Ein Patient der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil in Bochum sitzt vor einer Art Arbeitsplatte. Mit seiner gesunden rechten Hand bewegt er einen kleinen Ball auf der Platte hin und her. Dabei schaut er die Hand nicht an, sondern blickt in einen Spiegel. Und mit einer ganz einfachen optischen Täuschung werden dabei seine Phantomschmerzen im linken Armstumpf überlistet, erklärt Ergotherapeutin Susanne Glaudo. Und zwar ...
"... ist an der Seite, wo sich die Amputation befindet, ein Spiegel in einem bestimmten Winkel aufgestellt. Der Stumpf wird dann hinter diesem Spiegel versteckt und man kann mit der nicht amputierten Hand arbeiten, schaut dann in den Spiegel und sieht die nicht amputierte Hand gespiegelt auf die amputierte und das scheint dann so, als ob man wieder zwei Hände hat."
Während der Patient die kreisenden Bewegungen mit dem Ball durchführt, scheint er völlig zu vergessen, dass er nur noch einen Arm hat. Denn beim Blick in den Spiegel hat er das Gefühl, er arbeite auch mit seinem verlorenen Arm. Dieser optische Eindruck ruft im Gehirn eine Erinnerung an den fehlenden Arm wach. Christoph Maier leitet die Abteilung für Schmerztherapie in der Bochumer Klinik und hat das Gerät mitentwickelt:
"Die motorische Steuerung der Muskeln, die man braucht, um sich zu bewegen, wird ja immer von einer Seite gesteuert: Und zwar von der Seite, die gegenüber liegend ist der Hand, die sich bewegt. Und durch diesen Spiegel wird dieses Prinzip umgedreht. Es übernimmt die falsche Seite die Kontrolle: Sie steuern Ihre gesunde Hand mit den Gehirnteilen, die eigentlich für die verlorene Hand zuständig waren. Dadurch kommen Informationen automatisch wieder an die Stellen ran, wo es aus dem wirklichen Handstumpf gar keine Informationen mehr gibt. Das optische Bild ersetzt es. Und damit entfällt sozusagen die Notwendigkeit für das Gehirn, fehlende Informationen durch Schmerz zu ersetzen."
Nahezu alle Patienten mit Amputationen, die der Schmerzforscher Christoph Maier in Bochum behandelt, leiden unter Schmerzen im Phantom. Bei manchen treten sie nur einmal im Monat auf, bei anderen sogar bis zu 30 Mal am Tag. Einige Patienten hatten jahrelang gar keine Beschwerden und erst nach einem Schlaganfall oder einem einschneidenden Erlebnis fing das unerträgliche Brennen im Bein oder Arm an.
"Wenn jetzt diese Nervenimpulse durch die Amputation unterbrochen werden, kommen natürlich immer noch welche an aus den Nerven, die weiter oben am Stumpf sind, aber vieles fehlt. Das Gehirn hat die Neigung, fehlende Sachen zu ersetzen. Wenn gar nichts mehr da ist, scheint es ein Fehlorganismus zu sein, dass bei vielen Patienten dann das Gefühl durch Schmerz ersetzt wird. Das nennt man Neuroplastizität, also eine Veränderung des Gehirns. Die alten Zentren oder die alten Strukturen übernehmen zwar ihre alte Aufgabe, aber in veränderter Form und in diesem Fall zum Nachteil des Patienten."
Mithilfe der Spiegeltherapie können die Schmerzen deutlich reduziert werden, zeigen die Erfahrungen an der Bochumer Klinik. Sie funktioniert auch bei Schlaganfallpatienten, die unter Lähmungen oder Wahrnehmungsstörungen leiden. Unter fachlicher Anleitung müssen die Patienten jedoch viel Geduld haben und üben. Denn je mehr sie sich auf das Spiegelbild konzentrieren, desto besser wird das Gehirn getäuscht. Später sollen sie auch zuhause selbstständig am Spiegel arbeiten. Die Wirksamkeit der Spiegeltherapie ist zwar unumstritten, meint Christoph Maier, aber wie lange Patienten danach schmerzfrei sind, das hängt bislang noch vom Einzelfall ab.
