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Sportausschuss
Machtverlust für den DOSB? Emanzipation der Sportpolitik

Ein Anti-Doping-Gesetz, dazu Kritik am "Beratungsmonopol“ des organisierten Sports: Der Stellenwert des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) schwindet – wenn da nicht die anstehende Olympia-Bewerbung wäre.

Von Daniel Bouhs | 25.03.2015
    Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
    Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) (imago stock&people)
    Nein, das war kein guter Tag für Michael Vesper und seinen Deutschen Olympischen Sportbund. Erst winkt in Berlin das Kabinett den Entwurf für ein Anti-Doping-Gesetz durch – ein Angriff nicht zuletzt auf die Autonomie des Sports, bei dem im Vorfeld gleich zwei Minister die Lobby-Offensive des DOSB ausdrücklich zurückgewiesen haben. Dann der Sportausschuss des Bundestags. Hier auf der Agenda: Das Beratungsmonopol, das der DOSB quasi immer dann innehat, wenn sich die Politik fragt, wie der Spitzensport gefördert werden soll. Die Forderung der Kontrolleure war klar: Bei der Beratung muss Pluralität her.
    "Das ist gar nicht unser Anspruch, dass wir allein auf weiter Flur sein wollten. Wir reden ja nun auch mit allen möglichen Fachleuten und Organisationen. Wir reden mit der Sportwissenschaft", mahnte nach der Sitzung DOSB-Vorstandsvorsitzender Vesper. Aber diese Art von Vorfilter, mit der soll die Politik eben brechen, damit mehr Sachverstand direkt in die Beratungen einfließt. Vertreter des Bundesinnenministeriums äußerten erste Ideen. Neben dem Bundesinstitut für Sportwissenschaften könnten fortan etwa auch Experten der Sporthochschule Köln mit am Tisch sitzen. Der DOSB wäre dann natürlich weiter dabei, müsste aber einen Teil seiner Präsenz abgeben und stärkeren Gegenwind fürchten. Die Diskussion, wie der Spitzensport künftig gefördert werden soll, wird aber ohnehin noch eine Weile dauern. Ein konkreter Vorschlag soll erst nach den Olympischen Spielen in Rio vorliegen, also frühestens im nächsten Jahr. Wenn es nach Michael Vesper geht, trägt dann auch dieses Konzept klar die Handschrift seines Verbandes.
    "Der DOSB ist eine sehr gewichtige Stimme und zwar nicht einzelnen Interessen verpflichtet, sondern dem Gesamtwohl des organisierten Sports. Und deswegen bin ich ganz sicher, wird seine Stimme auch weiterhin gehört werden", ist sich Vesper wiederum sicher. Die jüngsten Entwicklungen aber lassen erahnen, dass sich die Sportpolitik vom DOSB emanzipiert. Die Vorsitzende des Sportausschusses, die SPD-Politikerin Dagmar Freitag, drückt das diplomatisch aus: "Also ich glaube, es ist zu erkennen, dass sich jede Seite – wenn ich es mal so bezeichnen darf – darauf besonnen hat, was ihre Aufgabe ist. Und Aufgabe der Politik ist es zum Beispiel Gesetze zu machen. Und wenn wir der Meinung sind, es ist Zeit, ein Gesetz zu machen, dann tun wir das. Das hat mittlerweile vielleicht eine andere Qualität als in den Vorjahren."
    Nun hat der DOSB aber natürlich auch einen großen Trumpf in der Hand: die anstehende Olympia-Bewerbung für Hamburg. Olympia in Deutschland – das soll schließlich auch nach dem erklären Willen der Regierung einen Medaillen-Regen bringen. Und das organisiert bekanntlich vor allem einer: der DOSB.