Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Speicher für Erneuerbare

Energiespeicher. - In Bonn debattieren im Moment Wissenschaftler und Ingenieure über die Möglichkeit, regenerative Energiequellen wie Sonne oder Wind sozusagen zwischenzulagern für eine kontinuierliche Versorgung. Der Wissenschaftsjournalist Mathias Schulenburg erläutert die Bedeutung im Gespräch mit Gerd Pasch.

19.11.2007
    Pasch: Herr Schulenburg, worum ging es denn bei der Bonner Veranstaltung?

    Schulenburg: Ja, der Hintergrund ist, die gegenwärtige Stromversorgung erfolgt über ein riesiges Verbundnetz, das Bedarfsschwankungen innerhalb dieser Grenzen ganz gut ausgleichen kann. Wenn jetzt der Anteil an erneuerbaren Energien stark zunimmt, die ja im Prinzip unstetig fließen - Wind bläst nicht immer, die Sonne scheint nicht immer - dann nimmt die Stabilität dieses Verbundnetzes weiter ab, und hier braucht man Speicher. Man müsste also die Solarenergie oder die Windenergie speichern können. Und dann gibt es, gerade von Eurosolar, dem Veranstalter der Konferenz, die Vision, dass man künftig eher in Richtung Autonomie geht. Dass die Energie dort verbraucht wird, wo sie auch erzeugt wird. Und das erfolgt über kleinere Netze. Und kleine Netze sind tatsächlich zwingend auf Speicher angewiesen. Zum Beispiel Irland, die versorgen sich mit Windkraft, die haben Speicher, die diese Unstetigkeit des Windes ausgleichen, und können so rund um die Uhr eine sichere Versorgung gewährleisten.

    Pasch: Was sind das denn für Speicher und was war denn der heutige Schwerpunkt auf dieser Veranstaltung in Bonn?

    Schulenburg: Also, auf der Konferenz werden alle möglichen Speicherarten beschrieben, die auch hier von Forschung aktuell schon vorgestellt worden sind. Ein Schwerpunkt war heute Salzspeicher in andalusischen Parabolrinnen-Kraftwerken, da wird Salz tagsüber auf bis zu 380 Grad Celsius erhitzt und diese Wärme wird nachts wieder abgegeben und kann Dampfturbinen treiben, es gibt eine stabile Stromversorgung rund um die Uhr. Da war auch das deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt dran beteiligt. Die Technik boomt in der Südspanien und hat ihre Praxistauglichkeit bewiesen.

    Pasch: Die haben viel Sonne, wir haben viel Wind. Was gab es denn darüber hinaus an Speichern für diese regenerativen?

    Schulenburg: Nun eine besonders spannende Geschichte, die wird heute Abend vorgetragen, von Gerhard Hörpel von Evonik Industries, vormals Degussa, und das ist die neue Siparion-Folie für sichere Hochleistungs-Lithiumionen-Akkus. Bislang ist so, dass die Technik, die für Notebooks Anwendung findet, für Autos nicht gemacht werden kann, weil die großen Batterieblöcke einfach zu gefährlich wären. Und diese neue Folie, die soll die Entwicklung von zuverlässigen Energiebündeln, Energiepaketen für Elektroautos ermöglicht. Das Ding, ich habe mal ein Muster mitgebracht, ist ein bisschen kurios anzusehen, ist schlapp wie eine Plastiktüte, hat trotzdem eine mikrometerdünne Keramikfolie aus Aluminiumoxid und Siliziumdioxid drauf, und ist durchlässig in einer Weise, die der Lithiumakku braucht für Lithiumionen, trennt aber Anode und Kathode zuverlässig. Man kann in damit hergestellte Akkus angeblich sogar einen Nagel schlagen, ohne dass die Batterie in Flammen aufgeht.