Donnerstag, 25. April 2024

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WM alle zwei Jahre
"Mit Fans hat kein Mensch geredet"

Die FIFA-Pläne für eine WM im Zwei-Jahres-Rhythmus stoßen auf massive Kritik von verschiedenen Seiten. Plötzlich sieht sich Fanvertreter Martin Endemann auf einer Seite mit der UEFA. Nun wolle man mit Fans weltweit Druck auf Landesverbände ausüben, um häufigere Turniere zu verhindern.

Martin Endemann im Gespräch mit Christian von Stülpnagel | 11.09.2021
Fans der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim EM-Gruppenspiel gegen Portugal in der Münchner Arena
Was wollen die Fans? Die FIFA glaubt es zu wissen (imago/ActionPictures)
Zwei Kritikpunkte hat Martin Endemann vom europäischen Fan-Bündnis Football Supporters Europe (FSE) an einer WM alle zwei Jahre: Das Format hält er für schlecht – es gebe ohnehin zu viele Spiele. Eine häufiger ausgespielte WM würde das Problem verschärfen und auf Kosten der Ligen und kontinentaler Wettbewerbe gehen. Außerdem geht es Endemann darum, wer eigentlich entscheidet:
"Wer wird vorher gefragt? Und dann sind letztlich Aussagen von Arsène Wenger (ehemaliger Trainer des FC Arsenal, aktuell FIFA-Berater, Anm. d. Red.), das sei, was die Fans wollen. Aber mit Fans hat kein Mensch geredet und da reagieren wir als Fan-Organisationen natürlich sehr allergisch. Wenn jemand denkt, zu wissen, was wir genau wollen."
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin  während einer PK
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Neuer WM-Zyklus? - Die UEFA gegen den Rest der Welt
Der Widerstand gegen die Pläne des Weltfußballverbands FIFA, die WM künftig alle zwei Jahre auszutragen, sind groß. Vor allem aus Europa kommt Gegenwind, seit Tagen schwelt ein Streit mit dem europäischen Verband UEFA. Nach einem Treffen von Arbeitsgruppen beider Verbände bleiben die Fronten verhärtet.

"Gehe von Protesten in Stadien aus"

Endemann sieht bei der Vielzahl der Turniere auch Probleme Ausrichter zu finden. Der Trend zu Turnieren in Autokratien oder Diktaturen könne sich verstärken.
Nun wollen die FSE gemeinsam mit Fanvertretern weltweit Druck auf Landesverbände ausüben, um den FIFA-Plan zu verhindern. Konkrete Pläne gebe es noch nicht, aber man wolle die Fanstimme deutlich machen und bei möglichen Veränderungen mitsprechen.
"Sollten sich diese Pläne jetzt verhärten und bewahrheiten, wird es in vielen Ländern sicherlich auch im Stadion Proteste geben. Da gehe ich schwer von aus."
FIFA-Chef Gianni Infantino kündigt auf einer Pressekonferenz in Shanghai die neue Klub-WM mit 24 Vereinen an.
WM alle zwei Jahre - "Aus ökonomischer Sicht ein zweischneidiges Schwert"
Einen Gewöhnungseffekt befürchtet der Wirtschaftswissenschaftler Florian Follert, sollte die FIFA ihren Plan umsetzen, alle zwei Jahre eine WM stattfinden zu lassen. Außerdem gehe es zwischen FIFA-Chef Infantino und UEFA-Chef Ceferin darum, die Vormachtstellung im Fußball auszufechten.

Fürsprecher nur bei Propaganda-Event

Die FSE seien aber eindeutig gegen eine WM alle zwei Jahre. Fürsprecher für die Idee habe es bisher nur unter ehemaligen Spielern bei einem Propaganda-Event in Katar gegeben. Ausnahmsweise mit der UEFA einer Meinung zu sein, sei zwar angenehm, es gebe aber sehr viele andere Themen, bei denen das nicht der Fall sei.