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Spielplatz für Internetforscher

Das neue Internetprotokoll IPv6 ist der Baustein für die Netze der nächsten Generation. Denn mit IPv6 wird nicht nur der Mangel an IP-Nummern beseitigt, sondern auch die Plattform geschaffen für ganz neue Dienste im Netz. Diese zu entwickeln, hat sich die Technische Universität Berlin auf die Fahne geschrieben. Mit ihrem neuen Testbed für mobile Anwendungen der übernächsten Generation haben die Forscher jetzt ein Experimentierfeld.

17.05.2003
    Von Wolfgang Noelke

    Ob man über Wireless LAN, GPRS, GSM, oder künftig auch mit UMTS verbunden ist, soll den Nutzern demnächst egal sein. Abgesehen von den unterschiedlichen Kosten, die diese unterschiedlichen Verbindungen verursachen, soll den Nutzern nur dort noch eine manuelle Wahl gelassen werden. Aber die soll so einfach wie möglich sein: Umschalten genügt - eine komplizierte Konfiguration ist überflüssig. Und wenn's dann doch mal quer durch alle Netze gehen soll, sucht ein Managerprogramm automatisch die jeweils kostengünstigste und leistungsfähigste Variante, wie Christian Hollerbaum an diesem Beispiel demonstriert:

    Wenn ich zuhause ein Wireless-LAN habe oder über DSL angeschlossen bin, möchte ich das Haus mit einem Rechner verlassen können, ohne die Verbindung zu kappen. Dazu benötige ich den so genannten Seamless Handover zu einer anderen Technologie. Dies könnte momentan etwa GPRS sein. Dann fahre ich vielleicht zu einem Flughafen, an dem WLAN angeboten wird, in das ich dann wieder wechseln muss. Dazu gibt es die Technologie ''IP Mobility'', die die Wechsel zwischen den Netzen organisiert.

    Solche Managerprogramme sollen im neuen Testbed unter dem Dach der TU-Berlin entwickelt werden und - das ist das Ziel des Projekts: Sie sollen schließlich mit allen Programmen und mit allen Geräten kommunizieren, so Professor Sahin Albayrak vom (Distributed Artificial Intelligence (DAI) Laboratory ==> http://www.dai-labor.de/), der in seinem Labor nicht nur die großen Anbieter vereinen will, sondern auch die mittelständischen Anbieter und Programmentwickler einlädt:

    Wir haben die so genannte Agenten-Technologie entwickelt, deren Serviceframework uns die Entwicklung personalisierter intelligenter Dienste erlaubt und dem Anwender einen Nutzen bringen.

    Agentenprogramme vereinbaren selbständig Termine, übernehmen die Urlaubsplanung, organisieren das Mietauto - doch bei aller Entlastung der Nutzers: Zusammen wissen die Agenten eine Menge über das Nutzerverhalten. Das im Internet leider noch üblichen Ausforschen aber, soll wenigstens in der neuen Geräte- und Softwaregeneration durch gemeinsame Unternehmensvereinbarungen und neue im DAI- Labor zu entwickelnde Standards verhindert werden, so der Technikchef von SUN-Microsystems Dr. Hellmuth Broda.

    Die Liberty Alliance hat deshalb das System der sogenannten Opaque Handles - der nichtsichtbaren Haltegriffe – gefunden. So wird zwischen zwei kommerziellen Anbietern etwa übertragen ''mein Kunde mit der Nummer X ist dein Kunde mit der Nummer Y''. Ein Dritter kann mit dieser Information absolut nichts anfangen. Es gibt heute genügend fundierte Forschung, die zeigt, wie man anonym und sicher solche Sachen behandeln kann. Und es soll in Zukunft im Internet genauso sein, wie wenn Sie heute zum Bäcker gehen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich beim Bäcker jemals meinen Pass zeigen musste.