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Spielabbruch in Frankreich
"Eine Beleidigung für den Fußball"

In der französischen Ligue 1 ist am Sonntag das Derby zwischen OGC Nizza und Olympique Marseille abgebrochen worden: Marseille-Spieler hatten sich geweigert weiterzuspielen. Zuvor hatten Nizza-Fans Gegenstände auf sie geworfen.

Von Christiane Kaess | 23.08.2021
Tumulte und Spielabbruch beim Spiel der französischen Ligue 1 zwischen OGC Nizza und Olympique Marseille am 22.8.21.
Tumulte und später Spielabbruch beim Derby von OGC Nizza gegen Olympique Marseille (IMAGO / PanoramiC)
"Eine Beleidigung für den Fußball" nannte Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu die Vorfälle bei dem Spiel und forderte Sanktionen gegen die Täter. Die Staatsanwaltschaft in Nizza hat eine Untersuchung eingeleitet. Die französische Liga gab bekannt, dass beide Klubs am Mittwoch von einer Disziplinarkommission angehört werden. Es werde Sanktionen geben, so heißt es.
Pablo Longoria, Präsident von Olympique Marseille, verteidigte sich und seine Mannschaft: "Wir haben beschlossen, das Spiel nicht mehr fortzusetzen, weil die Sicherheit unserer Spieler nicht garantiert war. Was passiert ist, ist völlig inakzeptabel. Man muss Präzedenzfälle für den französischen Fußball schaffen. Der Schiedsrichter war für uns."

Unterschiedliche Auffassungen über Spielabbruch

Die Anordnung der französischen Liga, das Spiel fortzusetzen, kritisierte Longoria. Benoit Payan, Bürgermeister von Marseille, ist auf seiner Seite. Auf Twitter schrieb er: "Verletzte Spieler, schlechte Sicherheitsvorkehrungen. Eine traurige Entscheidung, aber das Spiel durfte nicht wieder angepfiffen werden. Ich bin stolz auf mein Team, das sich nicht auf diese Scharade eingelassen hat."
Jean-Pierre Rivère, Vorsitzender von OGC Nizza dagegen sieht das ganz anders. "Die Verantwortlichen des Ordnungsdienstes haben gesagt: 'Ganz ehrlich, für uns gibt es gar kein Problem, das Spiel wiederaufzunehmen.' Ich habe die Entscheidung unserer Kollegen aus Marseille, nicht mehr weiter spielen zu wollen, nicht wirklich verstanden."

Viele Fans empört über die Aggression

Von Spielbeginn an flogen Gegenstände von der Tribüne auf den Rasen. In der 75. Minute der Partie wurde auf Marseilles früheren Nationalspieler Dimitri Payet eine Plastikflasche geschleudert. Die traf ihn am Rücken, Payet stürzte zu Boden und schleuderte die Flasche dann zurück auf die Nizza-Fans. Die drängten daraufhin auf das Spielfeld. Es kam zu heftigen Rangeleien. Mehrere Marseille-Spieler wurden leicht verletzt.
Viele Anhänger der Clubs zeigten sich nach dem Spiel empört über die Aggression: "Ich verstehe nicht, warum man Leuten Flaschen an den Kopf wirft. Ich finde das Schwachsinn. Das hat alles verdorben. Es sind Kinder im Stadion. Ich finde das so dumm." "Man weiß zwar, dass das ein großes Spiel ist und eine aufgeheizte Stimmung. Aber es sind Kinder da. Man will denen nicht so etwas beibringen." "Ich bin 62 Jahre alt und schon immer Nizza-Fan. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Das ist eine Schande. Ich bin zutiefst schockiert. Ich hoffe, dass diese Personen sanktioniert werden!"