Ungewohnte Klänge vor dem Mathematischen Institut. Vor dem tristen Betonklotz, in dem sonst Stille und Grau in Grau herrschen, dröhnt Musik, es riecht nach Würstchen - und Studenten und Professoren stellen ihre sportlichen Fähigkeiten unter Beweis.
An einer Tischtennisplatte duellieren sich Andreas Kirchharz und Professor Rainer Nagel. Kirchharz studiert Mathe und Theologie. Nagel ist einer seiner Mathe-Professoren. "Schlag den Prof" heißt der Wettbewerb. Gar nicht so leicht - immerhin hat Prof Nagel jahrelang aktiv Tischtennis gespielt. Der Schweiß rinnt - am Ende gewinnt jeder einen Satz. Andreas' Taktik gegen den Prof:
"Ja, laufen lassen. Die Erfahrung hat er natürlich. Tischtennis ist Nervensache und da hat der Erfahrene einfach den Vorteil."
Aber auch der Prof war gefordert:
"Die modernen Aufschläge. Zu meiner Zeit hat man ein bisschen harmloser gespielt, und da hatte ich jetzt große Probleme. Aber es hat Spaß gemacht."
Das gibt es selten: ein Mathe-Professor und sein Student haben Spaß - und ganz direkten, persönlichen Kontakt. Sportstudenten erleben das tagtäglich. Mathestudenten kennen eher die Distanz. Zwei Welten, die schwer zusammen zu bringen sind. Vor allem für diejenigen, die beide Fächer studieren, meint Nagel, der den Mathe-Sport-Tag initiiert hat.
"Die Mathematik eine sehr abstrakte Buchwissenschaft, in der man viel allein arbeiten muss, wo man auch viel Frust erleben kann. Und es gibt die Sportwissenschaft, wo dann doch viel erlebnisorientierte Dinge dabei sind. Man geht mit den Professoren Kajak fahren, man trainiert zusammen. Eine ganz andere Erlebenswelt. Damit zurecht zu kommen, ist nicht ganz einfach."
Immer wieder sind Studenten kurz davor, das Mathestudium zu schmeißen. Der Sport könne da helfen, meint Nagel. Erstens, weil man Gemeinschaft erlebt. Zweitens, weil es gut tut, sich mal körperlich zu verausgaben und den Geist auszuschalten. Und drittens, weil Sport zu Leistung erzieht.
"Gute sportliche Leistungen, einen Marathon macht man nicht aus dem Stand, sondern man muss trainieren, man muss sich durchkämpfen, man muss sich auch mal quälen - und erst dann sind die Erfolgserlebnisse möglich im Sport und in der Mathematik."
Rainer Nagel selbst ist ein gutes Beispiel dafür, wie körperliche und geistige Arbeit sich ergänzen können. Viele gute Mathe-Ideen hat er, wenn er beim Triathlon-Training auf dem Fahrrad sitzt.
"Ganz oft. Das können sie meine Studenten fragen, wenn ich dann vom Radfahren zurück komme und ihnen erzähle, was mir jetzt gerade eingefallen sei."
Zehn bis fünfzehn studieren in Tübingen jedes Jahr die besondere Kombination Mathe-Sport auf Lehramt. Wie empfinden sie die beiden Fächer?
Studentin: " Mathe ist schon um einiges Anspruchsvoller. "
Student: " Mathe ist halt das Theoretische, das Abgehobene, das nicht mehr Vorstellbare an der Uni. "
Student: " Also die ersten zwei Semester waren die Härtesten, da war die Versuchung schon sehr groß, Mathe wieder aufzuhören - und Sport als Ausgleich war da sehr wichtig. "
Student: " Weil wenn man nur Mathe macht, dann hat man irgendwann so ‚einen breiten Kopf und man kriegt nichts mehr mit. "
Andere zum Sport zu motivieren. Das war das Ziel des Mathe-Sport-Tages. Zum Beispiel beim Sprungkraft-Test. Für viele die erste sportliche Betätigung seit Jahren. Ein Mathestudent bekennt, wann er das letzte Mal gesprungen ist:
"Das letzte Mal vor zehn Jahren im Schulunterricht irgendwann mal gesprungen."
Die Freiwilligen stellen sich auf eine Platte, die mit Drucksensoren ausgestattet ist. Sie springen aus dem Stand in die Luft. Ein Computer errechnet die Flughöhe. Gerhard Rill, ebenfalls Mathe-Sport-Student, überwacht den Messvorgang.
"Also die Kräfte, die einwirken auf die Kraftmessplatte werden gemessen über eine gewisse Zeit. Und über die Kraft kann man dann die Impulsänderung bestimmen und somit die Geschwindigkeitsänderung. Und darüber können wir halt die Flughöhe ausrechnen."
Sport und Mathe hängen also enger zusammen als mancher denkt. Ein Biomechanik-Professor aus der Sportwissenschaft erklärt, wie man die Leistungen von Spitzensportlern anhand von Hebelgesetzen, Drehmoment und vieler weiterer Parameter errechnen und durch Training optimieren kann. Hörenswert - auch für Sportmuffel.
"Ich finde es ganz interessant, aber jetzt selbst bin ich nicht besonders sportbegeistert. Ich find' den mathematischen Hintergrund interessant. Ich studier' selbst Mathematik."
Professor Rainer Nagel ist davon überzeugt, dass Sport und Gemeinschaftserlebnisse ein Schlüssel zu guten Leistungen sind. Deshalb bietet er seit einigen Jahren ein spezielles Seminar für Mathe-Sport-Studenten an:
"Das heißt wir fahren dann eine Woche nach Italien und machen dort Vorträge, Diskussionen, treiben gemeinsam Sport - und durch diese persönlichen Kontakte, die dort entstehen, entsteht die richtige Motivation, sich dann auch hier für das Fach zu engagieren."
