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Spiele ohne Ende

Gute Nachrichten für die Veranstalter: seit der ersten Games Convention steigen die Besucher- und Ausstellerzahlen der größten Messe Europas rund um das digitale Vergnügen. Auch Computer und Kommunikation pilgerte zum Daddel-Treff nach Leipzig und erkundigte sich nach Neuvorstellungen und Trends auf dem Spielesektor.

Von Manfred Kloiber und Gerd Pasch |
    Manfred Kloiber: Die Games Convention in Leipzig erstrahlt derzeit in vollem Ornament: 200.000 Besucher werden es bis morgen wahrscheinlich sein, 500 Aussteller und über 100.000 Quadratmeter Fläche voller Präsentationen.

    Gerd Pasch: Gerüchte gehen um, die Games Convention könnte abwandern, Sachsen verlassen. Frankfurt am Main war so ein Nebenbuhler. Die hessische Landesregierung und die Messe Frankfurt warben um die Computerspielindustrie, aber auch Hannover und Hamburg wurden genannt. Die Leipziger Messehallen sind jedenfalls prall gefüllt und das vorwiegend jugendliche Publikum scheint zufrieden.

    Spiele ohne Ende
    Neuerscheinungen auf der Games Convention

    Manfred Kloiber: Zufrieden auch deshalb, weil man hier alles in Ruhe und ohne Probleme anspielen kann, und zwar auf den aktuellen Konsolen. Felix Buschbaum, unser Computerspiel-Experte, was sind denn die aktuellen Top-Titel?

    Felix Buschbaum: Wenn wir zunächst über die Genres reden, sind vor allem Echtzeit-Strategiespiele, die so genannten First-Person-Shooter nach wie vor Publikumsmagneten. Wir haben aber auch sehr viele Autorennspiele, sowohl Arcadegames als auch Simulationen dieses Mal auf der Messe. Und wir erleben eine Renaissance der Adventures, die im Prinzip in den letzten Jahren eigentlich schon tot gesagt waren, also da findet man fast an jedem Stand von fast jedem Publisher aktuelle Titel.

    Kloiber: Dann nennen Sie doch mal ein paar, zum Beispiel bei den Strategiespielen, die sehr hoch im Kurs stehen?

    Buschbaum: Hier ist vor allem umlagert das Strategiespiel Starcraft 2. Veteranen werden sich noch erinnern, Starcraft ist mittlerweile zehn Jahre alt, gilt aber als der absolute Klassiker und wird nach wie vor im E-Sport aktuell gespielt. Der Nachfolger wird hier heiß erwartet. Dann Command & Conquer und Neuentwicklungen wie zum Beispiel Endwar, der immer weitere Komplexität in die Spiele mit rein bringt, immer andere Steuerelemente und natürlich immer weiteren Realismus.

    Kloiber: Was gibt es denn Neues bei den Racingspielen?

    Buschbaum: Da gibt es natürlich eine ganze Menge aktuelles. Die Simulationen versuchen natürlich, immer realistischer zu werden, das bezieht sich nicht nur auf die Grafik, sondern natürlich auch auf die Fahrphysik, dass sich etwa Formel eins-Wagen wirklich so verhalten wie auf der Rennstrecke, dass man mit der Hilfe von Zusatzgeräten wie Lenkrädern natürlich auch das Feeling wesentlich besser rüber kriegt.

    Kloiber: Welche Titel lösen dieses Versprechen ein?

    Buschbaum: Da ist zum Beispiel "Formel eins 2007/2008", dann "Need for Speed", ein eher actionorientiertes Spiel, die "Ferrari-Challenge", die wir allerdings erst im nächsten Jahr sehen werden oder zum Beispiel die "Grand Tourismo"-Reihe, die auch immer realistischer wird.

    Kloiber: Es wird ja immer mehr geredet von den Silver-Irgendwas, und es gibt hier auf der Games Convention die Silver-Gamer. Was wird denn den, ich sage einmal, älteren Menschen an Spielen geboten, die angeblich jetzt zum Spielen kommen?

