Er werde dann Lesungen veranstalten, aus seinen Memoiren.
Der frühere georgische Präsident und sowjetische Außenminister führt damit nur eine alte Tradition fort. Einhundertfünfzig Jahre nach Turgenjew und Dostojewski sind sie wieder da; oder immer noch: die Russen; in dem Badeort im Nordschwarzwald. Das hat Tradition.
Oktoberrevolution, Zweiter Weltkrieg, Stalingrad, Stalinismus, Kalter Krieg, Perestroika, im Casino lässt sich das leicht vergessen, über die Zeiten hinweg.
Das Bonner Haus der Geschichte will in sechs großen Stationen im Rahmen der deutsch - russischen Kulturbegegnungen 2003/04 an die wechselvolle Geschichte dieser Beziehungen zwischen Russland und Deutschland erinnern. In einer Art Tour de force wird durchs 20.Jahrhundert geritten. Bewusst möchte man die "Verengung des Blicks auf die traumatischen Erfahrungen von Krieg und Diktatur vermeiden."
Stattdessen soll es ein "repräsentativer Querschnitt deutsch-russischer Begegnungen" sein.
Von Rainer Maria Rilke Begeisterung für und geistiger Heimat in Russland ist gleich zu Beginn des Katalogs die Rede. Eine versöhnlichere Seite der deutsch-russischen Begegnungen soll also auch gezeigt werden.
Ausstellungsmacher Christian Peters hat den Zugang von der Gegenwart her gewählt. In Berlin Treptow etwa steht das monumentale sowjetische Ehrenmal, das bi vor kurzem noch baufällig und dringend sanierungsbedürftig war.
Diese Spuren sind im Bewusstsein unterschiedlich präsent. Das ist auch unser Zugang gewesen. Es gibt Spuren, die sind auf den ersten Blick noch da. Wir hatten Anfang des Jahres die Erinnerung an Stalingrad, jeder verbindet was damit, jeder kann was dazu sagen. Während Wünsdorf, die ehemalige Kommandozentrale der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland – ein riesiges Gelände – mehr oder weniger verfällt und genauso verfällt wie diese ehemalige Kommandozentrale, geraten natürlich auch diese Ehrenmäler der russischen Streitkräfte in Vergessenheit.
Weil aber die Väter, die in Kriegsgefangenschaft waren, weniger werden, man sie bald nicht mehr fragen kann, und sie ohnehin meist wortkarg sind, hat diese Ausstellung gerade im Hinblick auf Vorkrieg, Krieg und Nachkrieg so viel Sinn. Deutsch-russische Plakate über das Ende des Aufenthalts der russischen Armee nach dem 2+4 Vertrag von 1990 sind schön, aber um wie viel eindringlicher sind dann doch die originalen Arbeitsbücher der sowjetischen Kriegsgefangnen mit Name, Nummer, Bild und Tätigkeit, die Lagerberichte aus Stalingrad oder dem späteren Spezial- und Internierungslager Sachsenhausen. Wie so oft sind es die winzigen dinge, die viel sagen, weniger die großen Stein- und Marmorbüsten.
Wir haben zwei Knöpfe russischer Kriegsgefangenere in einer Vitrine. Diese Knöpfe tragen jeweils den rote Stern. Und die Träger dieser Uniform, der die Knöpfe gehörten, sind umgebracht worden in Buchenwald. Es sind nur zwei Knöpfe geblieben, aber es steht eine riesige Geschichte dahinter.
Oder auf der andern Seite, wir haben aus Workuta, das ist ja nun jenseits des Polarkreises, dieses berüchtigte Gulag-Lager, haben wir ein Gitter-Fenster bekommen. Also ein originales Gitter-Fenster, das in Workuta an einer Baracke angebracht war. Auch dieses Gitter-Fenster steht natürlich symbolisch für Tausende von Deutschen, aber auch Häftlinge anderer Länder, die im sowjetischen Gulag inhaftiert waren.
Hier hat das Bonner Haus seine Stärke. Nicht im Anschaulichkeits-Spektakel, sondern im Zeigen. Da wird alles lebendig, ist kein totes Vitrinenmaterial. Und damit es nicht nur so erdenschwer zugeht, darf's auch mal eine Joghurt-Werbung im russischen fernsehen der Gegenwart sein.
Russische Plakate mit Rotarmisten und der Aufforderung "Rotarmist errette uns" oder deutsche Nachkriegs-Wahlplakate, sowie große Bilder der "Sozialistischen Brüder" Walter Ulbricht und Nikita Chruschtschow sind am Ende dann doch wichtiger als virtuelle Rekonstruktionen des Bernsteinzimmers.
Wie fast immer, nur schade, dass über Bauhaus und Avantgarde, über Heinrich Böll und Lew Kopelew, nicht aber über Thomas Manns und Tolstoj gehandelt wird. Aber das ist verschmerzbar. Übrigens, in Baden-Baden lernt das Personal von Brenners Park Hotel jetzt wieder russisch.
