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Spielerisches Erforschen der Leseschwäche

Weltweit leiden vier bis sechs Prozent aller Menschen an einer ausgeprägten Lese- und Rechtschreibschwäche, von der Dyskalkulie, der Rechenschwäche, sind ähnlich viele Menschen betroffen. Vor allem für Schülerinnen und Schüler ist bei diesen Störungen eine rasche Hilfe notwendig. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Schulpsychologischen Dienste in den Kommunen.

Von Mirko Smiljanic | 20.03.2012
    Stadthaus Köln, Schulpsychologischer Dienst, das Telefon klingelt. Und mit ziemlicher Sicherheit ruft eine besorgte Mutter an, die nicht mehr weiter weiß,...

    "... in der Regel schon in der Grundschule treten Auffälligkeiten auf und dann können die Lehrer die Eltern drauf hinweisen und die Eltern wenden sich dann an uns,..."

    ...etwa, weil ihre Kinder Lese- und Rechtschreibschwächen haben, die sie weder durch Üben noch Nachhilfe in den Griff bekommen. Dieses Telefongespräch ist für Diplom-Psychologin Ute Schnell-Micka aber nur ein erster Schritt. Als Nächstes lädt sie Eltern und Schüler ein, um mit ihnen die Probleme des Kindes noch einmal von allen Seiten zu beleuchten. Wichtig ist dabei:

    "Alle Bereiche abzuklären, nicht nur das reine Lesen und Schreiben, wenn es um Lesen und Schreiben geht, sondern auch zu gucken, wie ist die Konzentrationsfähigkeit, wie ist der Bereich der phonologischen Bewusstheit, um gegebenenfalls auch andere Fehler- und Störquellen herauszufinden oder ausschließen zu können, um dann auch eine treffende Diagnose stellen zu können."

    sagt Nadine Pietruschka, ebenfalls Diplom-Psychologin beim Schulpsychologischen Dienst der Stadt Köln. Ist die Diagnose gestellt, suchen die Mitarbeiterinnen gemeinsam mit den Schülern und Eltern nach Lösungen. Die können bei einfachen Übungseinheiten beginnen und beim Rat enden, den Schüler therapeutisch behandeln zu lassen. Die Lehrer werden übrigens nur eingebunden, wenn die Eltern damit einverstanden sind.

    "Wir sind eine unabhängige und neutrale Stelle, unterliegen natürlich auch der Schweigepflicht, aber wenn Eltern uns entbinden - und das ist in der Regel der Fall-, dann treten wir an Schulen heran, beraten die Lehrer und überlegen gemeinsam, wie man das Kind unterstützen kann."

    Ein Punkt ist dabei wichtig: Die Psychologinnen müssen die teilweise angstbesetzte Situation beruhigen.

    "Es ist ganz oft so, dass die Eltern, die anmelden, ganz beunruhigt sind. Auch zu Recht, sie machen sich einfach Sorgen um das Wohl ihres Kindes, und dann machen wir eine ausführliche Diagnostik."

    Um dann erstaunt festzustellen, dass das Kind…
    "...beim Schreiben vielleicht nur Regelfehler macht und auch gar nicht so viele. Das beruhigt alle, das beruhigt sowohl die Mutter und den Vater, als auch das Kind und die Lehrperson und damit ist der Druck schrittweise ein bisschen raus."

    Grundsätzlich gilt: Je früher die Diagnose "Lese- und Rechtschreibschwäche" beziehungsweise "Dyskalkulie" gestellt wird, desto effektiver greift die Hilfe. Und eines muss niemand haben: Angst vor der dem Schulpsychologischen Dienst:

    "Wir gehen hier sehr spielerisch vor. Wir orientieren uns am Kind und ganz wichtig: Wir gucken auf alles, was das Kind bereits kann. Und das ist eben auch wichtig. Kinder, die Schwierigkeiten in dem einen Bereich haben, haben in den anderen Bereichen ganz viele Stärken. Und die gilt es, erst einmal zusehen!"