Das Resultat: signifikant bessere Leistungen im Examen.
An einer Tischtennisplatte duellieren sich Andreas Kirchharz und Professor Rainer Nagel. Kirchharz studiert Mathe und Theologie. Nagel ist einer seiner Mathe-Professoren. "Schlag den Prof" heißt der Wettbewerb. Gar nicht so leicht - immerhin hat Prof Nagel jahrelang aktiv Tischtennis gespielt. Der Schweiß rinnt - am Ende gewinnt jeder einen Satz. Andreas' Taktik gegen den Prof:
"Ja, laufen lassen. Die Erfahrung hat er natürlich. Tischtennis ist Nervensache und da hat der Erfahrene einfach den Vorteil."
Aber auch der Prof war gefordert:
"Die modernen Aufschläge. Zu meiner Zeit hat man ein bisschen harmloser gespielt, und da hatte ich jetzt große Probleme. Aber es hat Spaß gemacht."
Das gibt es selten: ein Mathe-Professor und sein Student haben Spaß - und ganz direkten, persönlichen Kontakt. Sportstudenten erleben das tagtäglich. Mathestudenten kennen eher die Distanz. Zwei Welten, die schwer zusammen zu bringen sind. Vor allem für diejenigen, die beide Fächer studieren, meint Nagel, der den Mathe-Sport-Tag initiiert hat.
"Die Mathematik eine sehr abstrakte Buchwissenschaft, in der man viel allein arbeiten muss, wo man auch viel Frust erleben kann. Und es gibt die Sportwissenschaft, wo dann doch viel erlebnisorientierte Dinge dabei sind. Man geht mit den Professoren Kajak fahren, man trainiert zusammen. Eine ganz andere Erlebenswelt. Damit zurecht zu kommen, ist nicht ganz einfach."
Immer wieder sind Studenten kurz davor, das Mathestudium zu schmeißen. Der Sport könne da helfen, meint Nagel. Erstens, weil man Gemeinschaft erlebt. Zweitens, weil es gut tut, sich mal körperlich zu verausgaben und den Geist auszuschalten. Und drittens, weil Sport zu Leistung erzieht.
"Gute sportliche Leistungen, einen Marathon macht man nicht aus dem Stand, sondern man muss trainieren, man muss sich durchkämpfen, man muss sich auch mal quälen - und erst dann sind die Erfolgserlebnisse möglich im Sport und in der Mathematik."
Rainer Nagel selbst ist ein gutes Beispiel dafür, wie körperliche und geistige Arbeit sich ergänzen können. Viele gute Mathe-Ideen hat er, wenn er beim Triathlon-Training auf dem Fahrrad sitzt.
"Ganz oft. Das können sie meine Studenten fragen, wenn ich dann vom Radfahren zurück komme und ihnen erzähle, was mir jetzt gerade eingefallen sei."
Zehn bis fünfzehn studieren in Tübingen jedes Jahr die besondere Kombination Mathe-Sport auf Lehramt. Wie empfinden sie die beiden Fächer?
Studentin: " Mathe ist schon um einiges Anspruchsvoller. "
Student: " Mathe ist halt das Theoretische, das Abgehobene, das nicht mehr Vorstellbare an der Uni. "
Student: " Also die ersten zwei Semester waren die Härtesten, da war die Versuchung schon sehr groß, Mathe wieder aufzuhören - und Sport als Ausgleich war da sehr wichtig. "
Student: " Weil wenn man nur Mathe macht, dann hat man irgendwann so ‚einen breiten Kopf und man kriegt nichts mehr mit. "
Andere zum Sport zu motivieren. Das war das Ziel des Mathe-Sport-Tages. Zum Beispiel beim Sprungkraft-Test. Für viele die erste sportliche Betätigung seit Jahren. Ein Mathestudent bekennt, wann er das letzte Mal gesprungen ist:
"Das letzte Mal vor zehn Jahren im Schulunterricht irgendwann mal gesprungen."
Die Freiwilligen stellen sich auf eine Platte, die mit Drucksensoren ausgestattet ist. Sie springen aus dem Stand in die Luft. Ein Computer errechnet die Flughöhe. Gerhard Rill, ebenfalls Mathe-Sport-Student, überwacht den Messvorgang.
"Also die Kräfte, die einwirken auf die Kraftmessplatte werden gemessen über eine gewisse Zeit. Und über die Kraft kann man dann die Impulsänderung bestimmen und somit die Geschwindigkeitsänderung. Und darüber können wir halt die Flughöhe ausrechnen."
Sport und Mathe hängen also enger zusammen als mancher denkt. Ein Biomechanik-Professor aus der Sportwissenschaft erklärt, wie man die Leistungen von Spitzensportlern anhand von Hebelgesetzen, Drehmoment und vieler weiterer Parameter errechnen und durch Training optimieren kann. Hörenswert - auch für Sportmuffel.
"Ich finde es ganz interessant, aber jetzt selbst bin ich nicht besonders sportbegeistert. Ich find' den mathematischen Hintergrund interessant. Ich studier' selbst Mathematik."
Professor Rainer Nagel ist davon überzeugt, dass Sport und Gemeinschaftserlebnisse ein Schlüssel zu guten Leistungen sind. Deshalb bietet er seit einigen Jahren ein spezielles Seminar für Mathe-Sport-Studenten an:
"Das heißt wir fahren dann eine Woche nach Italien und machen dort Vorträge, Diskussionen, treiben gemeinsam Sport - und durch diese persönlichen Kontakte, die dort entstehen, entsteht die richtige Motivation, sich dann auch hier für das Fach zu engagieren."
Das Resultat: signifikant bessere Leistungen im Examen.