzt er jede Gelegenheit für meist lustige, jedenfalls schräge Bemerkungen. Kein Vergleich ist ihm zu weit her geholt, keine Assoziation zu banal und kein Witz zu abgedreht. Bei der Wissenschaft jedoch macht er keine Kompromisse. Mit einem spitzbübischen Grinsen beschreibt er, wie er winzigen Fruchtfliegen das Hirn herausoperiert und warum ihm und anderen Forschern so etwas beim Kampf gegen den Krebs helfen soll.
    Gegen Ende seines Buches stellt Martin Moder zum Teil umstrittene wissenschaftliche Zukunftsvisionen vor. Das reicht vom ewigen Leben im Gefriertank, über Stammzellen-Hackfleisch aus dem Labor bis zur Wiederkehr bereits ausgestorbener Tierarten. Mit der Begeisterung eines Wissenschaftlers lässt er sich vom Reiz dieser Utopien anstecken, um sie dann ebenso lustvoll durch den Kakao zu ziehen. Dabei bleibt er Optimist und zitiert Spider-Man: "Aus großer Kraft folgt große Verantwortung."
    Ein chaotischer Streifzug durch die moderne Biologie
    Auf didaktische Zwänge nimmt Martin Moder keine Rücksicht. Wer von ihm einen wissenschaftlichen Überblick erwartet, wird enttäuscht werden. Im Stil eines Stand-up-Comedians unternimmt er stattdessen einen chaotischen Streifzug durch die moderne Biologie. Von Penisgröße bis Katzenkacke, nichts ist vor ihm sicher. Er kennt keine Ehrfurcht vor Institutionen oder Autoritäten, weder vor wissenschaftlichen noch religiösen. Auch auf mögliche Empfindsamkeiten seiner Leser nimmt er keine Rücksicht. Für ihn steht fest: Genforschung ist cool.
    Man fühlt sich erinnert an die besten Gags der Wiener 'Science Busters'. Und tatsächlich hat der junge Biologe Martin Moder bereits bei ihnen angeheuert. Eine Frischzellenkur für die bislang eher physiklastige schärfste Science-Boygroup der Milchstraße.
    "Treffen sich zwei Moleküle im Labor", Martin Moder
    Ecowin-Verlag, 240 Seiten, 24,00 Euro, ISBN: 978-3570102060