Der frühere georgische Präsident und sowjetische Außenminister führt damit nur eine alte Tradition fort. Einhundertfünfzig Jahre nach Turgenjew und Dostojewski sind sie wieder da; oder immer noch: die Russen; in dem Badeort im Nordschwarzwald. Das hat Tradition.
Oktoberrevolution, Zweiter Weltkrieg, Stalingrad, Stalinismus, Kalter Krieg, Perestroika, im Casino lässt sich das leicht vergessen, über die Zeiten hinweg.
Das Bonner Haus der Geschichte will in sechs großen Stationen im Rahmen der deutsch - russischen Kulturbegegnungen 2003/04 an die wechselvolle Geschichte dieser Beziehungen zwischen Russland und Deutschland erinnern. In einer Art Tour de force wird durchs 20.Jahrhundert geritten. Bewusst möchte man die "Verengung des Blicks auf die traumatischen Erfahrungen von Krieg und Diktatur vermeiden."
Stattdessen soll es ein "repräsentativer Querschnitt deutsch-russischer Begegnungen" sein.
Von Rainer Maria Rilke Begeisterung für und geistiger Heimat in Russland ist gleich zu Beginn des Katalogs die Rede. Eine versöhnlichere Seite der deutsch-russischen Begegnungen soll also auch gezeigt werden.
Ausstellungsmacher Christian Peters hat den Zugang von der Gegenwart her gewählt. In Berlin Treptow etwa steht das monumentale sowjetische Ehrenmal, das bi vor kurzem noch baufällig und dringend sanierungsbedürftig war.
Diese Spuren sind im Bewusstsein unterschiedlich präsent. Das ist auch unser Zugang gewesen. Es gibt Spuren, die sind auf den ersten Blick noch da. Wir hatten Anfang des Jahres die Erinnerung an Stalingrad, jeder verbindet was damit, jeder kann was dazu sagen. Während Wünsdorf, die ehemalige Kommandozentrale der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland – ein riesiges Gelände – mehr oder weniger verfällt und genauso verfällt wie diese ehemalige Kommandozentrale, geraten natürlich auch diese Ehrenmäler der russischen Streitkräfte in Vergessenheit.
Weil aber die Väter, die in Kriegsgefangenschaft waren, weniger werden, man sie bald nicht mehr fragen kann, und sie ohnehin meist wortkarg sind, hat diese Ausstellung gerade im Hinblick auf Vorkrieg, Krieg und Nachkrieg so viel Sinn. Deutsch-russische Plakate über das Ende des Aufenthalts der russischen Armee nach dem 2+4 Vertrag von 1990 sind schön, aber um wie viel eindringlicher sind dann doch die originalen Arbeitsbücher der sowjetischen Kriegsgefangnen mit Name, Nummer, Bild und Tätigkeit, die Lagerberichte aus Stalingrad oder dem späteren Spezial- und Internierungslager Sachsenhausen. Wie so oft sind es die winzigen dinge, die viel sagen, weniger die großen Stein- und Marmorbüsten.
Wir haben zwei Knöpfe russischer Kriegsgefangenere in einer Vitrine. Diese Knöpfe tragen jeweils den rote Stern. Und die Träger dieser Uniform, der die Knöpfe gehörten, sind umgebracht worden in Buchenwald. Es sind nur zwei Knöpfe geblieben, aber es steht eine riesige Geschichte dahinter.
Oder auf der andern Seite, wir haben aus Workuta, das ist ja nun jenseits des Polarkreises, dieses berüchtigte Gulag-Lager, haben wir ein Gitter-Fenster bekommen. Also ein originales Gitter-Fenster, das in Workuta an einer Baracke angebracht war. Auch dieses Gitter-Fenster steht natürlich symbolisch für Tausende von Deutschen, aber auch Häftlinge anderer Länder, die im sowjetischen Gulag inhaftiert waren.
Hier hat das Bonner Haus seine Stärke. Nicht im Anschaulichkeits-Spektakel, sondern im Zeigen. Da wird alles lebendig, ist kein totes Vitrinenmaterial. Und damit es nicht nur so erdenschwer zugeht, darf's auch mal eine Joghurt-Werbung im russischen fernsehen der Gegenwart sein.
Russische Plakate mit Rotarmisten und der Aufforderung "Rotarmist errette uns" oder deutsche Nachkriegs-Wahlplakate, sowie große Bilder der "Sozialistischen Brüder" Walter Ulbricht und Nikita Chruschtschow sind am Ende dann doch wichtiger als virtuelle Rekonstruktionen des Bernsteinzimmers.
Wie fast immer, nur schade, dass über Bauhaus und Avantgarde, über Heinrich Böll und Lew Kopelew, nicht aber über Thomas Manns und Tolstoj gehandelt wird. Aber das ist verschmerzbar. Übrigens, in Baden-Baden lernt das Personal von Brenners Park Hotel jetzt wieder russisch.