"Wir haben grad die Information drei bis vier, die sich im trockenen Hungerstreik befinden, davon auch ein bis zwei Personen seit letztem Freitag. Die werden regelmäßig ins Krankenhaus gebracht zur Zwangsernährung. Größtenteils aber dann wieder zurück in die Abschiebehaft. Wir wissen leider nicht, was die Ärzte dazu sagen im Krankenhaus."
Student Peter ist Mitte 20 und einer der Sprecher des Protestcamps. Davon gibt es mehrere, aber der bekannteste ist nicht da: Dirk Stegemann – er fährt gerade zur Polizei in Frankfurt (Oder), um eine Demonstration für morgen in Eisenhüttenstadt anzumelden.
"Der hat Erfahrungen, was so ähnliche Veranstaltungen angeht - sprich Versammlungen, Dauerkundgebungen, mit Zelten. Die verschiedenen Aktionen – wie vorm Brandenburger Tor der Hungerstreik oder auch in München jetzt vor Kurzem."
Und auch in Eisenhüttenstadt - direkt vor dem Eingangstor der Abschiebehaft-Anstalt findet nun eine Dauerkundgebung statt.
Das Metalltor ist der einzige Zugang zu Brandenburgs zentralem Aufnahmelager für Flüchtlinge. Von hier werden die Menschen nach einem erfolgreichen Asylverfahren in die Gemeinden verteilt - oder eben abgeschoben. Nun hängen hier an den drei Meter hohen Metallzäunen Plakate mit der Aufschrift "Niemand ist illegal" oder "Stoppt die Eisenhüttenstädter Abschiebefabrik". Die Sprüche begutachtet auch Axel Vogel - Fraktionsvorsitzende der Grünen im Brandenburger Landtag.
"Um zu erfahren, was die konkreten Forderungen sind, was die konkreten Probleme sind, bin ich heute hier. Ich werde dazu mit den Einzelnen reden – soweit es mir möglich ist. Es handelt sich um einen Georgier und einen Pakistani."
Der grüne Landespolitiker Vogel ist das erste Mal hier. Er setzt sich für eine Änderung des Asylrechts ein und hofft, dass das Thema auch bis zur Bundestagswahl auf der Agenda bleibt.
"Das große Problem hier in Eisenhüttenstadt ist ja, dass die sogenannten Dublin2-Häftlinge hier einfahren. Das heißt, es handelt sich um Menschen, die aus einem sogenannten Drittstaat hier herkommen. Die also vielleicht in Griechenland oder in Polen vielleicht als erstes Mal den Boden der EU betreten haben. Aber jetzt hier in Deutschland als Erstes einen Asylantrag stellen und nun aufgrund einer etwas kruden EU-Vereinbarung wieder zurück geliefert werden sollen, um dort – wir wissen wie die Lage in Griechenland ist – mit welchen ausländerfeindlichen Tendenzen Ausländer dort zu kämpfen haben. Und ich denke, das ist ein Punkt, da muss auch bundesseitig etwas geschehen."
In Frankfurt (Oder) kommt derweil Camp-Mitorganisator Dirk Stegemann auf den Parkplatz der Polizeidienststelle. Der 45-Jährige mit den kurzen Haaren und den etwas schiefen Zähnen strahlt. Die Demo morgen wurde ohne Auflagen genehmigt. Inzwischen Routine für den "Vollzeit-Aktivisten", wie ihn die "taz" einmal nannte:
"Geht morgen durch Eisenhüttenstadt und vor allem beim Amtsgericht. So als Mittelpunkt der Kritik."
Stegemann ist in der DDR aufgewachsen. Er hat Geisteswissenschaften studiert. Nach der Wende zehn Jahre als Busfahrer gearbeitet. Dann schult er um – und 2006 zieht er um – nach Berlin zum Politikstudium. Seit dem ist er Aktivist. Er erinnert an die Deportation von Kindern zur Nazizeit. Er organisiert Demos gegen neue Parteien am rechten Rand und bezeichnet sie als Rassisten, und nun die Flüchtlinge.
