Im Sport ist vieles Kopfsache, heißt es allgemein hin. Im American Football trifft diese Floskel mehr denn je zu – wenn auch aus einem anderen Grund. In den USA, wo das Spiel mit dem Ei so beliebt ist, wie in Deutschland der Fußball, wurden im Vorjahr drei Millionen Gehirnerschütterungen registriert, die auf Sportunfälle zurückzuführen sind – die meisten von ihnen passierten auf dem Football-Feld. Wissenschaftliche Untersuchungen sowie eine im Auftrag der Football-Liga NFL durchgeführte Befragung bei ehemaligen Spielern haben ergeben, dass das Risiko an Alzheimer oder Demenz zu erkranken, bei NFL-Profis um vieles höher ist, als bei normalen Menschen.
Ted Johnson ist einer der erfolgreichsten Spieler des 21. Jahrhunderts in der National Football-League. Mit den New England Patriots hat er dreimal die Meisterschaft gewonnen. Johnson spielte in der Defensive auf der Position des Linebackers. Er galt als besonders harter Kerl, als jemand, der sprichwörtlich immer mit dem Kopf voranging. Einmal prallten er und sein Gegenspieler mit so großer Wucht mit den Helmen zusammen, dass der Kopfschutz seines Gegenübers in zwei Stücke zerbrach.
In seiner zehnjährigen Profi-Karriere zog sich Johnson mehr als 50 Gehirnerschütterungen zu – und blieb trotzdem auf dem Feld.
"Oftmals war mein Blick noch getrübt, ich sah alles verschwommen und ein Mitspieler musste mir erklären, welcher Spielzug als nächstes dran war. Ich habe dennoch weitergespielt, denn ich wusste es einfach nicht besser. Ich habe mir keine Sorgen gemacht, welchem Risiko ich mich aussetze."
Seine letzten beiden Gehirnerschütterungen waren besonders schwerwiegend. Es gab immer wieder Tage, an denen Johnson sein Gedächtnis verlor. 2004 beendete er seine Karriere. Seit Jahren leidet Ted Johnson unter Depressionen und zeigt erste Anzeichen von Alzheimer - er ist 36 Jahre alt.
Dr. Robert Cantu ist Neurologe, er hat Johnson behandelt und zusammen mit weiteren Spezialisten an der Universität von North Carolina ehemalige Football-Profis untersucht. Ergebnis: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Gehirnerschütterungen und der Entstehung von Krankheiten wie Demenz und Depressionen.
"Die Auswirkungen können gewaltig sein. Die Athleten laufen fast 30 km/h, hinzu kommen ihre Größe und Gewicht. Das ist, als wenn ein Auto mit rund 70 km/h gegen eine Steinmauer prallt."
An der medizinischen Fakultät der Bostoner Universität befasst sich Dr. Ann McKee mit den Folgen von Hirnschädigungen. Auch die Neuro-Pathologin konnte nachweisen, dass Hirnschädigungen bei Athleten auf Gehirnerschütterungen zurückzuführen sind.
McKee hat in diesem Jahr die Gehirne von 16 ehemaligen Sportlern untersucht, elf davon waren Football-Profis. Sie alle wiesen dunkle Punkte auf, ein klares Indiz für eine verheerende, degenerative Hirnschädigung, die sogenannte chronisch traumatische Enzephalopathie – kurz CTE. Diese Krankheit wurde zuerst bei Boxern festgestellt und ist erst nach dem Tod diagnostizierbar, wenn das Gehirn aufgeschnitten wird. Das Problem ist, dass CTE jahrelang unentdeckt bleibt, Gehirnzellen zerstört und somit zu Demenz und anderen kognitiven Problemen führt.
"Es wird ausgelöst durch Trauma, die vor langer Zeit passiert sind, im Teenageralter, den Zwanzigern oder Dreißigern, aber es tritt erst Jahrzehnte später auf. Leute denken, es ist eine psychologische Krankheit oder eine Art Midlife-Krise. Dabei handelt es sich um eine Gehirn-Erkrankung."
Die NFL hat das Thema jahrelang eher stiefmütterlich behandelt, aufgrund der medizinischen Studien jedoch kürzlich eine eigene Untersuchung in Auftrag gegeben. Dazu wurden 1000 ehemalige Profis in Telefon-Interviews befragt. Dabei kam heraus, dass das Risiko an Alzheimer oder Demenz zu erkranken für NFL-Spieler zwischen 30 und 50 Jahren 19 Mal höher ist, als für normale Menschen. Diese Ergebnisse scheinen selbst die Football-Verantwortlichen überrascht zu haben. Es sei eine detaillierte, medizinische Expertise notwendig, um die Untersuchung zu bestätigen, heißt es von Verbands-Seite. Und dieses Gutachten werde zirka ein Jahr dauern.
Bei den Profis selbst sind Kopfverletzungen zwar durchaus alltäglich, aber dennoch kein Gesprächsthema, sagt Sebastian Vollmer, einziger Deutscher in der NFL.
"Das weiß man von vornherein, dass es ein aggressiver Sport, ein Kontaktsport ist und dass da Verletzungen passieren können. Aber bei Gehirnerschütterungen wird wirklich darauf geachtet. Früher, wenn man eine Gehirnerschütterung oder eine Kopfverletzung hatte, wurde weitergespielt. Heutzutage ist das nicht mehr so. Man hat dazugelernt und man versucht natürlich auch das Risiko zu vermindern."