"Es gibt Patienten, da hält das mehrere Stunden an und es gibt Patienten, da hält es leider nur wenige Minuten an. Wir sind jetzt dabei, auch in einem wissenschaftlichen Projekt zu prüfen, ob man durch bestimmte zusätzliche Übungen die Dauer der Wirksamkeit verbessern kann. Ich habe gerade mit einem Patienten gesprochen, bei dem hilft es nur Minuten, aber er kann damit seine schlimmsten Schmerzen sofort wieder runter bekommen. Es ist ein ideales Mittel, was auch Gott sei Dank keine Nebenwirkungen hat. "
"... ist an der Seite, wo sich die Amputation befindet, ein Spiegel in einem bestimmten Winkel aufgestellt. Der Stumpf wird dann hinter diesem Spiegel versteckt und man kann mit der nicht amputierten Hand arbeiten, schaut dann in den Spiegel und sieht die nicht amputierte Hand gespiegelt auf die amputierte und das scheint dann so, als ob man wieder zwei Hände hat."
Während der Patient die kreisenden Bewegungen mit dem Ball durchführt, scheint er völlig zu vergessen, dass er nur noch einen Arm hat. Denn beim Blick in den Spiegel hat er das Gefühl, er arbeite auch mit seinem verlorenen Arm. Dieser optische Eindruck ruft im Gehirn eine Erinnerung an den fehlenden Arm wach. Christoph Maier leitet die Abteilung für Schmerztherapie in der Bochumer Klinik und hat das Gerät mitentwickelt:
"Die motorische Steuerung der Muskeln, die man braucht, um sich zu bewegen, wird ja immer von einer Seite gesteuert: Und zwar von der Seite, die gegenüber liegend ist der Hand, die sich bewegt. Und durch diesen Spiegel wird dieses Prinzip umgedreht. Es übernimmt die falsche Seite die Kontrolle: Sie steuern Ihre gesunde Hand mit den Gehirnteilen, die eigentlich für die verlorene Hand zuständig waren. Dadurch kommen Informationen automatisch wieder an die Stellen ran, wo es aus dem wirklichen Handstumpf gar keine Informationen mehr gibt. Das optische Bild ersetzt es. Und damit entfällt sozusagen die Notwendigkeit für das Gehirn, fehlende Informationen durch Schmerz zu ersetzen."
Nahezu alle Patienten mit Amputationen, die der Schmerzforscher Christoph Maier in Bochum behandelt, leiden unter Schmerzen im Phantom. Bei manchen treten sie nur einmal im Monat auf, bei anderen sogar bis zu 30 Mal am Tag. Einige Patienten hatten jahrelang gar keine Beschwerden und erst nach einem Schlaganfall oder einem einschneidenden Erlebnis fing das unerträgliche Brennen im Bein oder Arm an.
"Wenn jetzt diese Nervenimpulse durch die Amputation unterbrochen werden, kommen natürlich immer noch welche an aus den Nerven, die weiter oben am Stumpf sind, aber vieles fehlt. Das Gehirn hat die Neigung, fehlende Sachen zu ersetzen. Wenn gar nichts mehr da ist, scheint es ein Fehlorganismus zu sein, dass bei vielen Patienten dann das Gefühl durch Schmerz ersetzt wird. Das nennt man Neuroplastizität, also eine Veränderung des Gehirns. Die alten Zentren oder die alten Strukturen übernehmen zwar ihre alte Aufgabe, aber in veränderter Form und in diesem Fall zum Nachteil des Patienten."
Mithilfe der Spiegeltherapie können die Schmerzen deutlich reduziert werden, zeigen die Erfahrungen an der Bochumer Klinik. Sie funktioniert auch bei Schlaganfallpatienten, die unter Lähmungen oder Wahrnehmungsstörungen leiden. Unter fachlicher Anleitung müssen die Patienten jedoch viel Geduld haben und üben. Denn je mehr sie sich auf das Spiegelbild konzentrieren, desto besser wird das Gehirn getäuscht. Später sollen sie auch zuhause selbstständig am Spiegel arbeiten. Die Wirksamkeit der Spiegeltherapie ist zwar unumstritten, meint Christoph Maier, aber wie lange Patienten danach schmerzfrei sind, das hängt bislang noch vom Einzelfall ab.
"Es gibt Patienten, da hält das mehrere Stunden an und es gibt Patienten, da hält es leider nur wenige Minuten an. Wir sind jetzt dabei, auch in einem wissenschaftlichen Projekt zu prüfen, ob man durch bestimmte zusätzliche Übungen die Dauer der Wirksamkeit verbessern kann. Ich habe gerade mit einem Patienten gesprochen, bei dem hilft es nur Minuten, aber er kann damit seine schlimmsten Schmerzen sofort wieder runter bekommen. Es ist ein ideales Mittel, was auch Gott sei Dank keine Nebenwirkungen hat. "