"Ich will unterstützen. Ich möchte gerne, dass Abschiebeknäste abgeschafft werden, weil Flucht kein Verbrechen ist."
Stegemann zieht an einer Zigarette, er wirkt etwas abgemagert und erkältet. Dann erklärt er seine Arbeitsweise. Er sei Teil eines Netzwerkes. Unterstützer und Flüchtlinge seien gut verdrahtet – so wisse er sehr schnell, wenn ein Flüchtling in einem Lager einen Hungerstreik plane. Selbst anstiften würde er dazu nicht. Er halte sich raus.
"Weder noch. Also ich gehe erst mal davon aus. Menschen wollen nicht sterben. Sie sind nicht nach Deutschland gekommen, um hier zu sterben. Sondern es ist ein Zeichen, das sie setzen wollen. Und dann ist es auch Sache der Politik, auf diese Aktionsform zu reagieren. Ich will auch nicht, dass jemand stirbt. Nur die Frage ist für sie eben halt, was schlimmer ist."
Harte Maßnahmen in harten Zeiten, so scheint Aktivist Stegemann es zu empfinden. Das gilt auch für ihn. Seine Uni hat den 45-Jährigen mittlerweile exmatrikuliert, wegen Zeitmangel sagt er. Geld für Reisen und Aktionen sammelt er bei Vorträgen und Unterstützer-Partys. Und er hat seit April einen 400-Euro-Job im Berliner Abgeordnetenhaus. Bei der Grünen Canan Bayram. Er will sich aber keiner Partei zuordnen. Auch nicht bei der Bundestagswahl:
"Grundsätzlich sage ich mal, ist immer doch durchstreichen für mich die beste Alternative."
Trotzdem zählt seine Stimme. Weil er sie in vielen Aktionen zur Sprache bringt. Er ist gut vernetzt – bis in die Politik. Er wolle so weiter machen, solange es Rassisten und Nazis gibt. Nun Abfahrt – mit seinem roten Zweitürer-Pkw. Ziel: Protestcamp in Eisenhüttenstadt.
Student Peter ist Mitte 20 und einer der Sprecher des Protestcamps. Davon gibt es mehrere, aber der bekannteste ist nicht da: Dirk Stegemann – er fährt gerade zur Polizei in Frankfurt (Oder), um eine Demonstration für morgen in Eisenhüttenstadt anzumelden.
"Der hat Erfahrungen, was so ähnliche Veranstaltungen angeht - sprich Versammlungen, Dauerkundgebungen, mit Zelten. Die verschiedenen Aktionen – wie vorm Brandenburger Tor der Hungerstreik oder auch in München jetzt vor Kurzem."
Und auch in Eisenhüttenstadt - direkt vor dem Eingangstor der Abschiebehaft-Anstalt findet nun eine Dauerkundgebung statt.
Das Metalltor ist der einzige Zugang zu Brandenburgs zentralem Aufnahmelager für Flüchtlinge. Von hier werden die Menschen nach einem erfolgreichen Asylverfahren in die Gemeinden verteilt - oder eben abgeschoben. Nun hängen hier an den drei Meter hohen Metallzäunen Plakate mit der Aufschrift "Niemand ist illegal" oder "Stoppt die Eisenhüttenstädter Abschiebefabrik". Die Sprüche begutachtet auch Axel Vogel - Fraktionsvorsitzende der Grünen im Brandenburger Landtag.
"Um zu erfahren, was die konkreten Forderungen sind, was die konkreten Probleme sind, bin ich heute hier. Ich werde dazu mit den Einzelnen reden – soweit es mir möglich ist. Es handelt sich um einen Georgier und einen Pakistani."
Der grüne Landespolitiker Vogel ist das erste Mal hier. Er setzt sich für eine Änderung des Asylrechts ein und hofft, dass das Thema auch bis zur Bundestagswahl auf der Agenda bleibt.
