"Das ist die Herausforderung, diesen Sprung zu schaffen von der Schön-Wetter-Sportlerin zu ner Wintersportlerin! Ich mache Weitsprung, da muss ich kurz vor dem Brett die Maximal-Geschwindigkeit haben. Wenn ich am Bob stehe, stehe ich da, um im nächsten Moment zu explodieren, ich muss sofort alles geben - das ist der große Unterschied."
Der Reiz des Neuen - der Wechsel vom Stadion zum Eiskanal - lockte die Weitspringerin Lisette Thöne. Seit kurzem schiebt die 22jährige den Bob im Europacup an. Erfolgsaussichten sind ein wichtiger Wechselgrund. Mit einer Bestleistung von 6,11 Meter lässt sich keine deutsche Meisterschaft gewinnen. Im Bobsport ist dagegen irgendwann der Weltcup in Reichweite. Gelernte Leichtathleten mit Mut sind im Bob immer gefragt. Bestes Beispiel: der gegenwärtige Bob-Bundestrainer, der im Bob Olympiasieger wurde, betont Sportwissenschaftler Falk Schade:
"Wobei gerade das Beispiel Christoph Langen ein glänzendes ist, weil er Zehnkämpfer war und von der Anschieberposition auf die Pilotenposition gewechselt ist, was natürlich den immensen Vorteil hatte, dass quasi die Pilotenposition athletisch kein Ausfall war.
Das heißt: Er hat drei Leute hinter sich gehabt und er selbst war ein vollwertiger Anschieber. Das bedeutet noch mal bessere Startzeiten."
Das Dauerproblem für Athleten, die zwei Sportarten leistungsmäßig betreiben, liegt im hohen Zeit- und Energieaufwand: Wer Bob fährt, muss oft in ferne Kontinente reisen. Dadurch ist ein geordnetes Lauf- und Sprung-Training kaum möglich. Außerdem erfordert der Anschiebe-Job jede Menge Krafttraining. Dadurch wird zu viel Körpermasse für den Weitsprung aufgebaut. Die Leichtfüßigkeit geht verloren. Zweiter Knackpunkt: Wer zwei Karrieren verfolgt, steigert die Verletzungsgefahr. Zumindest im Kopf des Trainers, sagt Jenna Mohr aus Willingen:
"War zugleich beim Fußball Landesliga, da haben meine Trainer irgendwann gesagt: 'Jenna, du musst dich entscheiden, entweder professionell Skispringen oder Fußball.' War schwer, aber das Skispringen ist schon eine Sportart, die einen fasziniert."
Jenna Mohr ließ den Fußball als Leistungssport daher sein. Immerhin wurde sie bei der Skisprung-WM 2009 Fünfzehnte. Konsequent zweigleisig fährt hingegen Daniela Iraschko: Die Österreicherin mit dem gewissen Sturkopf hütet im Sommer das Tor des Bundesligisten Wacker Innsbruck. Im Winter zählt für die 27-Jährige nur das Skispringen. Iraschko wurde 2011 sogar Weltmeisterin am Holmenkollen.
"Fußball ist der perfekte Ausgleich für mich. Ich denke, dass es der Sprungtrainer mittlerweile akzeptiert und sagt: 'Okay, wenn es dich glücklich macht, dann mache es.'"
Ob Iraschko künftig weiterhin Tore verhindert, ist fraglich: Im Herbst führt der Weltskiverband den Weltcup der Skispringerinnen ein. Dann werden womöglich Sponsoreninteressen der Torfrau in die Parade fahren. Am ehesten kommt es zu Doppelkarrieren, wenn sich die Wettkampfzeit der beiden Sportarten klar auf zwei Jahreszeiten verteilen lassen.
Ein gutes Beispiel dafür ist Katharina Molitor. Die deutsche Speerwurfmeisterin von 2010 spielt seit zwölf Jahren zugleich hochklassig Volleyball. Genauso wie die Skispringerin Iraschko genießt sie die Abwechslung und das Mannschaftsgefühl im Teamsport. Im kommenden Herbst tritt Molitor sogar in der ersten Bundesliga an: Doch vertragen sich die zwei Sportarten auch motorisch betrachtet?
"Ganz sicher bin ich mir da nicht, der Schlag beim Volleyball ist schon ein anderer. Beim Volleyball profitiere ich natürlich unheimlich viel von der Athletik des Wurftrainings. Meine Technik beim Angriff ist glaube ich schon Speerwurf-belastet. Aber umgekehrt glaube ich nicht, dass das Volleyball so viel Einfluss auf den Speerwurf nimmt."
Der Wechsel von einer Sportart zu anderen gelingt wohl am ehesten im Ausdauerbereich: Die US-Amerikanerin Beth Heiden war 1979 Gesamt-weltmeisterin im Eisschnell-Lauf, ein Jahr später Rad-Weltmeisterin im Straßenrennen - mit gerade einmal 21 Jahren! Andrea Eskau aus Bergheim kombiniert - ebenso wie Heiden - Rad- und Wintersport. Nur ist die querschnittgelähmte Psychologin inzwischen 40 und trotzdem extrem siegeshungrig.
"Freunde sehen das natürlich so ein bisschen mit lachendem Auge und sagen: 'Wildes Huhn! Verrückte Nudel - die muss halt überall mitmachen.' Also meiner Fantasien werden da keine Grenzen gesetzt, noch mehr Sportarten zu beginnen."
Eskau holte 2008 in Peking bei den Paralympics Gold mit dem Handbike und mischte sich wenig später unter die Skilangläufer - der Skischlitten zunächst als Aufbautraining. Ihr Traum insgeheim: die Paralympics Vancouver 2010. Ein paar Trainingsmonate reichten ihr für die Winterspielpremiere. Auf Anhieb holte Eskau im Langlauf und Biathlon Edelmetall.