    Buschbaum: Die Silver-Gamer, das ist ein schönes neues Schlagwort in der Branche jetzt, um diejenigen an die Konsole und an den PC zu bringen, die eigentlich schon gar nicht mehr in die klassische Spielergeneration fallen. Hier versucht man mit ganz unterschiedlichen Konzepten, dass man zum Beispiel mit Spielen herangeht, die wesentlich komplexer sind, die nicht ganz so verspielt sind, nicht so den Fun-Charakter haben, sondern so ein bisschen einen Lerneffekt haben, dass man die grauen Zellen anstrengen muss, dass man aber durchaus auch in Bewegung bleibt. Dafür gibt es zum Beispiel auch auf der Konsole Wii ganz unterschiedliche Konzepte, wie man also auch versucht, eigentlich Spieler, die nicht mehr so dazu gehören, hinzuzuziehen.

    Kloiber: Auch so ein Trend, den man hier sehen kann: sehr viel Musik wird gemacht mit Spielkonsolen, oder?

    Buschbaum: Ja, das hat sich ja in den letzten Jahren so ein bisschen abgezeichnet, Singstar auf der PlayStation 2, das ist immer beliebter geworden. Dann gab es zum Beispiel die ersten Spiele, wo man beispielsweise eine Gitarre als Eingabegeräte hat und auf diesen Zug springen natürlich jetzt immer mehr Hersteller auf, gleichzeitig auch die Tanzmatten, also Partyspiele, Familyspiele, was also wirklich auch Samstag Nachmittag tauglich ist, das liegt immer mehr im Trend.

    Spiele mit Botschaft
    Wissensvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit per Daddelspaß

    Pasch: Ich weiß nicht, ob es eine neue Gruppe innerhalb der Strategiespiele ist. Es geht um Spiele mit Botschaft: ein Schulbuchverlag hat sich mit der Bundeszentrale für politische Bildung zusammengetan und das Spiel "Genius" entwickeln lassen. Ein Strategiespiel, in dem der Spieler nach den Regeln der Demokratie politische Macht in diesem unserem Lande erlangen kann und am Ende, im Jahre 2015, sich zur Bundeskanzlerin oder zum Bundeskanzler wählen lassen kann. In der Halle 5 der Games Convention sind etliche dieser Art Spiele zu sehen, die Halle 5 ist jene mit den familienfreundlichen und vielleicht weniger Gewalt darstellenden Spielen. Der Medienwissenschaftler Hartmut Warkus an der Universität Leipzig hat an der Konzeption dieser Ausstellungshalle maßgeblichen Anteil. Wie sind, Professor Warkus, Spiele wie "Genius" einzuordnen, welche Funktionen haben Sie?

    Hartmut Warkus: Zunächst gehören sie in das Genre der Strategiespiele, vielleicht sogar in das Genre der Simulation. Man versucht, Spielinhalte zu finden, die nach den Regeln eines Spiels funktionieren, das heißt also, gewissen Gesetzen unterliegen, und man implementiert Inhalte wie in dem konkreten Fall Politik, um Spieler dazu zu bewegen, sich mit so einem Inhalt auch auseinanderzusetzen. Und wenn man das gut macht, im Falle von "Genius" ist das meiner Ansicht nach recht ordentlich gelungen, dann ist man sicherlich der Hoffnung, dass man einem, der mit Spielen gewissermaßen groß geworden ist, etwas liefert, wo er etwas daraus lernen kann.

    Pasch: Wie müssen denn die Spiele daher kommen und gestaltet sein, dass sie sich gegen die Ego-Shooter, die Ballerspiele und die Fantasiewelten - wenn überhaupt - durchsetzen können?

    Warkus: Sie müssen sich auf jeden Fall mit ihnen messen lassen, das ist ganz wichtig. Sie dürfen nicht sozusagen "billiges Abfallprodukt" sein, sondern sie müssen sich auf jeden Fall damit messen lassen, dass sie eine relativ aufwändige Grafik besitzen, sie müssen in der Spielmechanik gut funktionieren, sie müssen so etwas wie Fragen oder Herausforderungen für den Spieler stellen, und Sie haben ja erwähnt, man kann Bundeskanzlerin werden, sie bieten also auch etwas an, was viele Spiele machen: man kann sich in Rollen hinein bringen, die man eigentlich sonst nicht so einfach erreichen kann.

    Pasch: Das ist aber auch eine bestimmte Richtung, so etwas zu programmieren und die Fragen vorzugeben. Wer steckt dahinter?

