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Spitzensportreform im Bundestagssportausschuss
Wann gibt es mehr Geld?

Ende letzten Jahres zogen Politik und Sport einträchtig die Reform des deutschen Spitzensports durch. In guter Tradition hinter verschlossenen Türen, durch die zumindest die Information drang, dass der Sport sich natürlich mehr Geld erhoffte. Jetzt wird klar: das Zweckbündnis hat erste Risse bekommen. Das wurde auch heute am Rande der Sitzung des Bundestagssportausschusses in Berlin deutlich.

Von Robert Kempe | 31.05.2017
    Ole Schröder, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, in Anzug und mit Brille vor einer blauen Wand sitzend
    Ole Schröder (CDU), Staatssekretär im Bundesinnenministerium, hat im Sportausschuss zur Spitzensportreform Stellung bezogen. (dpa/picture alliance/Bernd von Jutrczenka)
    Beraten wurden heute die Anträge der Großen Koalition und der Grünen. Union und SPD sind dabei auf Linie der Spitzensportreform, fordern aber in zwanzig Punkten unter anderem eine Grundförderung für Sportarten ohne Medaillenpotenzial. Bisher ist diese nicht vorgesehen.
    Eberhard Gienger, sportpolitischer Sprecher der Union, sieht bei der Umsetzung der Reform derzeit keine Probleme. "Ich bin fest davon überzeugt, dass das, was dem Sport versprochen wurde, dass dies auch bei den Haushaltsberatungen, wenn die Anträge von Seiten der Verbände dann auch etatreif sind, dann auch entsprechend durchgehen wird", so Gienger.
    Grünen kritisieren: nichts läuft nach Plan
    Der Antrag der Koalition wurde angenommen. Die Grünen forderten eine komplette Überarbeitung der Reform, doch die Koalition sei an nachvollziehbarer Sportförderung nicht interessiert, so Özcan Mutlu. Er sagte: "Nichts läuft nach Plan. Das neue System ist nicht transparenter - im Gegenteil. Das Thema Diskrepanz zwischen DOSB und BMI, war ja auch in den Zeitungen. Das wollten wir mal gegenüberstellen und diskutieren, nicht mal dazu war die Große Koalition bereit. Das ist beschämend."
    Seit geraumer Zeit gibt es Streit zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Bundesinnenministerium (BMI). Es geht ums Geld. 39 Millionen Euro will der organisierte Sport mehr im nächsten Jahr. Vom BMI sei dies immer wieder in Aussicht gestellt worden. Im Haushaltsentwurf für 2018 ist dieser Aufschlag aber nicht zu finden. Der parlamentarische Staatssekretär Ole Schröder betont, Geld gibt es erst nach den Veränderungen.
    Erst Veränderungen, dann Geld
    "Vielleicht gibt es jetzt ein Missverständnis über die Reihenfolge, aber wir haben immer gesagt, der Gedanke der Spitzensportreform ist, dass wir sämtliche Potenziale, die es im Sport gibt, auch bestmöglichst fördern wollen. Und deshalb ist es natürlich notwendig, dass diese Potenziale jetzt zunächst einmal analysiert und definiert werden und dann gibt es auch mehr Geld", so Schröder.
    Derweil verschärft sich der Ton. In einem dem Deutschlandfunk vorliegenden Schreiben des Sprechers der Spitzenverbände, Siegfried Kaidel, an das BMI beklagt dieser "teilweise inakzeptable Zustände" bei den Verbandsgesprächen. Vertreter des BMI würden sich als "wenig kooperative und umsetzungswillige Partner" der Reform erweisen. Beschreite man diesen Weg weiter, würde die "Umsetzung der Reform schlichtweg nicht gelingen", kritisiert Kaidel deutlich.