Vollmer spielt bei den New England Patriots, jenem Klub, für den auch Ted Johnson einst seinen Kopf hinhielt. Er spricht mittlerweile offen über seine Krankheit und die Risiken, die der Sport mit sich bringt. Doch Johnson war zu lange selbst Profi.
"Ich würde den Spielern alles erzählen, aber ich denke nicht, dass sie das hören wollen. Denn wer Angst hat, ist kein guter Spieler."
Ted Johnson ist einer der erfolgreichsten Spieler des 21. Jahrhunderts in der National Football-League. Mit den New England Patriots hat er dreimal die Meisterschaft gewonnen. Johnson spielte in der Defensive auf der Position des Linebackers. Er galt als besonders harter Kerl, als jemand, der sprichwörtlich immer mit dem Kopf voranging. Einmal prallten er und sein Gegenspieler mit so großer Wucht mit den Helmen zusammen, dass der Kopfschutz seines Gegenübers in zwei Stücke zerbrach.
In seiner zehnjährigen Profi-Karriere zog sich Johnson mehr als 50 Gehirnerschütterungen zu – und blieb trotzdem auf dem Feld.
"Oftmals war mein Blick noch getrübt, ich sah alles verschwommen und ein Mitspieler musste mir erklären, welcher Spielzug als nächstes dran war. Ich habe dennoch weitergespielt, denn ich wusste es einfach nicht besser. Ich habe mir keine Sorgen gemacht, welchem Risiko ich mich aussetze."
Seine letzten beiden Gehirnerschütterungen waren besonders schwerwiegend. Es gab immer wieder Tage, an denen Johnson sein Gedächtnis verlor. 2004 beendete er seine Karriere. Seit Jahren leidet Ted Johnson unter Depressionen und zeigt erste Anzeichen von Alzheimer - er ist 36 Jahre alt.
Dr. Robert Cantu ist Neurologe, er hat Johnson behandelt und zusammen mit weiteren Spezialisten an der Universität von North Carolina ehemalige Football-Profis untersucht. Ergebnis: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Gehirnerschütterungen und der Entstehung von Krankheiten wie Demenz und Depressionen.
"Die Auswirkungen können gewaltig sein. Die Athleten laufen fast 30 km/h, hinzu kommen ihre Größe und Gewicht. Das ist, als wenn ein Auto mit rund 70 km/h gegen eine Steinmauer prallt."
An der medizinischen Fakultät der Bostoner Universität befasst sich Dr. Ann McKee mit den Folgen von Hirnschädigungen. Auch die Neuro-Pathologin konnte nachweisen, dass Hirnschädigungen bei Athleten auf Gehirnerschütterungen zurückzuführen sind.
McKee hat in diesem Jahr die Gehirne von 16 ehemaligen Sportlern untersucht, elf davon waren Football-Profis. Sie alle wiesen dunkle Punkte auf, ein klares Indiz für eine verheerende, degenerative Hirnschädigung, die sogenannte chronisch traumatische Enzephalopathie – kurz CTE. Diese Krankheit wurde zuerst bei Boxern festgestellt und ist erst nach dem Tod diagnostizierbar, wenn das Gehirn aufgeschnitten wird. Das Problem ist, dass CTE jahrelang unentdeckt bleibt, Gehirnzellen zerstört und somit zu Demenz und anderen kognitiven Problemen führt.
"Es wird ausgelöst durch Trauma, die vor langer Zeit passiert sind, im Teenageralter, den Zwanzigern oder Dreißigern, aber es tritt erst Jahrzehnte später auf. Leute denken, es ist eine psychologische Krankheit oder eine Art Midlife-Krise. Dabei handelt es sich um eine Gehirn-Erkrankung."
Die NFL hat das Thema jahrelang eher stiefmütterlich behandelt, aufgrund der medizinischen Studien jedoch kürzlich eine eigene Untersuchung in Auftrag gegeben. Dazu wurden 1000 ehemalige Profis in Telefon-Interviews befragt. Dabei kam heraus, dass das Risiko an Alzheimer oder Demenz zu erkranken für NFL-Spieler zwischen 30 und 50 Jahren 19 Mal höher ist, als für normale Menschen. Diese Ergebnisse scheinen selbst die Football-Verantwortlichen überrascht zu haben. Es sei eine detaillierte, medizinische Expertise notwendig, um die Untersuchung zu bestätigen, heißt es von Verbands-Seite. Und dieses Gutachten werde zirka ein Jahr dauern.
Bei den Profis selbst sind Kopfverletzungen zwar durchaus alltäglich, aber dennoch kein Gesprächsthema, sagt Sebastian Vollmer, einziger Deutscher in der NFL.
"Das weiß man von vornherein, dass es ein aggressiver Sport, ein Kontaktsport ist und dass da Verletzungen passieren können. Aber bei Gehirnerschütterungen wird wirklich darauf geachtet. Früher, wenn man eine Gehirnerschütterung oder eine Kopfverletzung hatte, wurde weitergespielt. Heutzutage ist das nicht mehr so. Man hat dazugelernt und man versucht natürlich auch das Risiko zu vermindern."
Vollmer spielt bei den New England Patriots, jenem Klub, für den auch Ted Johnson einst seinen Kopf hinhielt. Er spricht mittlerweile offen über seine Krankheit und die Risiken, die der Sport mit sich bringt. Doch Johnson war zu lange selbst Profi.
"Ich würde den Spielern alles erzählen, aber ich denke nicht, dass sie das hören wollen. Denn wer Angst hat, ist kein guter Spieler."