    Warkus: Sie haben das eingangs schon gesagt, die Bundeszentrale für politische Bildung engagiert sich, deren Auftrag ist es ja, die Menschen sozusagen mit politischer Bildung zu versorgen, das heißt, sie aufzuklären über solche Fragen wie "wie funktioniert eigentlich Demokratie?" Das kann man in zweierlei Weise machen: man stellt sich vor eine Klasse hin und erzählt ihnen, wie das funktioniert - das wird nicht lange anhalten, die Schüler werden den Lehrern unter Umständen gar nicht gut zuhören. Oder man macht es halt mit so einem Spiel, und wenn man das gut hin bekommt, dann kann man die Botschaft sozusagen unter das Spiel legen und damit erreichen, dass die Schüler sich damit politischen Dingen besser auskennen als das bisher der Fall ist.

    Pasch: Computerspiele soll ja auch als Kulturgut wie beispielsweise der Kinofilm gesellschaftlich anerkannt und auch gefördert werden. Wie sehen Sie das?

    Warkus: Also der Meinung muss man eigentlich schon lange sein. Wenn man sieht, dass Film ganz natürlich und Fernsehen als Kulturgut angesehen werden, warum sollte es nicht auch das Computerspiel sein. Das ist von der Sache her natürlich genau das gleiche, auch hier sind Kreative dabei, solche Spiele zu bauen und den Menschen in die Hand zu geben, damit sie Freude und Spaß daran haben. Also es gehört schon in dieser Reihe.

    Spiele ums Geld
    Wie sich die Unterhaltungssoftware-Industrie finanziert

    Kloiber: Im Vorfeld dieser Messe findet jedes Jahr die Games Convention Developers Conference statt, also das Treffen der Brancheninsider, bei dem die aktuellen Themen der Spieleentwickler und der Verlage besonders breiten Raum einnehmen. Neben den technischen Aspekten der Spieleentwicklung ist natürlich auch das liebe Geld beliebter Gesprächsstoff. Spieleentwicklung ist mitunter ein teures Unterfangen, besonders, wenn es um die immer wichtiger werdenden Konsolenspiele geht. Stefan Reichert vom Bundesverband der Spieleentwickler, welche Rolle spielt denn Werbung zum Beispiel in Spielen zur Finanzierung dieser Entwicklungen?

    Stefan Reichert: Eine immer größere, von Jahr zu Jahr zunehmend. Wir haben die Möglichkeit, dadurch, dass die meisten Computerspiele heutzutage auch eine Online-Anbindung haben, quasi live Werbeelemente in Spiele einzubauen, so dass man etwa in Autorennspielen an Bannern vorbeifährt, die halt bekannten Firmen gehören oder die bekannte Produkte darstellen. Dadurch wird natürlich letztlich Geld eingenommen, was die Entwicklungen dann doch wieder günstiger macht.

    Kloiber: Die Zeiten, in denen man eine CD kaufte, ein Spiel kauft für 50 Euro meinetwegen, und dann ist es das gewesen, man hat alles bezahlt, was zum Spiel dazu gehört, die sind sowieso vorbei. Online-Spiele, Sie haben es ja genannt, bieten auch breite Möglichkeiten, ganz neue Geschäftsmodelle, auch Bezahlmodelle dort aufzubauen. Welche alternativen Finanzierungsmodelle gibt es denn?

    Reichert: Die Zeiten sind vielleicht nicht ganz vorbei, ganz tot sagen will ich den Kauf von Spielen dann doch nicht. Aber Online-Spiele sind der größte Wachstumsmarkt im Spielebereich und es ist tatsächlich so, dass man heutzutage auch schon Online-Spiele anbietet, die auf den ersten Blick und in den ersten Wochen gar nichts kosten, die dann aber, dadurch, dass ich mir kleine Tools kaufe, die mir das Spielen erleichtern, oder dadurch, dass ich mir kleine Gegenstände kaufe, die meinen Charakter besser machen, halt ihre Kosten wieder einspielen und das ist das so genannte "Item Selling" und ich kaufe mir halt für einen Euro ein neues Schwert oder für zwei Euro Fußballschuhe für meine Fußballmannschaft und so kommen erkleckliche kleine Beträge im Laufe eines Monats zusammen, die dann auch irgendwo bei zehn bis 15 Euro im Monat liegen, und damit werden Spiele finanziert.

    Kloiber: Das ist schön für die Spielehersteller, viele Eltern kriegen jetzt vielleicht so einen kleinen Schock und denken sich, um Gottes willen, jetzt hab ich das mit dem Handy gerade in den Griff gekriegt, jetzt kommen die Spielehersteller und wollen auch das Geld meiner Kinder haben. Wie können die das kontrollieren?

