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Sprache verbindet

Der Studiengang Übersetzung Tschechisch, Polnisch, Englisch an der Hochschule Zittau/Görlitz ist bislang noch recht unbekannt. Doch das kann sich mit dem EU-Beitritt von Polen und Tschechien bald ändern. Schon jetzt haben die Studierenden mit Fachübersetzungen für Landratsämter und Unternehmen aus der Region viel zu tun. Bald wird aber auch Brüssel nach fachkundigen Übersetzerinnen und Übersetzern rufen.

Von Mark Michel |
    Constanze Schmidt, 24, studiert seit vier Jahren an der Hochschule Zittau/Görlitz den Studiengang Übersetzung für Tschechisch und Englisch. Bei ihr laufen im Radio tschechische Nachrichten und auf dem Schreibtisch liegen deutsche Verträge, die darauf warten ins Tschechische übersetzt zu werden. Da aber gerade Ferien sind, müssen die Verträge noch eine Weile warten, denn Constanze hat einen Ferienjob:

    Zurzeit arbeite ich als Reiseleiterin bei einem deutschen Unternehmen. Wir fahren oft mit unserer Reisegruppe nach Tschechien. Da ist es schon von Vorteil, wenn man Tschechisch spricht. Allein schon mit den ganzen Hotelzimmern, wenn es da Probleme gibt, dafür bin ich dann zuständig.

    So wie Constanze, schlagen viele der Übersetzer-Studierenden in Zittau Kapital aus ihren Fremdsprachenkenntnissen. Sei es beim Autohersteller Skoda, im benachbarten Mlada Boleslav, in sächsischen Landratsämtern oder bei deutschen und polnischen Unternehmen im Dreiländereck. Annette Muschner, Professorin für Tschechisch an der Hochschule Zittau/Görlitz, nennt einen der Gründe, warum die Studierenden wenig Probleme haben, auch in den Ferien in ihrem Fach zu arbeiten:

    Das Wichtige an diesem Übersetzer-Studiengang und das Besondere ist, dass wir Übersetzen nicht nur generell vermitteln, sondern uns auf das Fachübersetzen konzentrieren. Es geht also um die Übersetzung von Sachtexten, Fachtexten, von Wirtschaftskorrespondenz. Damit wollen wir den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes Rechnung tragen. Wo es weniger darum geht Gedichte, Lieder oder Romane zu übersetzen. Sondern viel mehr eben um die Kommunikation zwischen den einzelnen Unternehmen zu unterstützen.

    Doch der größte Vorteil ist die geographische Lage Zittaus.

    Ja, ein Vorteil bei uns ist natürlich die Nähe zur Grenze, auch für die Studenten ist das sehr schön, wenn man eine Fremdsprache lernt und am Nachmittag beim Ausflug entlang der Neiße einfach mal ausprobieren kann, ob Polnisch und Tschechisch in der Realität wirklich schon nutzbar sind.

    Grenznähe, dieses Wort hat zumindest für die Studierenden hier eine positive Bedeutung. Denn nicht nur Deutsche lernen hier die Sprache ihrer Nachbarn.

    Der Vorteil an der Hochschule Zittau/Görlitz besteht durch die Grenznähe... eigentlich darin, dass wir ein gemeinsames Studieren haben von deutschen und tschechischen Studenten einerseits und deutschen und polnischen Studenten andererseits. So dass man wirklich im Studium gemeinsam sich die Sprache, jeweils die andere Sprache aneignen kann.

    Und noch etwas macht den Studiengang in Zittau so attraktiv für deutsche, polnische und tschechische Studenten:

    Die Lehrveranstaltung bei Muttersprachlern ist ein weiterer Vorteil. Wir haben hier englische, polnische und tschechische Muttersprachler, sodass also gewährleistet wird, dass eine perfekte Aussprache ab dem ersten Jahr des Studiums möglich ist.

    Die Gegebenheiten an der eher kleinen Hochschule Zittau/Görlitz sind für die Übersetzer-Studierenden ideal. Und mit dem Beitritt Polens und Tschechiens zu Europäischen Union studiert man nun bald in der Mitte Europas. Damit steigen auch die Chancen auf einen Job.

    Die ersten Absolventen von unseren Übersetzer-Studiengängen haben wir bereits, zumindest im Übersetzer-Studiengang Englisch-Tschechisch. Sie haben gute Einsatzmöglichkeiten sowohl im Rahmen der Organisationen und Institutionen der Europäischen Union als auch hier im Dreiländereck, nicht nur als Reisebegleiter sonder auch als Dolmetscher und Übersetzer für die Unternehmen und die Region.