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Sprechender Teppich

Informationstechnik. - Aus scheinen die Zeiten für den Strichcode, der Waren universell auszeichnen kann. Der Nachfolger heißt RFID, dessen Funketiketten drahtlos auslesbar sind und vielseitige Anwendungen bieten. So ausgerüstete Teppiche mutieren damit gar zum Fremdenführer.

Von Wolfgang Noelke |
    In der so genannten "analogen" Welt bleiben die Besucher besonders in großen unübersichtlichen Verwaltungsgebäuden sich selbst überlassen. Ein Teppich mit passiven und aktiven RFID-Chips könnte die fremde Besucherin direkt und in deren Landessprache zum gewünschten Büro lotsen. RFIDs sind hauchdünne Folien mit einem Chip und einer Antenne. Funkt ein RFID-Scanner einen Chip an, dann reagiert der Chip und übermittelt eine eindeutige, weltweit einmalige Kennung. Die unter dem Teppichboden verlegten RFID-Chips reagieren, wenn ein Mensch mit Scanner darüber läuft, mit ihrer Kennung. Würde die Besucherin sich verlaufen und die falschen RFIDs anstrahlen, sofort würde sie auf den richtigen Weg gelotst, denn...

    "...an der Rezeption erhalten Sie einen PDA, der Ihnen den Weg weist und bei der entsprechenden Flurtüre dann darauf aufmerksam macht, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben..."

    ...blickt Thomas Weber, Entwicklungsleiter der Vorwerk-Teppichwerke weit in die Zukunft. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Bislang sind nur passive RFID-Chips unter dem Teppich verlegt, an denen sich ein Reinigungsroboter orientiert – auch hier strahlt ein Lesegerät - ein kleiner Sender - die Funkchips, die das Signal mit ihrer Identifikationsnummer zurücksenden. Wie auf den Planquadraten eines Stadtplans fährt der Roboter stur seine Strecke ab. Doch in ferner Zukunft, so Thomas Weber soll das System intelligent werden:

    "Im Bereich der Alten- oder Seniorenpflege wäre es denkbar, dass zum Beispiel so ein Bewohnerzimmer mit diesen Chips ausgestattet ist und wenn jetzt dieser Bewohner des Nächtens vielleicht aus dem Bett fällt und sich dabei verletzt, würde dann der Chip melden, hier ist eine ungewöhnliche Bewegung passiert, und dem Servicepersonal eine entsprechende Nachricht zukommen lassen."

    Zurück zur Gegenwart – die ist im Moment noch etwas ernüchternd, aber voll künftiger Möglichkeiten: Zum ersten Mal wird auf einer Messe eine nur teilweise ausgereifte Technik vorgestellt: Sie funktioniert bereits sehr gut im Bereich der Lagerhaltung, solange man nur Paletten mit den Funkchips ausrüstet. Einzelne Produkte mit Funkchips auszurüsten, vermeidet man momentan - einerseits, weil die Chips noch relativ teuer sind, hauptsächlich aber wegen technischer Probleme: An Behältern mit Flüssigkeiten oder an der Dose Katzenfutter versagen die meisten Funkchips, weil Blech und Flüssigkeiten den Empfang stören. Stan Drobac, Vizepräsident des Herstellers Avery Dennison:

    "Flüssigkeiten und Metalle können schwierig sein. Dieser Funkchip hier, wurde entwickelt für mit Flüssigkeiten und Metallen gefüllte Kartons wie diesem und funktioniert, weil in der Antenne eingebaute Verstärkerelemente die Probleme dieser Materialien ausgleichen. Das ist ein gutes Beispiel für die zunehmende Verbesserung dieser Technik, wobei wir auch lernen, mit diesen Problemen umzugehen. Aber wir haben ein Problem in dieser Halle, womit wir noch nicht klarkommen: Es ist hier sehr schwierig, die Arbeitsweise zu demonstrieren, weil in dieser Halle der von zu vielen anderen Lesegeräten produzierte Elektrosmog den exakten Arbeitsablauf stört."

    So ist die CeBIT in diesem Fall gleichzeitig auch wissenschaftliches Entwicklungslabor der Hersteller, um künftig beispielsweise mit dem sprechenden RFID-Handschuh die richtigen Produkte im Regal zu finden:

    "Holen Sie bitte Milka-Joy und scannen Sie es. 797, Richtig! Der Scanvorgang war nicht erfolgreich. Bitte scannen Sie erneut! Falsches Produkt! Bitte holen Sie Milka-Joy..."