Als am 27. Mai 1977 "El Jueves" zum ersten Mal erschien, herrschte Wahlkampf in Spanien, der erste seit Ende der Diktatur. Franco war gerade einmal anderthalb Jahre tot. Demokratie war ein Spiel, dessen Regeln erst noch eingeübt werden mussten. Das Land war gespalten: Auf die Wiederzulassung der kommunistischen Partei hatten Militärs mit Putschdrohungen reagiert. Und so prangte auf dem Titelblatt des Magazins die Rückenansicht einer nackten Königin, auf deren rechter Po-Hälfte das Wort "die Rechte", auf der linken "die Linke" eingraviert war.
Ein sehr direkter, sehr spanischer Humor, der auf intellektuelle Pirouetten verzichtet und genau deswegen den Publikumsgeschmack traf. Das unterschied das neue Projekt von dem anderen halben Dutzend Satire-Zeitschriften, die zu dieser Zeit in Spanien erschienen, sagt Mitbegründer und Herausgeber Oscar Nebreda. Der Zielgruppe der "breiten Mitte" ist man bis heute treu geblieben:
"Wenn jemand wissen möchte, was in Spanien während der letzten 30 Jahre passiert ist, muss er nur in einem Archiv den 'Jueves' durchblättern: Die Themen, die wir behandeln, sind die Themen, die die Menschen interessiert haben, über die morgens beim Frühstück in der Bar gesprochen wurde."
Vom Tourismusboom bis zur Zulassung der gleichgeschlechtlichen Ehe; von Korruptionsskandalen bis zu "Telebasura", inhaltsfreien Fernsehshows. Transportiert wird die Kritik an gesellschaftlichen Missständen von einem ganzen Universum unterschiedlicher Figuren. Zur "El Jueves"-Stammfamilie gehören ein ewiggestriger Faschist, ein dicklicher Mittdreißiger, der immer noch bei den Eltern wohnt, und Einwanderer, die sich durch illegale Jobs über Wasser halten. Dazwischen gibt es Presse-Clips mit surrealistischen Meldungen und anzügliche Comic-Strips aus dem Leben einer großherzigen Prostituierten: eine wöchentliche Mischung aus Politik, Unterhaltung und etwas Sex, verknüpft mit einer linksliberalen Grundhaltung. Schließlich reüssierten die Väter des "El Jueves" bei den oppositionellen Blättern der späten Franco-Diktatur, erzählt Oscar Nebreda.
"Am Anfang war unser Humor sehr kämpferisch, sehr politisch. Kein Wunder: Hinter uns lagen 40 Jahre Diktatur, und die Leute erwarteten von uns, dass wir uns mit den Mächtigen anlegten. Aber mit den Jahren veränderten sich die Anforderungen: Wenn wir früher einem Politiker eins überzogen, dann ließ er die Zeitschrift schließen. Später schickten sie dir die Steuerfahndung auf den Hals , aber inzwischen verlangen sie die Karikatur für ihr Büro, weil sie ihnen so gut gefällt. Und das lässt dich als Humoristen dumm aus der Wäsche gucken."
In gewisser Weise ist das auch ein Erfolg des Magazins. Die Zeitschrift, die bis Ende letzten Jahres im Eigenverlag erschien und hauptsächlich von relativ jungen Lesern zwischen 14 und Mitte 30 gekauft wird, trug ihren Teil zur Demokratisierung bei, urteilt Medienwissenschaftler José-María Perceval.
""Die Erziehungsarbeit während der Demokratisierung Spaniens wurde von einer neuen Form des Journalismus geleistet, zu der auch Humorzeitschriften wie 'El Jueves' gehörten. Sie halfen, die Diktatur zu überwinden."
Auf unterhaltsame Weise auf Missstände aufmerksam machen - dieser Linie ist "El Jueves" bis heute treu geblieben. In einem Land, in dem die großen Medienverlage hoch politisiert sind und die gesellschaftlichen Debatten immer mehr verflachen, seien Hofnarren notwendiger denn je, sagt Oscar Nebreda:
"Es ist gut wenn die Leute sagen, lass mal gucken, was 'El Jueves' zu diesem oder jenem Thema sagt. Gegen die derzeitige Tendenz zum staatlichen Protektionismus, dieses 'Du sollst nicht rauchen, nicht trinken, nicht zuviel essen' hat niemand protestiert , am wenigsten die Intellektuellen dieses Landes, die nur mit dem Verkauf ihrer Bücher beschäftigt sind. /Dabei muss es, genauso wie es Film-, Musik-, und Theaterkritiker gibt, auch Gesellschaftskritiker geben."
