Zunächst muss man aber wohl klären, wie es zu dieser Gegenüberstellung überhaupt kommt. Die einfachste Antwort ist, daß Mapplethorpe selbst schon entsprechende Vergleiche gezogen hat. Die manieristische Bewegung, die sich nach dem Tod Raffaels im Jahr 1520 entwickelte, hatte es sich zum Ziel gesetzt, die klassischen Körperstudien der Renaissance zu erweitern. Bei da Vinci und Raffael war der menschliche Körper noch göttlich inspiriertes Idealmodell für die gesamte Schöpfung.
Die Manieristen dagegen setzten bei den Körperdarstellungen viel stärker auf narrative und emotionale Elemente, weshalb man sie gern auch mal mit den Expressionisten vergleicht. Tintoretto, Jacopo Pontormo oder auch El Greco sind berühmt für ihre bisweilen schrillen Bildarrangements mit lauter verdrehten Körperteilen, wilden Kampfszenen oder ekstatischen Erlebnissen. Die gefühlsgeladene Macht des Eros in diesen Bildern hat auch den 1989 gestorbenen Robert Mapplethorpe als Fotografien nach eigenem Bekunden immer wieder interessiert, insbesondere dort, wo der Manierismus sich kleine und bisweilen intime Körperdetails auswählt, um seine Körperfanatik auf die Spitze zu treiben. Das geschieht allerdings weniger in Gemälden, als vor allem in der manieristischen Druckgrafik, die in den Niederlanden und Deutschland sehr verbreitet war und die dem Medium fotografischer Inszenierung mitunter durchaus nahekommt. Auch Mapplethorpe suchte mit seinen Aktmodellen bis in die intime Detailaufnahme immer nach der perfekten Form, ohne dabei die erotische Anmutung auszublenden.
Die Bezugnahme scheint also durchaus offensichtlich zu sein, und die Kuratoren dieser Ausstellung, vor allem Germano Celant, gelingt auch eine absolut überzeugende Gesamtpräsentation, indem er die Fotografien von Mapplethorpe zu kleinen Bildgruppen und Tableaus zusammenfaßt, so daß das wichtige Moment der Körperhaltungen, der Gesten und gewählten Körperdetails eine Art Studiencharakter erhält, der die Fotografien unmittelbar mit den daneben aufgehängten historischen Druckgrafiken vergleichbar werden läßt. Hier werden nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, sondern wechselseitige Erhellungen gesucht.
Betrachtet man dann die einzelnen Motive in der Fotografie und in den Druckgrafiken genauer, stellt man allerdings gewisse Schwankungen fest, derart, daß Mappelthorpes Inspirationen vielleicht nicht immer dem historischen Vorbild gewachsen war.
Mal haben wir es mit ein wenig zu sinnfälligen, zu platten Übersetzungen zu tun, etwa wenn sich Mapplethorpe an allegorische Darstellungen wagt. Ein Vanitas-Motiv von Jan Saenredam mit Totenschädel und Symbolen menschlicher Arbeit und Forschung wird bei Mapplethorpe als schöner Schwarz-Weiß-Totenschädel mit effektvoll ausgeleuchtetem Hintergrund präsentiert, und dieser Totenkopf erscheint dabei selbst fast so anziehend wie die lebenden Nackten, die der Amerikaner sonst üblicherweise auf Zelluloid bannte. Aber gerade in der allegorischen Darstellung überformt die Allegorie die Körperwirkung, die körperliche Anmutung tritt ein wenig zurück, weil das Bild eben ein Denk-Bild und kein reines Genuß-Bild ist. Hier greift Mapplethorps Methode zu kurz, und es gibt einige ähnliche Beispiele dafür in dieser Ausstellung.
Ein anderer Fall ist, dass das Vorbild gar nicht mehr deutlich wird: Hendrick Goltzius hat 1588 einige interessant Rundbilder mit muskulösen männlichen Körpern angefertigt, die sich im freien Fall befinden. Mapplethorpe stellt sein athletisches dunkelhäutiges Modell "Thomas" 1989 nackt in eine große Röhrenöffnung und läßt den Körper sich irgendwie artistisch darin bewegen. Das sieht allerdings eher nach Imitationen antiker Sportlerskulpturen aus und hat schlichtweg nichts mehr mit dem Vorbild zu tun außer der runden Form.
Doch es gibt auch Beispiel einer hervorragenden Amalgamierung, etwa bei Mapplethorps Studien von sado-masochistischen Männerpaaren, die manieristischen Kampfszenen gegenübergestellt werden, und natürlich die vielen Aufnahmen anonymer Körperdetails, Armen, Schenkeln, Brüsten, Füßen, an denen tatsächlich das ähnliche Prinzip der Bildgestaltung: anatomische und zugleich erotische Obsession, hervorragt.
