Im bosnischen Tuzla lagern hunderte Leichensäcke in langen Regalen in einem Kühlraum. Die Knochen darin wurden in verschiedenen Massengräbern Bosniens entdeckt. Die Anthropologin Laura Yazedijan hat einige Knochen auf einem Edelstahltisch ausgebreitet.
"In Bosnien versuchen wir, eines der größten forensischen Puzzles der Welt zu lösen. Die Identifizierung der Leichen wäre ohne Untersuchungen der Erbmoleküle unmöglich. Die Entdeckung der Gräber und die Exhumierung der Knochen sind nur die ersten Schritte eines Prozesses."
Wissenschaftler von ICMP, der Internationalen Kommission für vermisste Personen, haben in Sarajevo ein modernes DNA-Labor aufgebaut. Viele tausend Blutproben von Angehörigen aus der Region haben die Experten genommen, um die genetischen Fingerabdrücke der Angehörigen mit dem Erbmaterial aus den Knochen zu vergleichen. Yazedijan:
"Unser DNA-Labor wird immer besser. Einerseits werden die Knochen immer älter und enthalten durch Verwesung immer weniger und schlechteres Erbmaterial. Andererseits sind die Methoden zur DNA-Gewinnung inzwischen so gut, dass sich das noch nicht auswirkt."
Zunächst wird ein Teil des Knochens abgesägt und das Knochenpulver in eine wässrige Lösung gegeben. Dann beginnt die Extraktion der DNA. Die Reste der Erbmoleküle müssen aus dem Knochen heraus gelöst werden. Damit dieser schwierige Prozess schnell abläuft, verwendet das DNA-Labor in Sarajevo einen neuen Automaten. Ein würfelförmiger Kasten mit einer blauen Scheibe. Etwa 60 Zentimeter Kantenlänge, etwas größer als ein Mikrowellen-Gerät. Entwickelt wurde dieser Automat namens QiaCube vom Biotechnologie und Diagnostik-Unternehmen Qiagen in Hilden bei Düsseldorf. Der neue Automat ist zuverlässiger und vor allem schneller als Handarbeit im Labor, so der Qiagen-Wissenschaftler Mario Scherer.
"Ich habe jetzt hier mein Probenmaterial. Das stelle ich jetzt vorne in das Gerät in diesen sogenannten Lyseblock, wo im Prinzip das Material zugänglich gemacht wird für die spätere Extraktion. Das heißt: Es werden zunächst zelluläre Bestandteile aufgelöst, so dass das Erbgut freigesetzt wird."
Mario Scherer schließt den Automaten, tippt einige Befehle in ein Tastenfeld, und im Innern beginnt automatisch die Reinigungsprozedur. Zur Reinigung der Erbmoleküle enthält der Würfel so genannte Säulen. Das sind Plastikröhrchen, gefüllt mit einem Material, das die Erbmoleküle an sich bindet und von störenden Substanzen trennt. Scherer:
"In diesen Säulen befinden sich Filtereinsätze, in denen dann das Erbgut spezifisch gebunden wird, während alle anderen Bestandteile des Probenmaterials entweder direkt durchfließen in dieser Extraktionsprozedur oder später in verschiedenen Waschschritten entfernt werden, so dass ich hier ganz am Ende wieder ein Probengefäß entnehmen kann, in dem dann meine reine extrahierte DNA vorhanden ist."
Im DNA-Labor der ICMP in Sarajevo hat sich der Automat bewährt. Und er wird weiterhin gebraucht, erklärt Laborleiter Rene Huel. Denn viele der exhumierten Knochen sind nur schwer einzelnen vermissten Personen zuzuordnen. Die Täter haben vieles getan, um ihre Verbrechen zu verschleiern.
"Ein Körper liegt nicht immer in einem einzigen Grab. Manche sind auf vier oder fünf Grabstellen verteilt. Und wir müssen die richtigen Knochen zusammen bringen, um die vermissten Personen ihren Familien zurück zu geben."
Insgesamt haben die Experten des ICMP das Schicksal von mehr als 15.000 vermissten Personen in Srebrenica und anderen Regionen Bosniens aufgeklärt. Aber längst noch nicht alle Proben konnten zugeordnet werden. Im letzten Jahr von Juli 2009 bis Juli 2010 konnte das ICMP weitere 775 Opfer identifizieren. Die Leichen haben die Wissenschaftler den Angehörigen übergeben, damit sie zum Jahrestag des Massakers von Srebrenica, am 11. Juli, beigesetzt werden können.
