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Sportförderung
Die Suche nach dem goldenen Weg

Wie sieht die optimale Spitzensportförderung aus? Diese Frage bewegt nicht nur die Sportverbände hierzulande, sondern ist auch Thema in Italien, Österreich und in England, vor allem nach den Olympischen Sommerspielen 2012 in London.

Von Heinz Peter Kreuzer | 02.11.2014
    Bei den Olympischen Spielen 2012 in London gewann Großbritannien 65 Medaillen. Rang drei hinter den Großmächten USA und China. Das erfolgreiche Ende eines großangelegten Projekt: Die Briten hatten die Sportförderung auf die medaillenträchtigen Sportarten fokussiert. Mit 125 Millionen Euro aus Lotterie- und Regierungsgeldern unterstützt der Dachverband UK Sport den Spitzensport. 18 olympische und paralympische Sportarten freuen sich über mehr Geld. Aber es gibt auch Verlierer: Nach London büßten Basketball, Wasserball, Gewichtheben und Synchronschwimmen ihre Förderung ein, die Gelder für Handball und Volleyball wurden gekürzt.
    Jetzt will UK Sport seine bisherige kompromisslose Strategie überdenken. Liz Nicholl, Vorsitzende von UK Sport, sagte der BBC: Man müsse sich jetzt die Frage stellen, worauf man sich konzentrieren solle. Die Entscheidung über einen eventuellen neuen Weg soll dann im kommenden Februar fallen. Vor allem aus den Mannschaftssportarten kommt starke Kritik an der bisherigen Praxis. Basketball-Sportchef Kevin Routledge fordert eine schnelle Entscheidung. Ansonsten könne kein starkes Team entwickelt werden:
    "Ich denke, die Fortschritte, die das Männer- und das Frauenteam in einer einzigen Förderperiode gemacht haben, zeigen, dass sie in Rio gut abschneiden werden. Und in Tokio 2020 haben sie Medaillenchancen. Mannschaftssportarten wie Basketball müssen langfristig gefördert werden. Hockey ist über sechs olympische Perioden gefördert worden und hat in London Bronze gewonnen."
    In Kanada hat sich diese Erfahrung schon durchgesetzt, Einzel- und Teamsportarten werden erfolgreich unterschiedlich gefördert. Heftige Diskussionen um die Sportförderung gibt es auch in Österreich. Statt für Neuordnung sorgt das seit Jahresbeginn gültige Sportfördergesetz für Unruhe im Nachbarland. Das Gesetz sieht auch eine neue Institution mit neun Mitarbeitern vor. Das kompliziere und verteure das System. Niko Alm, Sportsprecher der neuen liberalen Partei NEOS kritisiert:
    "Aber diese Summe versickert in einem System aus Fachverbänden und Dachverbänden, die parteipolitisch gefärbt sind. Sie müssen sich das so vorstellen, dass in Österreich in den neun Bundesländern für jede Sportart ein Verband existiert, und dieser Verband in zwei politischen Farben."
    Diese aufgeblähte Struktur existiere in allen Bundesländern doppelt. Da bleibe die Frage bei einem so kleinen Land, ob das nicht zentral gesteuert werden könne.
    "Durch diese Verbandsstruktur rinnt sozusagen das Geld durch und es kommt sehr, sehr wenig bei den Vereinen an."
    Der Staat solle sich zwar eigentlich aus dem Sport heraushalten. Aber bei staatlicher Förderung müsse auch sichergestellt sein, dass das Geld bei den richtigen Personen ankommt.
    "Es kommt natürlich Geld an, es ist nicht so, dass kein Geld ankommt. Aber es handelt sich in der Regel nicht um viel Geld, was bei den Vereinen ankommt. Das sollte möglichst unbürokratisch funktionieren und eine aufgeblasene Verbändestruktur über diesen Vereinen ist aus ganz offensichtlichen Gründen nicht förderlich."
    Ein weiterer Kritikpunkt ist das bisher intransparente Verbands-Ranking, von dem die Höhe der Förderung abhängt. Das soll nachgebessert werden, sagt der zuständige Sportminister Norbert Darabos. Und die Bewertung von Einzel- und Teamsportarten soll klar getrennt werden.
    In Italien wird die Förderung zwar nur minimal reduziert. Mit 405 Millionen Euro gibt die Regierung sieben Millionen Euro weniger an das das Nationale Olympische Komitee Italiens CONI. Das NOK setzt jetzt aber neue Schwerpunkte. Die Zuwendungen an den Fußball-Verband FIGC werden um ein Drittel – 20 Millionen Euro – gekürzt. Nutznießer sind andere olympische Sportverbände, die mehr Gelder erhalten sollen.