"Das große Problem hier in Eisenhüttenstadt ist ja, dass die sogenannten Dublin2-Häftlinge hier einfahren. Das heißt, es handelt sich um Menschen, die aus einem sogenannten Drittstaat hier herkommen. Die also vielleicht in Griechenland oder in Polen vielleicht als erstes Mal den Boden der EU betreten haben. Aber jetzt hier in Deutschland als Erstes einen Asylantrag stellen und nun aufgrund einer etwas kruden EU-Vereinbarung wieder zurück geliefert werden sollen, um dort – wir wissen wie die Lage in Griechenland ist – mit welchen ausländerfeindlichen Tendenzen Ausländer dort zu kämpfen haben. Und ich denke, das ist ein Punkt, da muss auch bundesseitig etwas geschehen."
In Frankfurt (Oder) kommt derweil Camp-Mitorganisator Dirk Stegemann auf den Parkplatz der Polizeidienststelle. Der 45-Jährige mit den kurzen Haaren und den etwas schiefen Zähnen strahlt. Die Demo morgen wurde ohne Auflagen genehmigt. Inzwischen Routine für den "Vollzeit-Aktivisten", wie ihn die "taz" einmal nannte:
"Geht morgen durch Eisenhüttenstadt und vor allem beim Amtsgericht. So als Mittelpunkt der Kritik."
Stegemann ist in der DDR aufgewachsen. Er hat Geisteswissenschaften studiert. Nach der Wende zehn Jahre als Busfahrer gearbeitet. Dann schult er um – und 2006 zieht er um – nach Berlin zum Politikstudium. Seit dem ist er Aktivist. Er erinnert an die Deportation von Kindern zur Nazizeit. Er organisiert Demos gegen neue Parteien am rechten Rand und bezeichnet sie als Rassisten, und nun die Flüchtlinge.
"Ich will unterstützen. Ich möchte gerne, dass Abschiebeknäste abgeschafft werden, weil Flucht kein Verbrechen ist."
Stegemann zieht an einer Zigarette, er wirkt etwas abgemagert und erkältet. Dann erklärt er seine Arbeitsweise. Er sei Teil eines Netzwerkes. Unterstützer und Flüchtlinge seien gut verdrahtet – so wisse er sehr schnell, wenn ein Flüchtling in einem Lager einen Hungerstreik plane. Selbst anstiften würde er dazu nicht. Er halte sich raus.
"Weder noch. Also ich gehe erst mal davon aus. Menschen wollen nicht sterben. Sie sind nicht nach Deutschland gekommen, um hier zu sterben. Sondern es ist ein Zeichen, das sie setzen wollen. Und dann ist es auch Sache der Politik, auf diese Aktionsform zu reagieren. Ich will auch nicht, dass jemand stirbt. Nur die Frage ist für sie eben halt, was schlimmer ist."
Harte Maßnahmen in harten Zeiten, so scheint Aktivist Stegemann es zu empfinden. Das gilt auch für ihn. Seine Uni hat den 45-Jährigen mittlerweile exmatrikuliert, wegen Zeitmangel sagt er. Geld für Reisen und Aktionen sammelt er bei Vorträgen und Unterstützer-Partys. Und er hat seit April einen 400-Euro-Job im Berliner Abgeordnetenhaus. Bei der Grünen Canan Bayram. Er will sich aber keiner Partei zuordnen. Auch nicht bei der Bundestagswahl:
"Grundsätzlich sage ich mal, ist immer doch durchstreichen für mich die beste Alternative."
Trotzdem zählt seine Stimme. Weil er sie in vielen Aktionen zur Sprache bringt. Er ist gut vernetzt – bis in die Politik. Er wolle so weiter machen, solange es Rassisten und Nazis gibt. Nun Abfahrt – mit seinem roten Zweitürer-Pkw. Ziel: Protestcamp in Eisenhüttenstadt.