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Sprechende Schreibmaschine

Medizin. - 800 Aussteller aus 31 Ländern präsentieren auch in diesem Jahr wieder alle möglichen Hilfen für behinderte Menschen auf der Rehacare in Düsseldorf. Traditionell großen Raum nehmen dabei High-Tech-Helfer ein, die Blinden und Sehbehinderten das Leben erleichtern sollen. Weitere Angebote helfen zum Beispiel sprachbehinderten Menschen bei der Kommunikation.

Kay Müllges |
    Manager, Banker und andere wichtige Menschen schmücken sich gerne mit dem Nokia Communicator. Denn der ist Handy und Organizer in einem und ist so, zu einem allerdings stolzen Preis, eine Art mobiles Büro. Nun mag man über Sinn und Unsinnen dieses Accessoires streiten, aber unstrittig dürfte sein, dass auch Menschen mit Behinderungen, wenn sie denn wollen, solche Dinge nutzen können sollten. Und zumindest für Blinde ist das jetzt möglich. Was das sprechende Handy der Firma Handy-Tech alles kann erklärt Bianca Hacker:

    Ich habe einen Terminkalender, ich habe ein Office, ein kleines, eine etwas eingeschränktere Version, aber immerhin, mit Word und Excel, ich habe eine Adressverwaltung, ich kann direkt aus meinem Adressbuch heraus telefonieren, direkt daraus SMS und E-Mails versenden und natürlich auch empfangen. Ich kann mir schnell eine Notiz machen, ich kann mir Zusatzprogramme installieren, wie fremdsprachige Wörterbücher, habe eine Uhr, einen Wecker und einen Taschenrechner, also alles, was man so braucht.

    Um all diese Möglichkeiten nutzen zu können, muss der Blinde einen Nokia Communicator mit einer entsprechenden Software ausstatten, die die Sprachausgabe von beispielsweise E-Mails ermöglicht. Zusätzlich kann er das Gerät mit einer eigens entwickelten Dockingstation verbinden und dann auch Nachrichten in Braille-Schrift auslesen oder versenden. Die schöne neue Mobilfunkwelt hat allerdings auch für Blinde ihren Preis: rund 4600 Euro kostet das Komplettgerät. Speziell an Menschen mit schweren Sprachbehinderungen, beispielsweise nach einem Schlaganfall oder bei ALS-Patienten, richtet sich eine auf der Rehacare vorgestellte Weltneuheit. Spok 21, die Abkürzung steht für sprachorientiertes Kommunikationsgerät, ist im Grunde eine sprechende Schreibmaschine. Der Benutzer tippt ein, was er sagen will und das Gerät gibt diese Sätze als Sprache aus. Um die Bedienung noch mehr zu vereinfachen sind eine Reihe von Standardphrasen per Tastendruck abzurufen, erklärt Jürgen Rühmann von der Firma IGEL:

    Ich hab verschiedene Speicherfunktionen, sodass ich auf verschiedene Situationen reagieren kann. Ich habe sonst noch die Möglichkeit, verschiedene Texte, die in der alltäglichen Kommunikation immer wieder vorkommen, Standardsachen, Standardphrasen fest abzuspeichern, sodass ich in verschiedenen Situationen sehr schnell Sätze produzieren kann.

    Mit einem speziellen Klingelton kann der Benutzer auf sich aufmerksam machen. Darüber hinaus kann das Gerät an verschiedenste Behinderungen angepasst werden. Nach einem Schlaganfall beispielsweise ist bei vielen Patienten ja nicht nur die Sprachfähigkeit gestört, sondern auch die Motorik eingeschränkt, das heißt das Tippen eines Satzes fällt nicht unbedingt leicht.

    Das Gerät ist modular aufgebaut, das heißt, ich kann verschiedene Tastaturen adaptieren. Hier ist zum Beispiel eine Folientastatur, die Schmutz abweisend ist und resistent gegen Feuchtigkeit, Speichelfluss, Dreckeinflüsse. Ich kann aber auch andere Tastaturen einfach an diesem Gerät adaptieren. Ich habe so die Möglichkeit, auch Leuten mit verschiedenen motorischen Einschränkungen den Zugang zu ermöglichen. Es gibt hierfür eine Flexiabdeckplatte, so eine Fingerführung, das Leute mit einem leichten Tremor oder so nicht versehentlich eine zweite Taste drücken, sondern immer angeleitet werden diese eine Taste zu drücken.

    2700 Euro kostet die sprechende Schreibmaschine, in diesem Fall werden die Kosten allerdings von den Kassen übernommen.