    Reichert: Das passiert zum Glück alles über die Kreditkarte des Vaters, das heißt, in dem Moment, in dem ich das Spiel aktiviere, muss ich die Daten eingeben, und wenn ich als Vater einigermaßen aufpasse, was ich da eintrage, dann weiß ich ja, dass jetzt ein Blick auf die erste Kartenabrechnung zwingend notwendig ist und kann dem sehr schnell einen Riegel vorschieben.

    Kloiber: Gab es denn da schon Schwierigkeiten oder glauben Sie, dass man das wirklich so vernünftig regeln kann, dass das alles seinen geregelten Weg geht und keiner unzufrieden sein wird?

    Reichert: Da gibt es unterschiedliche Modelle, also man kann bei der Einrichtung solcher Konten durchaus sagen: "mehr als 20 Euro im Monat darf hier gar nicht abgebucht werden." Da ist die Industrie schon sehr stark vor, man kann da also wirklich davon sprechen, dass wir da sehr aufmerksam sind.

    Spiele auf dem Handy
    Mobile Konsolen begeistern immer mehr Menschen

    Pasch: Die Games Convention bietet Messebesuchern erstmals die Möglichkeit, Computer- und Videospiele auf allen drei Konsolen auszuprobieren. Die neueste Hardware ist also verfügbar. Felix Buschbaum, wie wirkt sich denn das auf die Preisentwicklung bei der Hardware aus mit Blick auf das anstehende Weihnachtsgeschäft?

    Buschbaum: Das nächste Weihnachtsgeschäft wird sicherlich sehr spannend, weil jetzt sind alle drei Konsolen erstmalig am Start. Das Problem ist, wir haben sehr große Preisspannen, die PlayStation 3 ist mit 600 Euro im Moment wirklich absolut Spitze, was den Preis angeht. Das andere Ende wird im Moment von Nintendo Wii gestaltet, die Konsole liegt bei 250 Euro. Microsoft bewegt sich da sehr gut in der Mitte, es gibt eine Preissenkung um 50 Euro, das heißt die Xbox 360 kostet in der preiswertesten Variante nur noch 280 Euro. Es gibt eine bessere Variante mit einer Festplatte, die kostet 350 Euro, und es wird noch eine so genannte Xbox Elite geben, die dann mit 500 Euro zu Buche schlägt.

    Kloiber: Bei den Konsolen muss man, glaube ich, unterscheiden zwischen den beiden Modellen Xbox 360 und der PlayStation 3, die besonders hoch entwickelte und leistungsfähige Spielkonsolen sind, und auf der anderen Seite die Nintendo Wii - sie richtet sich offenbar an eine andere Zielgruppe?

    Buschbaum: Natürlich, während Microsoft und Sony ganz gezielt auf Multimedia und Home-Entertainment setzen, das heißt, dass ich beispielsweise bei der Xbox 360 ein HD-Laufwerk zusätzlich erwerben kann, dass die PlayStation 3 ein Bluray-Laufwerk beinhaltet und die ich also komplett über DSL internetfähig bin und Multimedia en masse benutzen kann, ist die Wii wirklich eine reine Spielkonsole, die natürlich auch Multiplayer über das Internet ermöglicht, aber im Prinzip wesentlich mehr auf innovative Spielkonzepte ersetzt, auf Familygames setzt, mit dem Wii-Controller viel auf Bewegung setzt. Also jedes Spiel bringt mich wirklich in Schwung, bringt mich ins Schwitzen, da setzt man wesentlich mehr auf Fun und auf die junge Zielgruppe, insofern ist die Nintendo Wii auch vielleicht im Weihnachtsgeschäft jetzt der lachende Dritte.

    Kloiber: Xbox und PlayStation sind beide auch ein bisschen da drauf, aber ich sage einmal, die Zukunftsmärkte Multimedia, HD-eingerichtet, neue DVD-Player sind dort eingebaut. Wie beurteilen Sie das?

    Buschbaum: Auch das ist natürlich eine große Chance, man will natürlich mit diesen Konsolen aus dem Kinderzimmer heraus und ins Wohnzimmer hinein und möchte langfristig die Konsole wirklich neben den Fernseher platzieren. Dank dem Media Center lässt sich zum Beispiel die Xbox 360 problemlos mit Windows XP oder Vista-PC verbinden und die PS3 soll zum Festplattenrekorder werden, da ist Zukunftspotenzial gegeben.