Der Reiz des Neuen - der Wechsel vom Stadion zum Eiskanal - lockte die Weitspringerin Lisette Thöne. Seit kurzem schiebt die 22jährige den Bob im Europacup an. Erfolgsaussichten sind ein wichtiger Wechselgrund. Mit einer Bestleistung von 6,11 Meter lässt sich keine deutsche Meisterschaft gewinnen. Im Bobsport ist dagegen irgendwann der Weltcup in Reichweite. Gelernte Leichtathleten mit Mut sind im Bob immer gefragt. Bestes Beispiel: der gegenwärtige Bob-Bundestrainer, der im Bob Olympiasieger wurde, betont Sportwissenschaftler Falk Schade:
"Wobei gerade das Beispiel Christoph Langen ein glänzendes ist, weil er Zehnkämpfer war und von der Anschieberposition auf die Pilotenposition gewechselt ist, was natürlich den immensen Vorteil hatte, dass quasi die Pilotenposition athletisch kein Ausfall war.
Das heißt: Er hat drei Leute hinter sich gehabt und er selbst war ein vollwertiger Anschieber. Das bedeutet noch mal bessere Startzeiten."
Das Dauerproblem für Athleten, die zwei Sportarten leistungsmäßig betreiben, liegt im hohen Zeit- und Energieaufwand: Wer Bob fährt, muss oft in ferne Kontinente reisen. Dadurch ist ein geordnetes Lauf- und Sprung-Training kaum möglich. Außerdem erfordert der Anschiebe-Job jede Menge Krafttraining. Dadurch wird zu viel Körpermasse für den Weitsprung aufgebaut. Die Leichtfüßigkeit geht verloren. Zweiter Knackpunkt: Wer zwei Karrieren verfolgt, steigert die Verletzungsgefahr. Zumindest im Kopf des Trainers, sagt Jenna Mohr aus Willingen:
"War zugleich beim Fußball Landesliga, da haben meine Trainer irgendwann gesagt: 'Jenna, du musst dich entscheiden, entweder professionell Skispringen oder Fußball.' War schwer, aber das Skispringen ist schon eine Sportart, die einen fasziniert."
Jenna Mohr ließ den Fußball als Leistungssport daher sein. Immerhin wurde sie bei der Skisprung-WM 2009 Fünfzehnte. Konsequent zweigleisig fährt hingegen Daniela Iraschko: Die Österreicherin mit dem gewissen Sturkopf hütet im Sommer das Tor des Bundesligisten Wacker Innsbruck. Im Winter zählt für die 27-Jährige nur das Skispringen. Iraschko wurde 2011 sogar Weltmeisterin am Holmenkollen.
"Fußball ist der perfekte Ausgleich für mich. Ich denke, dass es der Sprungtrainer mittlerweile akzeptiert und sagt: 'Okay, wenn es dich glücklich macht, dann mache es.'"
Ob Iraschko künftig weiterhin Tore verhindert, ist fraglich: Im Herbst führt der Weltskiverband den Weltcup der Skispringerinnen ein. Dann werden womöglich Sponsoreninteressen der Torfrau in die Parade fahren. Am ehesten kommt es zu Doppelkarrieren, wenn sich die Wettkampfzeit der beiden Sportarten klar auf zwei Jahreszeiten verteilen lassen.
Ein gutes Beispiel dafür ist Katharina Molitor. Die deutsche Speerwurfmeisterin von 2010 spielt seit zwölf Jahren zugleich hochklassig Volleyball. Genauso wie die Skispringerin Iraschko genießt sie die Abwechslung und das Mannschaftsgefühl im Teamsport. Im kommenden Herbst tritt Molitor sogar in der ersten Bundesliga an: Doch vertragen sich die zwei Sportarten auch motorisch betrachtet?
"Ganz sicher bin ich mir da nicht, der Schlag beim Volleyball ist schon ein anderer. Beim Volleyball profitiere ich natürlich unheimlich viel von der Athletik des Wurftrainings. Meine Technik beim Angriff ist glaube ich schon Speerwurf-belastet. Aber umgekehrt glaube ich nicht, dass das Volleyball so viel Einfluss auf den Speerwurf nimmt."
Der Wechsel von einer Sportart zu anderen gelingt wohl am ehesten im Ausdauerbereich: Die US-Amerikanerin Beth Heiden war 1979 Gesamt-weltmeisterin im Eisschnell-Lauf, ein Jahr später Rad-Weltmeisterin im Straßenrennen - mit gerade einmal 21 Jahren! Andrea Eskau aus Bergheim kombiniert - ebenso wie Heiden - Rad- und Wintersport. Nur ist die querschnittgelähmte Psychologin inzwischen 40 und trotzdem extrem siegeshungrig.
"Freunde sehen das natürlich so ein bisschen mit lachendem Auge und sagen: 'Wildes Huhn! Verrückte Nudel - die muss halt überall mitmachen.' Also meiner Fantasien werden da keine Grenzen gesetzt, noch mehr Sportarten zu beginnen."
Eskau holte 2008 in Peking bei den Paralympics Gold mit dem Handbike und mischte sich wenig später unter die Skilangläufer - der Skischlitten zunächst als Aufbautraining. Ihr Traum insgeheim: die Paralympics Vancouver 2010. Ein paar Trainingsmonate reichten ihr für die Winterspielpremiere. Auf Anhieb holte Eskau im Langlauf und Biathlon Edelmetall.