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Sportgeschichte mit Witz
Warum wir vor Länderspielen die Nationalhymne singen

Es gibt reichlich gescheiterte Versuche im Bereich der Sportlexika. Der neueste Versuch "Sport. Das Buch" ist dagegen geglückt. Mit viel Witz und kuriosen Einträgen liefern die SZ-Autoren Johannes Aumüller und Jürgen Schmieder beste Sport-Unterhaltung: amüsant und lehrreich zugleich.

Von Erik Eggers | 23.12.2014
    In einem Freundschaftsspiel besiegt am 14. April 1993 die deutsche Fußballnationalmannschaft die Auswahl Ghanas im Bochumer Ruhrstadion mit 6:1. Die Mannschaft Ghanas aufgenommen während der Nationalhymne (l-r): Abedi "Pele" Ajew, Isaac Asare, Prince Polley, Charles Akonnor, Ali Ibrahim, Yaw Acheampong, Emmanuel Armah, Frimpong Manso, Anthony Yeboah, Salifu Ansah, Anthony Baffoe.
    Seit einem Länderspiel zwischen Neuseeland und Wales im Jahr 1905 erklingen vor Länderspielen die Landeshymnen - nachzulesen in "Sport. Das Buch". (picture alliance / dpa / Hartmut Reeh)
    Für welche Tradition vor internationalen Sportereignissen ist Rugby verantwortlich? Das ist die "Frage für Angeber" von Johannes Aumüller und Jürgen Schmieder im lexikalisch angelegten Werk "Sport. Das Buch". Die Antwort geht zurück auf ein Länderspiel zwischen Neuseeland und Wales im Jahr 1905. Damals bereiteten sich die Kiwis beim Aufwärmen mit traditionellen Gesängen vor, weshalb der Coach der Waliser seinen Kapitän zu einem Gegenstück aufforderte. Der schmetterte daraufhin die Nationalhymne, das Publikum stimmte ein. Und seither erklingen, nicht nur im Rugby, vor Länderspielen die Landeshymnen.
    "Das Buch" – das klingt beim ersten Hören großspurig. In Wirklichkeit nehmen sich die beiden Journalisten der "Süddeutschen Zeitung" insgesamt 104 ausgewählte Sportarten mit viel Ironie zur Brust. Begonnen hat alles, schreiben sie, mit dem "Wetteifern zwei neunmalkluger Journalisten", wer mehr über Sport wisse und wer verrücktere Anekdoten erzählen könne. Entsprechend spielerisch sind die Rubriken konzipiert.
    Von Wagenrennen bis Pétanque
    "Mutterland", "Was es war", "Wie es wurde", "Was es ist", "Wettkampf, den man gesehen haben muss", heißen die ersten Einträge für jede Sportart. Doch das ist nur die Pflicht. Kür sind die Kuriosa. Diese werden abgehandelt in "Lustigste Panne", "Outfit, das in Erinnerung bleibt", "Leistungsfördernd" oder "Größter Gauner", in der übrigens öfter Vladimir Putin auftaucht. In der Rubrik "Accessoire, das keinen Einzug in den Mainstream gefunden hat" etwa wird für Snooker jener Haarreif genannt, der 2004 im Haar des englischen Profis Ronnie O'Sullivan 2004 steckte.
    Es ist viel Abseitiges dabei: Wagenrennen, Cheerleading, Darts, Frisbee, Bodybuilding, Polo oder Pétanque. Den Anspruch, klassische Sportgeschichte zu schreiben, haben die Autoren nicht. Sie wollen ein großes Publikum erreichen. Das dürfte ihnen gelingen. Weil sie einen höchst amüsanten und zugleich lehrreichen Blick in die Geschichte vieler Sportarten bieten.
    Johannes Aumüller, Jürgen Schmieder: "Sport. Das Buch".
    Mit Illustrationen von Hanni Schmieder.
    C. Bertelsmann 2014, 352 Seiten, 19,99 Euro.