Martin Scorsese gehörte zu den wenigen, denen ein Film wie "Raging Bull" gelang, ein Boxerfilm mit Robert de Niro, bei dem man 1980 den heftigen Atem der Kämpfer zu spüren glaubte. Auch andere Sportarten sind ein reizvolles Sujet für Kinofilme. Aber auch Bennett Miller ist daran schon gescheitert, 2011 mit dem Baseballfilm "Moneyball". Nun hat er sich an das schon in der Wirklichkeit äußerst schwierig nachvollziehbare Freistilringen herangewagt.
Er erzählt die Geschichte der Brüder Schultz, die in verschiedenen Gewichtskategorien Olympiasieger und Weltmeister wurden. Alles beginnt damit, dass der jüngere Bruder Mark ein Angebot bekommt, das er nicht ablehnen kann. 25.000 Dollar im Jahr will ihm der Multimillionär und Ringersportfan John du Pont zahlen, wenn er sich seinem Trainingsteam "Foxcatcher" anschließt.
"Und ich wollte mit Ihnen über Ihre Zukunft sprechen. Was Sie erreichen wollen. Was hoffen Sie zu erreichen Mark?" - "Ich will der Beste der Welt sein. Ich will zur WM, um Gold zu gewinnen und ich will ´88 zu den Olympischen Spielen und Gold gewinnen." - "Gut."
Eine dreigeteilte Geschichte
Der Film beruht auf der Autobiografie von Mark Schultz mit dem langen Titel "Foxcatcher - die wahre Geschichte vom Mord an meinem Bruder, dem Wahnsinn von John du Pont und der Mission vom Olympischen Gold". Hier deutet sich schon an, dass die Geschichte in drei Teile zerfällt, und darunter leidet auch der Film.
Da ist zunächst einmal die "Mission Gold". Du Pont will ein Ringerteam aufbauen, kauft alles zusammen, was dazu notwendig ist und baut auf seinem luxuriösen Anwesen um Mark Schultz herum eine Truppe der besten Sportler auf, die jeden Tag in seiner Trainingshalle gegeneinander antritt. Er will die Besten der Besten. Doch einer fehlt ihm dazu: Marks älterer Bruder Dave, der schon ahnt, dass hinter dieser hybriden Idee etwas Krankes steckt. John du Pont ist ein verwöhntes Muttersöhnchen aus einer der reichsten Familien Amerikas, die ihr Vermögen mit Schießpulver für den amerikanischen Bürgerkrieg gemacht hat. Er ist einsam und orientierungslos.
"Ich hatte nur einen wirklichen Freund als ich aufgewachsen bin. Hugh Cherry "Hubi". Er war der Sohn des Chauffeurs meiner Mutter. Als ich 16 war, fand ich heraus, dass meine Mutter ihn immer bezahlt hat, damit er mein Freund ist."
Redgrave als diabolische Mutter
Vanessa Redgrave spielt mit sichtlich diabolischer Freude die Mutter du Ponts. Seine Liebe zum Wrestling-Sport missbilligt sie ausdrücklich. Den homosexuellen Unterton der kräftigen Männerumarmungen bei ihrem Sohn nimmt sie durchaus wahr. Einmal ist sie beim Training dabei und sieht sich angewidert an, wie John sein Team wenig professionell, aber engagiert und körperfreudig trainiert. Sehr plötzlich verlässt sie dann den Raum. Für den Pokal, den John wenig später anschleppt, hat sie nur Verachtung übrig.
"Erster Platz?" - "Ja." - "Dann hast du das sicher gesponsert, nehm ich mal an. Du kannst ihn ins Trophäenzimmer stellen." - "Danke Mutter." - "Ich freue mich, dass du deinen Pokal hast. Stell ihn in das Trophäenzimmer. Nicht in die Rosemundvitrine. Ich mag diesen Sport Ringen nicht und das weißt du auch. Es ist ein niederer Sport. Und ich mag es nicht, wenn du vergisst, wer wir sind."
Man ahnt es schon: Es ist diese Kälte der Mutter, die John in den Wahnsinn treibt. Immer weniger duldet der anfangs so großzügige Mäzen auch nur den geringsten Widerspruch. Vor allem kränkt es ihn, dass Marks Bruder Dave, der genialere Ringer von Beiden, sich auf der Foxcatcher-Ranch partout nicht einfindet.
"Ich möchte deinen Bruder Dave hier."
"Ich möchte deinen Bruder Dave hier."
Die finale Katastrophe
Die manische Bemerkung deutet schon die finale Katastrophe an. Zwischen Sportlerfilm und tragischem Melodram weiß der oscarnominierte Film seine Balance nicht zu finden. Nur die hervorragende Darstellerriege, auch sie oscarnominiert, rettet den im Übrigen auch ein bisschen langweilig Fotografierten Film vor dem katastrophalen Scheitern.