"In Bosnien versuchen wir, eines der größten forensischen Puzzles der Welt zu lösen. Die Identifizierung der Leichen wäre ohne Untersuchungen der Erbmoleküle unmöglich. Die Entdeckung der Gräber und die Exhumierung der Knochen sind nur die ersten Schritte eines Prozesses."
Wissenschaftler von ICMP, der Internationalen Kommission für vermisste Personen, haben in Sarajevo ein modernes DNA-Labor aufgebaut. Viele tausend Blutproben von Angehörigen aus der Region haben die Experten genommen, um die genetischen Fingerabdrücke der Angehörigen mit dem Erbmaterial aus den Knochen zu vergleichen. Yazedijan:
"Unser DNA-Labor wird immer besser. Einerseits werden die Knochen immer älter und enthalten durch Verwesung immer weniger und schlechteres Erbmaterial. Andererseits sind die Methoden zur DNA-Gewinnung inzwischen so gut, dass sich das noch nicht auswirkt."
Zunächst wird ein Teil des Knochens abgesägt und das Knochenpulver in eine wässrige Lösung gegeben. Dann beginnt die Extraktion der DNA. Die Reste der Erbmoleküle müssen aus dem Knochen heraus gelöst werden. Damit dieser schwierige Prozess schnell abläuft, verwendet das DNA-Labor in Sarajevo einen neuen Automaten. Ein würfelförmiger Kasten mit einer blauen Scheibe. Etwa 60 Zentimeter Kantenlänge, etwas größer als ein Mikrowellen-Gerät. Entwickelt wurde dieser Automat namens QiaCube vom Biotechnologie und Diagnostik-Unternehmen Qiagen in Hilden bei Düsseldorf. Der neue Automat ist zuverlässiger und vor allem schneller als Handarbeit im Labor, so der Qiagen-Wissenschaftler Mario Scherer.
"Ich habe jetzt hier mein Probenmaterial. Das stelle ich jetzt vorne in das Gerät in diesen sogenannten Lyseblock, wo im Prinzip das Material zugänglich gemacht wird für die spätere Extraktion. Das heißt: Es werden zunächst zelluläre Bestandteile aufgelöst, so dass das Erbgut freigesetzt wird."
Mario Scherer schließt den Automaten, tippt einige Befehle in ein Tastenfeld, und im Innern beginnt automatisch die Reinigungsprozedur. Zur Reinigung der Erbmoleküle enthält der Würfel so genannte Säulen. Das sind Plastikröhrchen, gefüllt mit einem Material, das die Erbmoleküle an sich bindet und von störenden Substanzen trennt. Scherer:
"In diesen Säulen befinden sich Filtereinsätze, in denen dann das Erbgut spezifisch gebunden wird, während alle anderen Bestandteile des Probenmaterials entweder direkt durchfließen in dieser Extraktionsprozedur oder später in verschiedenen Waschschritten entfernt werden, so dass ich hier ganz am Ende wieder ein Probengefäß entnehmen kann, in dem dann meine reine extrahierte DNA vorhanden ist."
Im DNA-Labor der ICMP in Sarajevo hat sich der Automat bewährt. Und er wird weiterhin gebraucht, erklärt Laborleiter Rene Huel. Denn viele der exhumierten Knochen sind nur schwer einzelnen vermissten Personen zuzuordnen. Die Täter haben vieles getan, um ihre Verbrechen zu verschleiern.
"Ein Körper liegt nicht immer in einem einzigen Grab. Manche sind auf vier oder fünf Grabstellen verteilt. Und wir müssen die richtigen Knochen zusammen bringen, um die vermissten Personen ihren Familien zurück zu geben."
Insgesamt haben die Experten des ICMP das Schicksal von mehr als 15.000 vermissten Personen in Srebrenica und anderen Regionen Bosniens aufgeklärt. Aber längst noch nicht alle Proben konnten zugeordnet werden. Im letzten Jahr von Juli 2009 bis Juli 2010 konnte das ICMP weitere 775 Opfer identifizieren. Die Leichen haben die Wissenschaftler den Angehörigen übergeben, damit sie zum Jahrestag des Massakers von Srebrenica, am 11. Juli, beigesetzt werden können.