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Sprachkritik: Green Deal
"Grün ist immer gut"

Ist der Begriff Green Deal in der Klimadebatte zielführend? Ja, sagte der Germanist Jochen Hörisch im Dlf: Das Wort Deal habe zwar einen negativen Beigeschmack – sei aber ein angemessener Begriff, wenn man von der Wirtschaft gehört werden wolle, denn die verstehe nur "die Sprache der Preise".

Jochen Hörisch im Gespräch mit Kathrin Hondl |
FridaysForFuture Demonstration mit einen Plakat "The Green New Deal For Europe"
Green Deal - dieser Begriff erzeugt eine seltsame Spannung, meint Germanist Jochen Hörisch (imago )
Die Weltklimakonferenz ist in der Verlängerung - in Madrid wird hart und zäh gerungen: um die richtigen Forderungen und Formulierungen, die die Welt dem Ziel näher bringen sollen, Erderhitzung und Klimakrise wenigstens zu verlangsamen. In Brüssel hingegen ist man diese Woche sehr ambitioniert vorgeprescht: Die EU will Europa bis 2050 klimaneutral machen - mit dem sogenannten "European Green Deal" von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Deal "eigentümlich negativ besetzt"
Der Literatur- und Medienwissenschaftler Jochen Hörisch analysierte den Begriff Green Deal im Deutschlandfunk. Er erzeuge eine "seltsame Spannung", so Hörisch, denn hier treffen ein negativ besetztes und ein positiv besetztes Wort aufeinander: "Grün ist immer gut, das wissen wir nicht erst seit Greta Thunberg. Deal aber ist eigentümlich schlecht besetzt, das ist sozusagen Trump-Speach."
Letztendlich gehe es in der Klima-Debatte aber darum, eine Sprache zu finden, die die Wirtschaft versteht. Das sei die große Herausforderung: "Und das Grundproblem ist ja, dass die Wirtschaft schlechterdings nicht eine Sprache versteht, die da lautet: 'Leute beutet nicht aus!' oder 'Bitte, liebe Wirtschaft, nimm doch Rücksicht auf die Umwelt.' Die Sprache, die die Wirtschaft verstehe, seien sind Preise." Daher sei das Wort Deal trotz des negativen Beigeschmacks die angemessene Begrifflichkeit, wenn man von der Wirtschaft gehört werden wolle, so Hörisch.