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Spione am Smartphone

Die NSA hat offenbar das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgespäht. Aber nicht nur Geheimdienste können mithören. Wer bei seinem Smartphone lieber auf Nummer sicher gehen will, kann es für viel Geld mit ein paar Tricks schützen.

Von Christoph Overkott | 29.10.2013
    Abhörsicher telefonieren kann man spätestens seit zehn Jahren. Denn schon 2003 präsentierten Entwickler die Enigma unter den Mobilgeräten. Cryptophone hieß das Handy mit dem neuen Zauberschlüssel für Sprache und Daten. Inzwischen gibt es nicht nur verschiedene Geräte, sondern auch neue Generationen. Frisch auf dem Markt ist das Simko 3 der Telekom. Unter der Haube eines Samsung Galaxy S3 verbergen sich dabei in Wahrheit zwei Geräte. Streng getrennt bieten sie geschäftliche Sicherheit, aber auch privaten Komfort, erklärt Experte der Telekom-Tochter T-Systems, Stephan Maihoff:

    "Wir haben ganz zu unterst einen Mikrokern, ein sehr kleines und damit prüfbares Betriebssystem eingebaut, das direkt mit einer kleinen Kryptokarte spricht. Dieser Mikrokern erlaubt es, auf der einen Seite eine völlig sichere geschäftliche Seite zu bauen und auf der anderen Seite - umschaltbar mit einigem Aufwand - in einen offenen Bereich hineinzugehen, der sich verhält wie ein ganz normales Smartphone."

    Die Alternative zum Simko 3 ist ein umgebautes Blackberry Z10 der Firma Secusmart. Das Grundprinzip von Simko 3 und Secusmart ist gleich. Auch das Secusmart liefert Sicherheit und Komfort im Doppelpack. Allerdings hat es mehr auf dem Kasten - und das bedeutet auch höhere Kosten. Mit 2.500 Euro ist das Secusmart etwa um ein Drittel teurer als das Simko 3. Dieser Preisunterschied macht sich vor allem bei mehreren Geräten bemerkbar. So Matthias Gärtner vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI):

    "Das Entscheidende ist, dass eben beide Gesprächspartner in der Lage sind, mit ihrer Technik diesen Krypto-Standard zu unterstützen. Das heißt: Wenn ich eine Person anrufe von meinem Handy aus und diese Person, die angerufen wird, hat auch ein solches Krypto-Handy, dann kann ich eine sichere, verschlüsselte Kommunikation über diese Smartphones führen."

    Es muss nicht immer ein Cryptophone sein. Spione kann man auch mit weniger Geld abhängen. Zum Beispiel kommt für Besitzer üblicher Smartphones ein besonderer Stick infrage. Preis für zwei Partner: etwa 600 Euro.

    "Dieses Kryptogerät kommuniziert mit dem Handy dann über die Bluetooth-Schnittstelle und letztendlich findet die verschlüsselte Kommunikation über dieses Kryptogerät statt, eigentlich gar nicht über das Handy. Das Handy ist praktisch nur das Transportmedium."

    Selbst scheinbar zum Nulltarif lässt sich ein Handy schützen. Dafür gibt es sogenannte Open-Source-Software. Für verschlüsselte Gespräche leitet eine App die Telefonate über das Internet. Diese sogenannten Voice-over-IP-Verbindungen sind im WLAN zu Hause kein Problem. Unterwegs gehen sie jedoch auf Kosten des Datenvolumens. Darüber hinaus warnt das BSI bei Apps für soziale Netzwerke wie WhatsApp oder Facebook vor offenen Fragen:

    "Welche Informationen werden aus dem Gerät genommen? Werden beispielsweise weitere Kontaktinformationen, Telefonnummern, Email-Adressen, die ich abgespeichert habe, in dem Gerät auch genutzt? Und dementsprechend muss man gerade bei solchen Angeboten sehr vorsichtig sein, wie denn da die Informationen dann auch fließen."

    Auch andere Apps wie Taschenlampen, Restaurantführer oder Tankstellenvergleiche könnten Zugriff auf E-Mail oder Ortsangaben verlangen. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Personen aus dem Bekanntenkreis bei Zugriff auf das Handy Lauschsoftware wie Flexispy installieren. Unbekannte Personen könnten versuchen, sich Schnittstellen zunutze zu machen.

    "Ganz bekannt ist natürlich Bluetooth. Das kann natürlich auch genutzt werden von draußen, dass jemand in mein Handy eindringen möchte, wenn ich diese Bluetooth-Schnittstelle offen habe. Deswegen sollte man, wenn man das nicht unbedingt benötigt, solche Schnittstellen Bluetooth oder Infrarot et cetera ausschalten, sodass kein Unbefugter auf mein Handy in meiner Tasche Zugriff nehmen kann."

    Da es sich bei Smartphones um Kleincomputer handelt, sind diese auch durch Firewall und Virenscanner zu schützen. Gute Virenscanner erkennen auch den Lauschangriff durch Schadsoftware.