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Spendenbilanz und Hilfsaktionen

Eine Hungerkatastrophe in Indien Anfang der Sechziger Jahre war der Auslöser für den Grundstein zur Gründung der Deutschen Welthungerhilfe, die mittlerweile im Bereich der humanitären Hilfe und der Entwicklungshilfe eine der größten privaten Organisationen in Deutschland geworden ist. Und es ist Tradition, dass der jeweils amtierende Bundespräsident die Schirmherrschaft übernimmt. Nun hat die Deutsche Welthungerhilfe in Berlin ihren Jahresbericht 2005 veröffentlicht.

Von Dieter Nürnberger |
    Wenn Spendenorganisationen wie die Deutsche Welthungerhilfe über das 2005 sprechen, dann fällt immer wieder ein Wort, nämlich das des Katastrophenjahres 2005. Selbst für routinierte Organisationen habe dies eine gigantische Herausforderung bedeutet. Stichwort hierfür ist natürlich der Tsunami Weihnachten 2004 in Südostasien, und die Bewältigung dieser Flutkatastrophe dauert ja bis heute an, war somit natürlich ein Schwerpunkt des vergangenen Jahres. Und damals war absehbar, dass den Deutschen diese humanitäre Katastrophe sehr zu Herzen geht. Insofern sind die heute vorgelegten Zahlen der Welthungerhilfe recht positiv zu bewerten. Ingeborg Schäuble, die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe.

    " Wir haben im vergangenen Jahr ein enormes Spendenaufkommen gehabt: 71, 7 Millionen Euro Spenden gingen ein. Sowie öffentliche Gelder in Höhe von 140,9 Millionen Euro. Insgesamt also hatten wir Einnahmen von rund 213 Millionen Euro. Das ist das höchste Ergebnis, was die Deutsche Welthungerhilfe in den 44 Jahres des Bestehens erzielt hat. Allein 44,5 Millionen Euro erhielten wir für die Opfer des Tsunami. "

    Somit haben 2005 rund 640.000 Deutsche der Welthungerhilfe mit Spenden geholfen. Und man wies heute im Rechenschaftsbericht auch darauf hin, dass lediglich 5,3 Prozent der Ausgaben für Verwaltungskosten und Spendenwerbung ausgegeben wurden. Das Katastrophenjahr 2005 zeige aber auch, dass es weiterhin wichtig sei, eher eine langfristig angelegte Hilfe zu leisten, obwohl eben immer mehr dort geholfen werden müsse, wo spontan Unterstützung notwendig sei.

    " Immer deutlicher zeigt der weltweite Klimawandel und die Zunahme von Naturkatastrophen, wie wichtig Ernährungssicherung und Katastrophenvorsorge bei unserer Arbeit sind. Stürme, Dürren und Erdbeben kann man nicht verhindern, wohl aber können die Folgen dieser Naturereignisse, die ja die arme Bevölkerung in Entwicklungsländern überproportional treffen, abgemildert werden. "

    Die regionale Schwerpunkte der Welthungerhilfe lagen 2005 - wie auch in der Vergangenheit schon - in Afrika. 110 Millionen Euro wurden hier aufgewendet. Gefolgt von Geldern für Asien und Lateinamerika. Und die Spendenkarte der Organisation zeigt in aller Deutlichkeit, wo die Krisengebiete der Welt liegen. Ein Beispiel dafür ist der Sudan, besonders die Krisenregion Darfur. Ingeborg Schäuble.

    " Noch immer aber verhindert die Sicherheitslage in Darfur, eine Rückkehr der Bürgerkriegsflüchtlinge in ihre Dörfer. Und die Zahl derer, die nicht mehr für ihre eigene Nahrung aufkommen können, ist auf erschreckende 3,5 Millionen Menschen angestiegen. Monatlich versorgt die Deutsche Welthungerhilfe mit Unterstützung des Welternährungsprogramms 485.000 Menschen. Mit Nahrungsmitteln wie Hirse, Bohnen und Öl. "

    Aber gerade dieses Beispiel zeige auch, dass humanitäre Hilfe natürlich ein politisches Engagement für eine langfristige Friedenslösung im Sudan nicht ersetzen könne, so die Frau des Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble. Weitere Schwerpunkte der Arbeit 2005 waren Pakistan, die dortige Erdbebenregion, und der Staat Niger in Afrika. Hier gab es fast unbemerkt von der Weltöffentlichkeit eine Heuschreckenplage, die die ohnehin prekäre Ernährungssituation verschärfte.

    Eine Bemerkung noch zur gegenwärtigen Erdbeben-Krisen-Region in Indonesien, auf Java. Die Welthungerhilfe ist direkt vor Ort, allerdings eher noch als Folge des Tsunami. Man arbeitet aber mit internationalen Organisationen zusammen. Noch einmal Ingeborg Schäuble.

    " Die Welthungerhilfe wird zusammen mit ihren Partner "Entwicklung hilft" und auch der "Alliance 2015" den Menschen beiseite stehen. Die Menschen brauchen jetzt Nahrungsmittel, Trinkwasser, Decken und Kleidung. Wir hoffen auch in diesem Jahr auf das Mitgefühl und die Solidarität der Deutschen. "