    Kloiber: Ganz kurz noch ein paar Stichworte zu mobilen Konsolen.

    Buschbaum: Da haben wir die PSP und die Nintendo DS, die beide sehr großes Marktpotential haben, wobei auch hier wieder die DS für die jüngere Zielgruppe ist und auch mehr auf Fun setzt, während die PSP in Richtung auf Multimedia geht, Spielzeug für Erwachsene, möchte ich sagen.

    Pasch: Das Handy ist vielleicht die dritte oder vierte Konsolentechnik, die hier auf der Messe auch eine immer größere Rolle spielt. Ist sie das tatsächlich, das frage ich den Münchener Kommunikationsexperten Dieter Marxreiter. Er kennt nicht nur die Entwicklung der mobilen Spiele, er gehört auch zu den ersten Benutzern. Ein typisches Spielehandy ist das N-Gage, Sie halten es gerade in der Hand. Was lässt sich dann darauf spielen, was macht denn da Spaß?

    Dieter Marxreiter: Es gibt auf dem Handy sehr viele unterschiedliche Spielegenres. Das meist verbreitete sind so genannte Casual Games, die man mit ein bis zwei Tasten sehr gut lenken kann und zum Beispiel Tetris andere Puzzlespiele spielen kann. Nette Denkspiele für zwischendurch, die sollen eher fünf bis zehn Minuten Spaß machen und sind nichts jetzt drei bis vier Stunden, da geht man dann doch eher an den PC, aber an der Bushaltestelle oder im Zug ist das die ideale Unterhaltung. Es gibt auch sehr komplexe Handyspiele und die komplexesten sind mittlerweile Multiplay-Handyspiele, das ist so einer der Trends der nächsten Jahre.

    Pasch: Die technische Entwicklung ist ja bei den Endgeräten, bei den Handys, nicht stehen geblieben, Handys sind inzwischen Mini-Computer mit Internetanschluss, was bieten denn die heutigen Mobilfunkgeräte zum Daddeln unterwegs?

    Marxreiter: In meiner anderen Hand halte ich ein Sony-Ericsson K800i, das ist im Moment eines der fortgeschrittensten Spielehandys, das hat einen 3D-Chip, einen tollen Sound, man kann über das Internet spielen, es sind sogar Multiplayerspiele eingebaut und die Grafik ist etwa auf einem Level mit der DS, die PSP hat noch eine bessere Grafik, aber das kann in ein bis zwei Jahren vielleicht auch anders sein. Das Gute ist halt, dass, weil die Handys halt klein bleiben müssen, diese ganze Technik auf dem kleinsten Platz mit MP3-Player und Kamera integriert wird, das ist eigentlich so die Entwicklung. Die Grenzen sehe ich eigentlich, wo vielleicht die Bezahlbarkeit dieser Miniaturisierung aufhört, weil Handys müssen natürlich auch mit einem 1-Euro-Vertrag verkaufbar sein.

    Pasch: Wenn man die Entwicklung der Spiele sieht, auf großen Bildschirmen, HD-tauglich, das auf ein Handy zu bringen ist nahezu unmöglich. Wo ist denn da die Begrenzung?

    Marxreiter: Ich sehe die Begrenzung da natürlich eher bei dem kleinen Bildschirm, dadurch, dass auch hier die Spiele trotz toller Grafik und Sound eher casual sind, eher für den Nutzer für zwischendurch, aber die Handydisplays sind jetzt schon dreimal so groß wie vor drei Jahren und vielleicht haben wir demnächst wieder größere Handys, nur dass man darauf besser surfen und spielen kann und vielleicht wird es dann doch halb so groß wie eine PSP.

    Pasch: Wie werden Sie denn in der Zukunft spielen mit ihrem Handy, mit ihrer Spielkonsole in der Tasche?

    Marxreiter: Also ich freue mich schon auf Multiplay-Handyspiele, Nokia hat da neue N-Gage-Techniken vorgestellt, die nicht jetzt auf ein N-Gage-Gerät limitiert sind, sondern auf mehreren N-Gage-Handys laufen, das heißt, man muss sich nicht mehr als Spieler mit einem Handy abstempeln lassen, sondern man hat dann zum Beispiel ein M 95 und auf dem kann auch gespielt werden, es hat dann GPS, Kamera und so weiter. Und da stelle ich mir dann vor, dass ich dann Multiplay-Handyspiele spiele, die Xbox-live-ähnliche Freundes- und Multiplay-Optionen haben.