So hat diese Ausstellung, wer hätte das bei Mapplethorpe für möglich gehalten, am Ende fast akademischen Lehrcharakter. Die Zusammenarbeit von Guggenheim und Petersburger Eremitage für diese Schau zeigt, daß das durchaus sehenswert sein kann.
Die Manieristen dagegen setzten bei den Körperdarstellungen viel stärker auf narrative und emotionale Elemente, weshalb man sie gern auch mal mit den Expressionisten vergleicht. Tintoretto, Jacopo Pontormo oder auch El Greco sind berühmt für ihre bisweilen schrillen Bildarrangements mit lauter verdrehten Körperteilen, wilden Kampfszenen oder ekstatischen Erlebnissen. Die gefühlsgeladene Macht des Eros in diesen Bildern hat auch den 1989 gestorbenen Robert Mapplethorpe als Fotografien nach eigenem Bekunden immer wieder interessiert, insbesondere dort, wo der Manierismus sich kleine und bisweilen intime Körperdetails auswählt, um seine Körperfanatik auf die Spitze zu treiben. Das geschieht allerdings weniger in Gemälden, als vor allem in der manieristischen Druckgrafik, die in den Niederlanden und Deutschland sehr verbreitet war und die dem Medium fotografischer Inszenierung mitunter durchaus nahekommt. Auch Mapplethorpe suchte mit seinen Aktmodellen bis in die intime Detailaufnahme immer nach der perfekten Form, ohne dabei die erotische Anmutung auszublenden.
Die Bezugnahme scheint also durchaus offensichtlich zu sein, und die Kuratoren dieser Ausstellung, vor allem Germano Celant, gelingt auch eine absolut überzeugende Gesamtpräsentation, indem er die Fotografien von Mapplethorpe zu kleinen Bildgruppen und Tableaus zusammenfaßt, so daß das wichtige Moment der Körperhaltungen, der Gesten und gewählten Körperdetails eine Art Studiencharakter erhält, der die Fotografien unmittelbar mit den daneben aufgehängten historischen Druckgrafiken vergleichbar werden läßt. Hier werden nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, sondern wechselseitige Erhellungen gesucht.
Betrachtet man dann die einzelnen Motive in der Fotografie und in den Druckgrafiken genauer, stellt man allerdings gewisse Schwankungen fest, derart, daß Mappelthorpes Inspirationen vielleicht nicht immer dem historischen Vorbild gewachsen war.
Mal haben wir es mit ein wenig zu sinnfälligen, zu platten Übersetzungen zu tun, etwa wenn sich Mapplethorpe an allegorische Darstellungen wagt. Ein Vanitas-Motiv von Jan Saenredam mit Totenschädel und Symbolen menschlicher Arbeit und Forschung wird bei Mapplethorpe als schöner Schwarz-Weiß-Totenschädel mit effektvoll ausgeleuchtetem Hintergrund präsentiert, und dieser Totenkopf erscheint dabei selbst fast so anziehend wie die lebenden Nackten, die der Amerikaner sonst üblicherweise auf Zelluloid bannte. Aber gerade in der allegorischen Darstellung überformt die Allegorie die Körperwirkung, die körperliche Anmutung tritt ein wenig zurück, weil das Bild eben ein Denk-Bild und kein reines Genuß-Bild ist. Hier greift Mapplethorps Methode zu kurz, und es gibt einige ähnliche Beispiele dafür in dieser Ausstellung.
Ein anderer Fall ist, dass das Vorbild gar nicht mehr deutlich wird: Hendrick Goltzius hat 1588 einige interessant Rundbilder mit muskulösen männlichen Körpern angefertigt, die sich im freien Fall befinden. Mapplethorpe stellt sein athletisches dunkelhäutiges Modell "Thomas" 1989 nackt in eine große Röhrenöffnung und läßt den Körper sich irgendwie artistisch darin bewegen. Das sieht allerdings eher nach Imitationen antiker Sportlerskulpturen aus und hat schlichtweg nichts mehr mit dem Vorbild zu tun außer der runden Form.
Doch es gibt auch Beispiel einer hervorragenden Amalgamierung, etwa bei Mapplethorps Studien von sado-masochistischen Männerpaaren, die manieristischen Kampfszenen gegenübergestellt werden, und natürlich die vielen Aufnahmen anonymer Körperdetails, Armen, Schenkeln, Brüsten, Füßen, an denen tatsächlich das ähnliche Prinzip der Bildgestaltung: anatomische und zugleich erotische Obsession, hervorragt.
So hat diese Ausstellung, wer hätte das bei Mapplethorpe für möglich gehalten, am Ende fast akademischen Lehrcharakter. Die Zusammenarbeit von Guggenheim und Petersburger Eremitage für diese Schau zeigt, daß das durchaus sehenswert sein kann.