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Spenden für die Bildung

Finanzstarke Firmen, reiche Privatleute und zahlungskräftige Stiftungen - sie alle können in die Bildung junger Menschen investieren. Um diese Finanzspritzen an den Universitäten zu koordinieren, ist aber ein profesionnelles Hochschul-Fundraising nötig. Im Vergleich zu den USA hat Deutschland da noch Nachholbedarf.

Von Christoph Gehring |
    "Es gibt in Deutschland ganz, ganz viele Menschen, die mehr Geld haben, als sie sinnvoll für sich ausgeben können. Und die zu motivieren, etwas in Bildung zu investieren, finde ich eine sehr, sehr schöne Aufgabe."

    Dieser Aufgabe widmet sich Dr. Edeltraud Priddat an der noch jungen Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Dort ist sie zuständig für Hochschulentwicklung und strategische Partnerschaften, was nichts anderes bedeutet als professionelles Fundraising. Edeltraud Priddat akquiriert bei finanzstarken Unternehmen, bei zahlungskräftigen Stiftungen und bei wohlhabenden Privatleuten Geld für den Betrieb und den Ausbau der Universität.

    "Es muss eine Beziehung geschaffen werden, ganz, ganz klar. Es muss Spaß machen, es muss für den, der fördert, auch was dabei herauskommen. "

    Unternehmen, die Hochschulen unterstützen, verschaffen sich Zugang zu den Ergebnissen der universitären Forschung und zu hochqualifiziertem Nachwuchs. Privatleute spenden oder stiften aus ihrem Vermögen, um sich ein Denkmal zu setzen oder einfach, weil sie Bildung mögen. In jedem Fall aber wollen die Geldgeber betreut werden, und da gibt es noch viel zu tun.

    Ein professionelles Hochschul-Fundraising wie in den USA, wo an den Universitäten vielköpfige Stäbe Spenden und Stiftungsgelder einwerben, existiert in Deutschland faktisch nicht. Gerade die staatlichen Hochschulen haben Nachholbedarf und selbst wenn sie einen hauptamtlichen Fundraiser einstellen, machen sie vieles falsch, findet Cornelia Kliment, die an der European Business School in Oestrich-Winkel die Abteilung für Fundraising leitet:

    "Sie machen es zum Beispiel falsch, dass sie einen Fundraiser einstellen, ihm einen Computer geben, hundert Adressen und sagen: "Nach einem Jahr kommt aber eine Million zusammen und wenn das nach einem Jahr nicht geklappt hat, dann waren Sie es schuld." Wenn man den Fundraiser alleine lässt, dann muss er verlieren."

    Darüber, wie viel Geld das Bildungsfundraising in Deutschland für die Universitäten einbringt, gibt es nur grobe Schätzungen. Zwischen 60 und 100 Millionen Euro jährlich sollen es sein. Sicher ist, dass der größte Teil dieser Gelder den privaten Universitäten zugute kommt, die weniger Berührungsängste haben als die staatlichen Hochschulen.

    In den USA ist der Erfolg des Fundraisings einer Universität mittlerweile zu einem Indikator für die Qualität des Studiums geworden, wie Cornelia Kliment beobachtet hat:

    "Viele Studenten suchen sich die am besten befundraisten Universitäten aus und denken sich, dass sie da die besten Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen und auch die beste Kundenorientierung. Denn wer Fundraising machen muss, der betrachtet den Alumni ab dem ersten Tag seines Studiums als seinen Kunden. Das heißt nicht, dass er bessere Noten bekommt, das heißt aber, dass man ihm hilft bei der Wohnungssuche, dass man ihm hilft bei allen möglichen Dingen, die sein Studium angenehm machen."

    Die pflegliche Behandlung der Studenten auch über das Ende des Studiums hinaus, kann der Hochschule nur nutzen, glaubt Edeltraud Priddat:

    "Wenn eine Universität ihre Studenten gut behandelt, wenn sie ihnen etwas mitgibt und wenn dann der Dekan oder der Professor, bei dem die Leute studiert haben, einen Brief schreibt und sagt "Kommt doch mal her, wir feiern hier zusammen, habt ihr Lust mit uns zu feiern? Und wir wollen auch ein neues Gebäude bauen und wir erklären euch mal, wie wir uns das vorstellen" dann würden die Alumni schon kommen, klar."

    Wie viel die ehemaligen Studenten am Ende für ihre Alma Mater spenden, ist gar nicht so wichtig. Da gilt dann die Grundregel eines jeden Fundraisers:

    "Wir nehmen Geld ab jeder Summe."