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Spezialisten am Netz

Technik. - Das Internet ist inzwischen auch mit hohen Übertragungsraten in den Flugzeugen angekommen. Lufthansa und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn wollen jetzt die Datenverbindung in die Luft für eine telemedizinische Notfallhilfe nutzen. Beide Projektpartner stellten das Vorhaben jetzt im Test vor.

    Auf dem Computerbildschirm im Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin des DLR in Köln-Porz erscheinen die Daten eines Elektrokardiogramms, aus denen Mediziner ablesen können, ob ein Herzinfarkt oder eine andere lebensbedrohliche Situation vorliegt. Die Daten kommen jedoch nicht aus einer nahegelegenen Intensivstation, sondern von Bord des Lufthansa-Fluges LH 418 von Frankfurt nach Washington. Die Linienmaschine befindet sich in rund 11.000 Metern Höhe über Island, die Daten werden über eine breitbandige Internetverbindung übertragen. Die Fluglinie will spätestens von Mitte des kommenden Jahres an über solche Verbindungen Kontakt zwischen ihren Flugzeugen und Notfallexperten am Boden herstellen. Denn das Kabinenpersonal ist zwar in Erste-Hilfe-Maßnahmen ausgebildet und in der Regel befindet sich auch immer ein Mediziner unter den Passagieren, doch ob der immer der gerade benötigte Spezialist ist, bleibt fraglich.

    In dem Projekt wollen die Partner jetzt herausfinden, welche Daten die Spezialisten am Boden benötigen, um in 11.000 Metern Höhe die bestmögliche Hilfe zu leisten. Professor Robert Gerzer, Direktor des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin beim DLR: "in einem möglichen Notfall geht es immer darum, ist die Sauerstoffversorgung durch das Herz noch in Ordnung. Ein wichtiger Parameter ist da die Sauerstoffsättigung des Blutes. Dazu kommt eine grobe Rhythmusanalyse des Herzschlages, Blutdruck und Temperatur." Aus all diesen Werten wollen die Experten zum Beispiel Hinweise auf einen möglichen Herzinfarkt ablesen.

    Ein Problem ist allerdings die manchmal mangelnde Übertragungsrate, die unabhängig vom Bedarf schwankt. Thomas Weber, im DLR zuständig für Gesundheitstelematik und Raumfahrtmedizin: "Die Bitrate kann variieren, wir können einen Bitstrom von wenigen Kilobit bis fast in den Megabitbereich übertragen. In Zukunft muss man sich auch einmal Gedanken darüber machen, wie man Prioritäten setzt."

    [Quelle: Wolfgang Noelke]