Archiv


'Spiele mit uns'

"Spiele mit uns" lautet der Slogan der Leipziger Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012. Und spätestens seit sich die ostdeutsche Stadt gegen die gesamte nationale West-Konkurrenz behauptet hat, wollen immer mehr mitspielen. Auch die Hochschulen engagieren sich nun. Die Universität Leipzig und die private Handelshochschule haben nun eigene Olympiabeauftragte ernannt.

    Ein Beitrag von Christoph Heiter

    Sie standen ein paar Meter über ihm, die Vertreter des Nationalen Olympischen Komitees. Vom Dach aus warfen sie einen Blick über Leipzigs potenzielles Olympiagelände. Marco Wiegands Büro liegt im Erdgeschoss. Sein Blick auf das Areal, wo 2012 die Sportler der Welt wettkämpfen sollen, ist durch Bäume verstellt. Aber er darf sich als ein Teil der großen Bewegung fühlen. Jetzt, wo Leipzig der Olympia-Kandidat Deutschlands und Wiegand der Olympiabeauftragte der dortigen Handelshochschule ist. Die private Manager-Schmiede will sich ins Zeug legen:

    Wir wollen uns schon unterscheiden von Institutionen, die vielleicht nur das Logo auf ihrer Homepage unterbringen und auf einen fahrenden Zug aufspringen. Wir wollen lieber unseren eigenen Waggon dranhängen, also unseren Beitrag leisten und den mit unseren Inhalten füllen

    Wiegand glaubt, dass seine Hochschule von Olympia profitieren kann, indem mit Leipzigs Ansehen auch die Nachfrage nach Leipzigs Studienangeboten steigt - natürlich vor allem nach denen seiner Hochschule, die international ausgerichtet ist. Aber der 27-Jährige betont auch die Rolle, die wissenschaftliches Know-how für die Bewerbung schon gespielt habe und spielen werde:

    Das kristallisierte sich in zwei Praxisprojekten, die wir mit der Olympia GmbH gemacht haben. Es laufen auch Diplomarbeiten zum Thema. Meine Aufgabe ist auch, Studenten, die jetzt im Ausland sind, und zwar in Ex-Olympiastädten, zu motivieren Fallstudien zu schreiben: Was ist dort gut gelaufen? Was nicht? Was kann man auf Leipzig übertragen, was kann man daraus lernen?

    An der Universität Leipzig sind die Überlegungen noch nicht ganz so weit gediehen. Der frisch gebackene Olympiabeauftragte der Uni, der Sportwissenschaftler Helmut Kirchgässner, muss sich erst noch orientieren:

    Es gibt offensichtlich noch keine genauen Vorstellungen über die Aufgaben. Es gibt auch kein Anforderungsprofil, es ist ja was Neues. Wichtig erscheint mir zunächst, dass sich die Universität zur Olympiade und zur Vorbereitung der Olympiade bekannt hat und jemanden benannt hat, der die Universität in bestimmten Fachfragen, aber auch in der Gesamtheit vertreten kann.

    Kirchgässner weiß aber, dass nicht nur die Universität viel von ihm erwartet. Denn mit seiner Person verbinden viele Menschen einen großen potenziellen Pluspunkt für die sächsische Stadt. Der 64-Jährige war 1990 in einer Übergangszeit der letzte Rektor der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig.

    Wir haben über viele Jahre, seit den 70ern, hier Sportler aus unterschiedlichen Ländern ausgebildet - gerade aus den Entwicklungsländern. Es gab auch viele, die bei uns die Magisterausbildung absolviert haben. Es gibt promovierte Leute, die jetzt in Verbänden sitzen. Sodass viele, die hier eine gute Ausbildung erfahren haben, sich gerne an Leipzig erinnern.

    Das Erbe der DDR-Sporthochschule wird also beschworen. Die PDS forderte gar ihre Neugründung. Die anderen Olympia-Enthusiasten setzen schlicht darauf, das die Universität die Kontakte zu den Absolventen erneuert. Von denen bekleiden angeblich viele hohe Positionen in Sportverbänden - und haben damit, so hofft man in Leipzig, Einfluss auf IOC-Mitglieder. Sollte die Bewerbung trotz allem Schiffbruch erleiden, ist aber vorgesorgt: Die Gestrandeten werden mit Sicherheit professionell versorgt. Schließlich hat die Medizinische Fakultät der Uni auch einen Olympiabeauftragten ernannt.