Zunehmende Kommerzialisierung, zerstückelte Spieltage, ungleicher Wettbewerb - organisierte Fans haben an Fußball-Verbänden viel zu kritisieren. Das Verhältnis ist oft entsprechend angespannt. Umso bemerkenswerter ist, dass die UEFA nun die Fan-Organisation "Football Supporters Europe" offiziell als Vertretung aller europäischen Fußball-Anhänger anerkennt.
Die Organisation Football Supporters Europe (FSE) bezeichnet die mit der UEFA unterzeichnete Absichtserklärung als "Meilenstein". Die Vereinbarung erkenne die entscheidende Rolle der Fans bei der Entwicklung der Zukunft des europäischen Fußballs an. Die UEFA teilte mit, die Vereinbarung hebe die Beziehungen "auf eine neue Ebene" und lege die Prioritäten und die Art der Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen bis 2026 fest.
Festgehalten sind in der Absichtserklärung unter anderem:
- Die Repräsentation von Faninteressen in den Entscheidungsprozessen der europäischen Fußballstrukturen
- Schutz und Förderung der Rechte und des Wohlergehens aller Fans, die Fußballspiele der UEFA-Klub- und Nationalmannschaftswettbewerbe besuchen
- Förderung der Menschenrechte, der Vielfalt, der Inklusion und der Zugänglichkeit im europäischen Fußball, um sicherzustellen, dass der Fußball allen offen steht
"Ein neues Kapitel der Zusammenarbeit"
"Ohne die andauernde Loyalität der Fußball-Fans würde das Spiel nicht so erfolgreich und populär sein", wird UEFA-Präsident Aleksander Čeferin in einer Mitteilung des Verbandes zitiert. "Die UEFA ist bestrebt sicherzustellen, dass auf die Bedürfnisse der Fans Rücksicht genommen wird."
Ronan Evain, der Executive Director der Fan-Organisation, hofft, dass das Abkommen "ein neues Kapitel der Zusammenarbeit" aufschlägt. Die Absichtserklärung zeige, dass die UEFA den Wert und die Bedeutung der Fußballfans verstehe.
FSE bezeichnet sich selbst als die "demokratische Stimme der europäischen Fußballfans". Nach eigenen Angaben ist der Verband in 55 Ländern aktiv und unter anderem von der UEFA und vom Europarat als repräsentatives Organ im Bereich Fanfragen anerkannt.
Deutsche Organisation "ProFans" gerade aufgelöst
Bereits vor der Unterzeichnung konsultierte die UEFA die FSE in bestimmten Angelegenheiten, die Fans betreffen. Mit der Absichtserklärung, im Original "Memorandum of Understanding", erhält die Zusammenarbeit einen offiziellen Stempel.
In Deutschland war der Trend zuletzt gegenläufig. Die Fanorganisation ProFans hat sich nach 20 Jahren aufgelöst. Grund war nach Angaben von ProFans der mangelnde Wille der Verbände und insbesondere des DFB, Faninteressen Geltung zu verschaffen und den Status Quo zu verändern. Das sagte der Sprecher der Organisation, Sig Zelt, gegenüber sportschau.de.