Ein sehr direkter, sehr spanischer Humor, der auf intellektuelle Pirouetten verzichtet und genau deswegen den Publikumsgeschmack traf. Das unterschied das neue Projekt von dem anderen halben Dutzend Satire-Zeitschriften, die zu dieser Zeit in Spanien erschienen, sagt Mitbegründer und Herausgeber Oscar Nebreda. Der Zielgruppe der "breiten Mitte" ist man bis heute treu geblieben:
"Wenn jemand wissen möchte, was in Spanien während der letzten 30 Jahre passiert ist, muss er nur in einem Archiv den 'Jueves' durchblättern: Die Themen, die wir behandeln, sind die Themen, die die Menschen interessiert haben, über die morgens beim Frühstück in der Bar gesprochen wurde."
Vom Tourismusboom bis zur Zulassung der gleichgeschlechtlichen Ehe; von Korruptionsskandalen bis zu "Telebasura", inhaltsfreien Fernsehshows. Transportiert wird die Kritik an gesellschaftlichen Missständen von einem ganzen Universum unterschiedlicher Figuren. Zur "El Jueves"-Stammfamilie gehören ein ewiggestriger Faschist, ein dicklicher Mittdreißiger, der immer noch bei den Eltern wohnt, und Einwanderer, die sich durch illegale Jobs über Wasser halten. Dazwischen gibt es Presse-Clips mit surrealistischen Meldungen und anzügliche Comic-Strips aus dem Leben einer großherzigen Prostituierten: eine wöchentliche Mischung aus Politik, Unterhaltung und etwas Sex, verknüpft mit einer linksliberalen Grundhaltung. Schließlich reüssierten die Väter des "El Jueves" bei den oppositionellen Blättern der späten Franco-Diktatur, erzählt Oscar Nebreda.
"Am Anfang war unser Humor sehr kämpferisch, sehr politisch. Kein Wunder: Hinter uns lagen 40 Jahre Diktatur, und die Leute erwarteten von uns, dass wir uns mit den Mächtigen anlegten. Aber mit den Jahren veränderten sich die Anforderungen: Wenn wir früher einem Politiker eins überzogen, dann ließ er die Zeitschrift schließen. Später schickten sie dir die Steuerfahndung auf den Hals , aber inzwischen verlangen sie die Karikatur für ihr Büro, weil sie ihnen so gut gefällt. Und das lässt dich als Humoristen dumm aus der Wäsche gucken."
In gewisser Weise ist das auch ein Erfolg des Magazins. Die Zeitschrift, die bis Ende letzten Jahres im Eigenverlag erschien und hauptsächlich von relativ jungen Lesern zwischen 14 und Mitte 30 gekauft wird, trug ihren Teil zur Demokratisierung bei, urteilt Medienwissenschaftler José-María Perceval.
""Die Erziehungsarbeit während der Demokratisierung Spaniens wurde von einer neuen Form des Journalismus geleistet, zu der auch Humorzeitschriften wie 'El Jueves' gehörten. Sie halfen, die Diktatur zu überwinden."
Auf unterhaltsame Weise auf Missstände aufmerksam machen - dieser Linie ist "El Jueves" bis heute treu geblieben. In einem Land, in dem die großen Medienverlage hoch politisiert sind und die gesellschaftlichen Debatten immer mehr verflachen, seien Hofnarren notwendiger denn je, sagt Oscar Nebreda:
"Es ist gut wenn die Leute sagen, lass mal gucken, was 'El Jueves' zu diesem oder jenem Thema sagt. Gegen die derzeitige Tendenz zum staatlichen Protektionismus, dieses 'Du sollst nicht rauchen, nicht trinken, nicht zuviel essen' hat niemand protestiert , am wenigsten die Intellektuellen dieses Landes, die nur mit dem Verkauf ihrer Bücher beschäftigt sind. /Dabei muss es, genauso wie es Film-, Musik-, und Theaterkritiker gibt, auch Gesellschaftskritiker geben."