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25 Jahre Gameboy

Ob in der U-Bahn oder im Park: Computerspielen geht überall. Was heute selbstverständlich ist, begann vor 25 Jahren: Am 21. April ist 1989 erschien der legendäre Gameboy von Nintendo, erst in Japan, dann praktisch überall.

Von Christian Schiffer | 17.04.2014
    Das Exemplar einer durchsichtigen Sonderedition des ersten Gameboys ist am 14.04.2014 im Computerspielmuseum in Berlin in einer Vitrine zu sehen.
    Der Gameboy, der Anfang vom Ende der Langeweile (picture alliance / dpa / Stephanie Pilick)
    "Ich habe mir den natürlich am ersten Tag, als er in Deutschland rauskam gekauft. Und das war der 50. Geburtstag meiner damaligen potenziellen Schwiegermutter. Und während der Geburtstagsfeier kam der Gameboy an und ich habe den ausgepackt und der Geburtstag war mir wurst! Ich habe mich ins Zimmer verzogen und habe nur noch Tetris gespielt für den ganzen Rest des Abends."
    Markus Schwerdtel war lange Chefredakteur der Spielezeitschrift "GamePro". Heute ist der 40-Jährige zuständig für die Mobile-Strategie eines großen IT-Verlags. An seinen ersten Tag mit dem Gameboy kann er sich noch gut erinnern. Denn als vor 25 Jahren dieser unscheinbare, klobige, graue Klotz in den Läden steht, beginnt ein regelrechter Hype. Dabei reißt der Gameboy technisch keine Bäume aus, das Display zum Bespiel ist noch nicht einmal bunt, sondern nur schwarz-weiß. Doch Nintendos Gerät ist günstig, und vielleicht sogar noch wichtiger: Es geht sehr sparsam mit den Akkus um, sodass man stundenlang all die Spiele zocken kann, die man sonst nur von der Konsole kennt. Und vor allem ist da: Tetris.
    Gameboy = Tetris
    Das Klötzchenspiel wird von Anfang an zusammen mit dem Gameboy verkauft. Das ist gar nicht so selbstverständlich, denn das Spiel kommt aus der Sowjetunion, wird dort 1984 entwickelt: an der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. Mitten im Kalten Krieg gelingt es Nintendo jedoch, die Konkurrenz auszustechen, die Japaner sichern sich die Tetris-Lizenz für tragbare Spielkonsolen. Tetris wird so für den Gameboy zur Killerapplikation, sagt Andreas Lange, Direktor des deutschen Computerspielmuseums:
    "Und das war der endgültige Durchbruch. Man wusste schon, das ist ein sehr erfolgreiches Spiel, aber mit dem Gameboy, der 89 dann eben im Bundle mit dem Tetris-Spiel verkauft wurde, hat es dann einen unglaublichen Erfolg gehabt, der dann auch in der Öffentlichkeit sichtbar wurde. Denn es war ja so, dass die Leute dann wirklich im öffentlichen Raum mit dem Gameboy gespielt haben und da sah man nun allenthalben Leute, die eben Gameboy spielten. Und insofern war Tetris-Spielen und Gameboy-Spielen am Anfang synonym miteinander."
    Andreas Lange, Direktor des Computerspiele-Museums, steht am Dienstag (04.01.2011) in Berlin neben dem ersten Videospieleautomaten "Computer Space" der Firma Nutting (USA) aus dem Jahre 1971. Im Computerspiele-Museum an der Karl-Marx-Allee wird am 21.01.2011 die Dauerausstellung "Computerspiele. Evolution eines Mediums" eröffnet, in der unter anderem 300 Exponate zu sehen sein werden und in der die Kulturgeschichte des Spielens von der Antike bis in die Gegenwart vorgestellt wird.
    Andreas Lange, Kurator des Computerspiele-Museums in Berlin (picture alliance / dpa / Tobias Kleinschmidt)
    Smartphones als die neuen Gameboys
    Tetris wird auch heute noch gespielt, allerdings nicht mehr auf dem Gameboy, sondern vor allem auf Smartphones. Viele Menschen haben heute quasi andauernd eine kleine Spielkonsole dabei. Die Folge: Mobile Spielkonsolen sind längst nicht mehr so angesagt wie früher, sagt Markus Schwerdtel:
    "Es ist nur für Leute noch interessant, die entweder sehr intensiv spielen und Spiele wollen, die es nur auf diesen Plattformen gibt, und natürlich auch für Kinder und Jugendliche, die noch kein eigenes Handy haben, denn die spielen tatsächlich auch noch ziemlich viel auf den Handhelds. Was Nintendo hier sehr viel hilft, sind die Marken, die eigenen, die die haben: Pokemon, Zelda, Mario natürlich. Denn diese Sache gibt es nur auf den Nintendo-Handhelds, und die bringen die Leute immer wieder dazu, sich so ein Ding zu kaufen. Denn Mario kann ich auf meinem Smartphone nicht spielen."
    Auch in der Retro-Szene findet der Gameboy immer noch Verwendung, etwa um damit Musik zu machen. Der kleine graue Kasten, er hat immer noch viele Fans. Das ist auch kein Wunder, denn der Gameboy war robust, schnörkellos und von schlichter Eleganz. Ein Vierteljahrhundert Gameboy - wer weiß, wie viele langweilige Busfahrten dieser kleine Handheld in ein großes Abenteuer verwandelt hat. Der Gameboy, er war der Anfang vom Ende der Langweile.