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Sportsponsoring
Krankenkassen vor Werbe-Aus im Sport

Ein Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums sieht ein weitgehendes Werbeverbot für gesetzliche Krankenkassen im Sport vor. Diese sollen bei Sportveranstaltungen nur noch in Ausnahmefällen Werbemaßnahmen durchführen dürfen. Banden- und Trikotwerbung, wie sie aktuell im Spitzensport allgegenwärtig ist, soll es nicht mehr geben.

Von Piet Kreuzer | 25.01.2021
Deutschlands Johannes Golla wirft auf das Tor.
Sollte das Bundesgesundheitsministerium seine Pläne umsetzen, darf die AOK künftig nicht mehr Trikotsponsor der deutschen Handballer sein. (dpa/Sascha Klahn)
Nach einem Verordnungsentwurf des Bundesgesundheitsministeriums sollen gesetzliche Krankenkassen nur noch dann bei Sportveranstaltungen werben dürfen, wenn es "vorrangig um Informationen über die Krankenkasse" gehe oder es sich um eine Präventionsmaßnahme handele. Grundlage für diesen Entwurf ist ein Sonderbericht des Bundesamtes für Soziale Sicherung BAS. Die Aufsichtsbehörde für die bundesunmittelbaren gesetzlichen Krankenkassen hatte in dem Bericht festgestellt, dass die Kassen für Prävention weniger ausgeben als für Werbung.
Das schieße über das Ziel hinaus, findet AOK-Sprecher Kai Behrens. Die AOK habe sich vor 30 Jahren als Gesundheitskasse aufgestellt: "Seither sind unzählige Kooperation mit Sportvereinen ein wichtiger Baustein unserer Präventionsarbeit. Ähnlich wie in den Lebenswelten Schule und Kindergarten sind Sportvereine, egal ob Breiten- oder Spitzensport, natürlich ideale Orte, um Jung und Alt für einen gesünderen Lebensstil zu sensibilisieren. Und Spitzensportler sind natürlich glaubwürdige Botschafter für diese Themen."

Deutscher Handball-Bund profitiert enorm vom Sponsoring

Wie eben die Handballer. Etwa 1,2 Millionen kassiert der DHB für die Partnerschaft. Rund 12,5 bis 15 Millionen Euro zahlen die gesetzlichen Krankenkassen an den deutschen Profi- und Breitensport insgesamt. So die Schätzung des Forschungs- und Beratungsunternehmens Nielsen Sports, dessen Sportmarketingexperte Jan Thelen sagt:
"Mit Blick auf das Gesamtvolumen Sportsponsoring in Deutschland ist der Anteil der gesetzlichen Krankenkassen natürlich überschaubar. Dennoch würde es einen einige empfindlich treffen, vielleicht nicht den Fußball-Bundesligisten in erster Linie. Aber wie sieht es zum Beispiel beim Volleyball-Bundesligisten aus, der jeden Euro zweimal umdrehen muss und auf Sponsoring-Einnahmen angewiesen ist, gerade in der aktuellen Krise, wo Sportsponsoring-Gelder aktuell rückläufig sind?"
DOSB: Verbotspläne kommen zur Unzeit
Deshalb warnt auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) vor den Plänen des Ministeriums. Schließlich gebe es auf allen Ebenen, nicht nur im Spitzensport bewährte Partnerschaften zwischen Sport und Krankenkassen, mahnt die Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker:
"Die vom Bundesministerium für Gesundheit geplanten Einschränkungen kommen vor dem Hintergrund der Pandemie bedingten Risiken, die wir für die Vielfalt des Sports aktuell verspüren, zur absoluten Unzeit und sind für uns auch absolut inhaltlich nicht nachvollziehbar."
Das BAS sieht dagegen einen deutlichen Unterschied zwischen Gesundheits- und Präventionsangeboten, die den Kassen in Zusammenarbeit mit Sportvereinen weiterhin erlaubt sein sollen, und der Förderung von Spitzensport.