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Spice Girls
20 Jahre "Wannabe"

"Wannabe" - die erste Single der Spice Girls wird 1996 zum Welthit. Sie prägen den Begriff "Girl Power" und präsentieren sich selbstbewusst im männlich dominierten Pop-Betrieb. Mit der ersten Ausstellung über die Gruppe, die jetzt im Berliner Kunstraum "The Ballery" eröffnet, können Fans von damals auf Zeitreise gehen.

Von Gerd Brendel | 11.08.2016
    Die Spice Girls bei den Brit Awards im Jahr 2000 in London
    Die Spice Girls bei den Brit Awards im Jahr 2000 in London (dpa / picture alliance / Fiona Hanson)
    Sommer, 1996: Internet und Mobiltelefone erobern die Welt. Im ehemaligen Jugoslawien herrscht Bürgerkrieg. In Berlin regiert immer noch Helmut Kohl das vereinte Deutschland, Großbritannien erholt sich immer noch von der Herrschaft Margaret Thatchers und in einer Kleinstadt bei Milano hört ein kleiner dicker Junge in seinem Kinderzimmer Musik, die ihn seit dem nicht mehr loslässt.
    "Ich lag wie alle anderen in meinem Kinderzimmer, träumte über die Zukunft und hörte die Spice Girls."
    20 Jahre später steht Kurator Nadir Catalano in einer Galerie in Berlin-Schöneberg und erinnert sich an damals.
    "Für meine Generation waren die Spice Girls eine Inspiration, und egal, was aus uns geworden ist, Grafik-Designer oder Künstler, diese Girlpower ist uns unter die Haut gefahren."
    "Wannabe" lautet der Titel seiner Ausstellung- nach dem ersten Welthit der Spice Girls. Scary, Ginger, Baby, Sporty und Posh Spice grüßen als überlebensgroße Comicheldinnen gleich am Eingang. Daneben stehen fünf Votiv-Kerzen von Juan Sanchez Porta, die die fünf Sängerinnen als heilige Jungfrauen zeigen. Die Berliner Künstlerin Sid Visions wählt eine andere Porträttechnik: Im Fellrahmen zeigt sie fünf nackte Frauenunterkörper, die sich nur durch die hingekritzelten Schamhaarfrisuren unterscheiden - Toiletten Graffities mit Wiedererkennungswert zumindest für Spice Girl Fans. "Wannabe" zeigt Bilder, Grafiken, Videos zwischen Kitsch und Kunst, die alle dokumentieren, wie die Spice Girls zu Ikonen persönlicher Willenskraft wurden.
    Weibliche Selbstermächtigung
    "Es musste wie eine weibliche Selbstermächtigung klingen. Es ging immer darum: Ich werde es überstehen, ich werde es überleben und ich werde dafür einstehen , dass ich mein eigenes Leben gut machen kann."
    Sagt der Poptheoretiker und Musikjournalist Jan Feddersen über das Phänomen der Girlbands. Die gab es auch schon vor den Spice Girls. Aber Mel B, Emma Bunton, Geri Halliwell , Mel C, und Victoria Beckam waren die erste fast weiße Formation auf dem Markt und die ersten, "die über Körper verfügten und im übrigen ihre Körper auch zurichteten. Die Spice Girls haben uns ein Danaer Geschenk hinterlassen , ein Geschenk der zwiespältigsten Sorte, Sie stehen für die ganze weibliche Not , optimiere mich , werde perfekt, aber das kann ja niemand schaffen."
    Spice Girls: ein Produkt
    Die Spice Girls - das war vor allem auch ein Produkt. Daran erinnert der junge Künstler Michele Sanmarco:
    "Fünf Blumen, mit fünf Spice Girls-Perücken statt Blüten, denn Blumen als Archetypus natürlicher Schönheit, nur dass hier gar nichts natürlich ist: sondern von den Blütenstengeln bis zu den Perücken alles aus Plastik. Bis, ja bis auf die echte Blumenerde, so wie die realen Träume und Hoffnungen der Fans von damals und der Künstler von heute. Alles ist möglich. Selbst der sehr unwahrscheinliche Besuch wenigstens einer der fünf Pop-Kunst-Ikonen morgen abend Abend zur Vernissage. Nadir Catalano hat sie natürlich eingeladen."
    Immerhin Spice Girl Melanie hat mit einem "Like", "Mag ich"-Icon auf der Internet-Plattform Instagram reagiert. Wie hat sie mit den anderen vier vor 20 Jahren gesungen: "If you really want to be", wenn du, egal wer du bist - Mann, Frau, Hetero, schwul, Künstler, Fan, wirklich etwas willst - egal was oder wen - dann schaffst du das auch.