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Speerwerfer Thomas Röhler
"Ich bin Olympiasieger und Unterhaltungsprodukt"

Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler sieht viele olympische Sportarten in der Pflicht, sich selbst zu vermarkten. Mehr Aufmerksamkeit könne man zum Beispiel über spezielle Events generieren. Im Speerwurf versuche man bereits, neue Angebote zu schaffen.

Thomas Röhler im Gespräch mit Matthias Friebe | 01.05.2017
    Der Speerwerfer Thomas Röhler
    Der Speerwerfer Thomas Röhler (dpa/picture alliance/ Martti Kainulainen)
    Seit dem Olympiasieg bei den olympischen Spielen in Rio hat sich Thomas Röhlers Leben stark verändert."Die Aufmerksamkeit ist enorm gestiegen." Die Türen einrennen würden ihm die Sponsoren jedoch nicht:
    "Das ist kein Selbstläufer, wir bewegen uns in einer olympischen Sportart, in der Leichtathletik, und da ist schon auch Erklärungsarbeit nötig. Man muss als Athlet nicht nur seinen Sport treiben, da gehört noch viel mehr dazu." Sportler müssten sich vor allem sichtbarer machen und Sponsorengespräche selber führen. Die finanzielle Absicherung sei in vielen olympischen Sportarten ein großes Thema: "Es ist manchmal schon schwer, die Leidenschaft vor jegliche finanzielle Anreize eines normalen beruflichen Weges zu stellen", so Röhler.
    Mehr Aufmerksamkeit durch Events
    Das habe auch etwas mit dem grundsätzlichen Aufmerksamkeitsproblem in der Leichtathletik zu tun. "Die Medien, die Wirtschaft, und natürlich auch die Charaktere der Sportler – das ist ein Dreigestirn, das ohne den einen Eckpunkt nicht funktioniert." Man habe lange dafür gekämpft, dass man medial bessere Aufmerksamkeit bekomme. Röhler nimmt deshalb auch die Medien in die Pflicht: "Ich habe das Speerwerfen irgendwann mal im Fernsehen gesehen und fand das klasse und wurde inspiriert."
    Ohne spezielle Events könne die gewünschte Aufmerksamkeit für den Speerwurf und die Leichtathletik insgesamt allerdings nicht generiert werden. "Wir sehen, es gibt den Hang zu Spezial-Meetings. Wir versuchen selbst aus der Disziplingruppe heraus Angebote zu schaffen, die genau diesen Eventcharakter haben. Wir dürfen aber den traditionellen Wettkampfsport keineswegs kaputt reden mit diesen Diskussionen." Die EM 2018 sei da ein wichtiger Meilenstein für die Leichtathletik um zu zeigen, wie man Event und klassische Leichtathletik kombinieren könne.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Das gesamte Gespräch können Sie sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.