    Die Zukunft aus Sicht der Macher

    Kloiber: Wir haben hier einen der bekanntesten Spieleentwickler bei uns, es ist Bob Bates aus den USA, seit 21 Jahren im Geschäft. Bob, was machen Sie denn mit dem Handy?

    Bob Bates: Ich richte mein Augenmerk auf Spiele, die die Vorzüge mobiler Geräte gezielt nutzen. Zum Beispiel, dass Sie sie überall mitnehmen können. Oder dass es für ein Spiel eine Rolle spielen kann, ob sie zu Hause sind oder draußen. Dazu muss das Handy natürlich wissen, wo sie sind. Und es ist eine Herausforderung, das intelligent einzusetzen.

    Kloiber: Ist das so eine Art Geo-Spiel?

    Bates: Also, es gibt zwei Wege, das umzusetzen. Die eine ist, über das Handy herauszufinden, wo sie sind. Aber sie können mit dem Handy auch herausfinden, welche Menschen in ihrer Umgebung sind. Da spielt es keine Rolle, wo sie sind, sondern ob es um sie herum Leute mit ähnlich ausgestatteten Geräten gibt. Da können Sie interessante Spielstrukturen entwickeln, mit beiden Ideen.

    Kloiber: Können Sie uns denn die Spielidee mal genauer erklären?

    Bates: Nicht wirklich, denn das Ganze ist in Entwicklung und ich soll noch nichts verraten.

    Kloiber: Bob Bates, erklären Sie uns doch einmal, was denn Ihre Hauptaufgabe ist als freiberuflicher Spieleentwickler.

    Bates: Mein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Spielwelten, von Geschichten, Charakteren und thematischen Elementen, die einem Spiel Tiefe und Fülle verleihen. Dabei interessiert es mich gar nicht so sehr, ob es ein Rollen- oder auch ein Abenteuerspiel ist. Denn Sie brauchen in jedem Spiel eine vernünftige Geschichte, einen roten Faden und interessante Spielhandlung. Spiele werden heute von großen Teams, 70 bis 100, sogar 120 Leuten entwickelt und jeder von ihnen hat eine ganz spezielle Aufgabe. Und meine Aufgabe ist es nun, das alles zusammen zu führen und dem Spiel Tiefe zu verleihen.

    Kloiber: Was gehört denn alles zu einem erfolgreichen Computerspiel?

    Bates: Interessante Frage. Ich würde sagen, eine interessante Geschichte besteht aus interessanten Personen an interessanten Orten, die interessante Sachen machen. Sie brauchen jedes dieser Elemente, wenn die Geschichte anmachen soll. Sie müssen sich mit der Person identifizieren können und es muss sie auch interessieren, wie sich die Person entwickelt. Die Handlung muss in einer anregenden Umgebung stattfinden. Das soll sich ja nicht in einem dunklen Puppengrab abspielen. Kurz, es sollen hübsche Sachen zu sehen sein. Und die Handlungen des Spielers müssen ebenfalls interessant sein. Also, diese drei Elemente helfen, die Geschichte richtig gut zu machen.

    Kloiber: Was sind denn für Sie die Megatrends der Branche?

    Bates: Also, ich glaube, der interessanteste Punkt ist doch, dass sich die verschiedenen Plattformen auseinander entwickeln. Da gibt es die neuen und sehr leistungsfähigen Konsolen wie die Xbox 360 oder die PlayStation 3. Die sind technisch in der Lage, ganz fantastische Dinge zu machen. Aber die Kosten für eine Spieleentwicklung darauf sind extrem hoch. Sie brauchen große Teams, sehr hohe Investitionen und sie müssen ein enormes Risiko eingehen. Eigentlich nur etwas für große Firmen. Und vor ein paar Jahren noch ging es nur darum. Aber auf der anderen Seite gibt es nun den PC und das Internet als Vertriebskanal. Da können Ein- oder Zwei-Mann-Teams wirklich interessante Spiele entwickeln. Das ist sehr spannend, weil alles gleichzeitig sich entwickelt. Da tun sich ein paar Studenten mit ihren Freunden zusammen und entwickeln ein Spiel - richtig gute Spiele sind dabei. Sie stellen das ins Netz und die Sache beginnt zu leben. Das ist sehr aufregend.

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