Archiv

Untersuchungskommission
Sportsoziologin Rulofs: Wollen Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Deutschen Schwimm-Verband verantwortungsvoll angehen

Die vierköpfige Kommission um die Sportsoziologin Bettina Rulofs will die Aufarbeitung von Vergewaltigungen und anderen Fällen sexualisierter Gewalt im Deutschen Schwimm-Verband mit Verantwortung gegenüber den Betroffenen angehen.

    Man wolle ihnen zuhören und so ihr Leid anerkennen, sagte Rulofs in einem Beitrag der Deutschlandfunk-Sportredaktion.Ein Ziel der Kommission sei es herauszufinden, welche Gewalthandlungen sie erlebt und was diese auch für ihre Biografie, für ihr Leben bedeutet hätten. Dabei gehe es sowohl um mögliche gesundheitliche und psychische Aspekte als auch um sportliche Entwicklungen.
    Sieben Monate nach den Vorwürfen des früheren Weltklasse-Wasserspringers Jan Hempel hatte der Deutsche Schwimm-Verband das unabhängige Gremium vor gut einer Woche eingesetzt. Neben Rulofs besteht es aus der Soziologin Fabienne Bartsch sowie den Sportjuristen Caroline Bechtel und Martin Nolte. Rulofs veröffentlichte bereits bedeutende Studien zu sexueller und interpersoneller Gewalt im Spitzen- und Breitensport.

    Vorwurf von Wasserspringer Hempel: Verband hat damals falsch reagiert

    Der heute 51 Jahre alte Hempel hatte im vergangenen August in der ARD-Dokumentation "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" berichtet, sein inzwischen verstorbener Trainer Werner Langer habe ihn Jahre lang vergewaltigt - zum Teil unmittelbar vor Wettkämpfen auf der Herrentoilette. Der Olympia-Zweite von 1996 warf dem Schwimmverband vor, zu jener Zeit falsch mit der Situation umgegangen zu sein. Er hatte nach eigenen Angaben 1997 die damalige Bundestrainerin über die Vorkommnisse informiert. Wegen anderer Fälle sexualisierte Gewalt gegen Schutzbefohlenen war gegen den ehemaligen Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz 2022 ein Strafbefehl verhängt worden.
    Der Vizepräsident des Schwimmverbandes, Rupieper, sagte nun anlässlich der Einsetzung der Untersuchungskommission, man wolle transparent mit Fehlern in der Vergangenheit umgehen und sich mit allen verfügbaren Möglichkeiten dafür einsetzen, weitere Vorfälle zu verhindern. Man betone stets, wie wichtig die Sicherheit und das Wohlergehen aller Mitglieder sei. Deswegen sei der Verband froh, dass nun der Prozess der Aufarbeitung der in der ARD-Dokumentation genannten Vorwürfe sexualisierter Gewalt beginnen könne.
    Diese Nachricht wurde am 21.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.