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Speicherfarm fürs Wohnzimmer

Die Kapazität von Festplatten wird immer größer und der Absatz floriert, denn Multimedia im Wohnzimmer verlangt nach Riesen-Speichern. Besonders praktisch sind autonome und genügsame Plattenspeicher im Netzwerk.

Von Achim Killer |
    Auf dem Markt für Plattenspeicher tut sich Erstaunliches: Im vergangenen Jahr haben die Hersteller erstmals mehr Kapazität in Kinder- und Wohnzimmer verkauft als in Rechenzentren. Anders ausgedrückt: Das Consumer-Geschäft wächst sehr viel stärker als jenes mit Unternehmen. Dort - in den Unternehmen - hängt die Mehrzahl der Festplatten längst nicht mehr an nur einem Rechner, sondern ist vielmehr mit mehreren verbunden. Und auch dieser Trend schwappt mittlerweile ins traute Heim. Die ersten preiswerten "Network Attached Storage"-Systeme (NAS) für Privatanwender sind auf dem Markt, kleine Kästchen mit einem Ethernet- statt einem USB- oder SCSI-Anschluss. Ein NAS ist eine Möglichkeit, Speicher über ein Netz anzubinden. Eine andere nennt sich SAN – Storage Area Network. Und in diesen beiden Möglichkeiten sehen die Hersteller vor allem eine Möglichkeit, nämlich ordentlich Geld zu verdienen. Eric Shappard vom Marktforschungsunternehmen IDC:

    "Das sind beiden Gebiete, die ein starkes Wachstum verzeichnen. Der Markt verschiebt sich in Richtung Storage Area Network und Network Attached Storage."

    Der große Vorteil eines SAN gegenüber einem NAS besteht darin, dass bei einem SAN die daran angeschlossenen Rechner einzelne Speicherblöcke, kleine Bereiche auf den Festplatten, gezielt ansprechen können. Andreas König, der europäische Vertriebschef von Network Appliance:

    "Das SAN ist eine Technologie, die auf Blockbasis aufbaut, das heißt, der Computer weiß, welcher Blocks angesprochen werden müssen und greift direkt über das Netzwerk darauf zu. NAS hingegen kennt nur den Dateinamen, stellt die Anforderung an ein Speichersubsystem, und das sucht sich dann die entsprechenden Blöcke heraus. Das ist der große Unterschied."

    Weil deshalb in einem SAN nur ausgesuchte - also weniger - Daten übertragen werden müssen, ist es schneller. Aber es ist auch teurer, weil die Fibre-Channel-Komponenten, aus denen es heute üblicher Weise aufgebaut ist, bloß in kleinen Stückzahlen hergestellt werden und nur unzureichend standardisiert sind. iSCSI, die jüngste Speichertechnologie, wiederum arbeitet punktgenau wie ein Fibre-Channel-SAN, basiert aber auf der altbekannten und deswegen preiswerten SCSI-Technologie:

    "iSCSI hebt dieses Protokoll auf die Internetebene - also IP - und Sie können ein Speichersystem nehmen und in einem Netzwerk platzieren und darüber die Daten speichern und abrufen."

    Und die Internet-Technologie wird immer schneller und immer preiswerter. Branchenexperten sind sich deshalb einig, dass iSCSI das größte Potential für die Vernetzung von Rechnern und Plattenspeichern hat. Ein SAN auf Fibre-Channel-Basis ist hingegen zwar leistungsfähig, aber eben auch kostspielig und kompliziert. Network Appliance ist das Unternehmen, dessen Fibre-Channel-Verkäufe derzeit weltweit am stärksten wachsen. Derartiges ruft gerne Zweckoptimismus hervor. Der Netapp-Chef Dan Warmenhoven allerdings sieht für die Zukunft von Fibre Channel schwarz:

    "In fünf bis zehn Jahren wird die gesamte Speicherinfrastruktur auf Ethernet beruhen. Für den Zugriff auf Datei-Ebene wird es dann die NAS-Systeme und für den Zugriff auf Block-Ebene iSCSI geben. Das Ethernet wird mindestens zehn Gigabit schnell sein. SAN und iSCSI werden verschmelzen und das SAN auf Fibre Channel-Basis wird verschwinden."

    Internet, SCSI und Ethernet, die Technologien, die auch in Privathaushalten weit verbreitet sind, haben demnach die größten Chancen, die Speichernetze der Zukunft zu knüpfen. Nicht nur, was den Absatzmarkt, sondern auch was die Technik anbelangt, wird der Privatanwender so immer wichtiger.